Letztes Wochenende erst WEC in Spa, dann DTM-Auftakt in Hockenheim, jetzt in Barcelona wieder zurück im 'Stammland' Formel 1: Der Ausflug in andere Rennserien macht nachdenklich, führt verstärkt dazu, darüber nachzudenken, ob die Königsklasse nicht gewaltig aufpassen muss, wenn sie ihren Status auch als attraktivste Plattform in der Kosten-Nutzen-Relation für die großen Automobilhersteller behalten will.

Denn das ist ja das Ziel, auch der FIA, vor allem mit dem neuen Motorenreglement ab 2014 wieder mehr Hersteller in die Serie zu locken. Aber die Mischung aus massiven Geldausgaben am einen und ebenso massiven Finanzproblemen am anderen Ende des Starterfeldes, signifikant steigende Kosten gerade für die kleineren Teams durch das neue Antriebsreglement, kritischen Fragen aus Kreisen, die das 'grüne' Konzept des neuen Reglements sowieso mit Skepsis beurteilen - das alles hilft sicher nicht. Dazu kommen die aus Fansicht vielen berechtigten Kritikpunkte, die die Popularität der Formel 1 auch nicht gerade fördern: Hohe Eintrittspreise, mangelnde Zugänglichkeit der Fahrer, fehlende Präsenz in sozialen Netzwerken durch starke Beschränkungen von Seiten der FOM...

Wohin führt der Weg der DTM langfristig?, Foto: BMW AG
Wohin führt der Weg der DTM langfristig?, Foto: BMW AG

Im Vergleich die DTM: Die scheint sich in manchen Punkten ein bisschen in Richtung Formel 1 zu entwickeln. Mehr Show durch die neuen Reglementelemente DRS und Option-Reifen, das bringt sicher mehr Unterhaltungswert, allerdings schienen zumindest jetzt am Anfang einige Fans mit dem Durcheinander doch noch ein bisschen überfordert. Einige Kleinigkeiten gilt es dabei auch sicher noch zu verbessern, zum Beispiel die Reifenmarkierungen - die könnten wirklich besser sichtbar sein. Mit der geplanten Ausdehnung nach Japan und in die USA und der Idee eines zukünftigen internationalen Weltfinales ab 2016 möchten sich die Hersteller eine noch größere Bühne schaffen - ob das Konzept dann auch so aufgeht, ob die DTM-Autos weltweit die Faszination schaffen, die man sich erhofft?

Im Moment versucht man, erst einmal im Kleinen die Kosten unter Kontrolle zu behalten: Das auf zwei Tage zusammen gestrichene Programm soll da helfen, andererseits klagten in Hockenheim doch einige Fans, dass man jetzt doch sehr wenig fahrende DTM-Autos zu sehen bekomme - und das bei im Laufe der Jahre doch deutlich angestiegenen Preisen. Sicher immer noch niedrig im Vergleich zur Formel 1, aber 80 Euro für ein Südtribünen-Ticket plus 30 Euro Fahrerlagereintritt gehen halt nicht mehr bei allen Durchschnittsverdienern als günstiges Familien-Unterhaltungsprogramm durch.

Eine positive Überraschung bietet derzeit die WEC: Da ist eine Serie eindeutig auf dem Weg nach oben, das Drumherum inzwischen sehr professionell organisiert, eine technisch vor allem in der LMP1 sehr hochwertige Spielwiese für die Hersteller, dabei der Serie näher als die Formel 1, mit mehr Möglichkeiten zum Technologie-Transfer - und das doch, mal grob kalkuliert, zum halben Preis wie in der Formel 1. Nicht umsonst sollen ja Audi und Porsche im nächsten Jahr im direkten Vergleich herausfinden, welches Motoren- und Hybridkonzept am besten funktioniert - im Auftrag von Konzernchef Piech, der sozusagen den 'Testauftrag' gegeben hat.

In Spa bei der WEC war für reichlich Action gesorgt, Foto: DPPI
In Spa bei der WEC war für reichlich Action gesorgt, Foto: DPPI

Dazu gibt es für echte Rennsportfans hier wirklich etwas zu sehen: Zweimal zwei Stunden freies Training, Qualifying, alle Autos fahren auch mehr oder weniger die ganze Zeit, dann sechs Stunden Rennen, oft mit Entscheidungen in den allerletzten Runden. In Silverstone etwa in der LMP1, als sich dort die Audis bis zur letzten Runde bekämpften - und ohne Stallorder überholen durften. In Spa fielen sowohl in der LMP2 als vor allem auch in der GT-Klasse die Entscheidungen erst in den letzten Runden, bei den GTs, wo ja mit Ferrari, Aston Martin und Porsche auch drei Hersteller vertreten sind, lagen nach sechs Stunden die ersten drei Autos innerhalb von zehn Sekunden.

Und das alles bekommt der Fan zu einem äußerst günstigen Preis: 25 Euro kostete in Spa das Wochenendpaket, einschließlich Tribüne, Fahrerlager und Parkplatz, dazu gab´s noch ein paar Kleinigkeiten wie Programmheft oder Kappe gratis... Ein Schwachpunkt: Die TV-Tauglichkeit von Langstreckenrennen mag in der Zeit von Zapping und You-Tube-Schnipseln für viele begrenzt sein - echte Racefans lassen sich aber hoffentlich nicht abschrecken!