In Bahrain wurde Adrian Sutil nach einer Startkollision mit Felipe Massa weit zurückgeworfen. Beim Versuch, den Konkurrenten im Ferrari außen zu überholen, schlitzte sich der Force-India-Pilot den Reifen auf und büßte damit alle Chancen auf eine Fahrt in die Punkteränge ein. Das Malheur in der Frühphase des Wüsten-Grand-Prix hat bei dem Deutschen einen Denkprozess in Gang gesetzt. In Zukunft werde er versuchen, nicht gleich zu Beginn des Rennens alles auf eine Karte zu setzen. "Mit dem Auto und mit den Reifen ist es heutzutage etwas anderes", meinte er. "Man muss nicht mehr in den ersten Kurven so viele Fahrer wie möglich überholen - es geht auch im Rennen. Darauf muss man sich als Fahrer erst einmal einstellen."

Wichtig sei es aber, darauf zu achten, wer der zu Überholende denn ist - da gäbe es gewaltige Unterschiede. "Ein paar Fahrer sind ein bisschen unberechenbar, die gehen ein bisschen aggressiver zu Werke", erläuterte Sutil. Er für seinen Teil kämpfe am liebsten mit den Piloten, die in der WM-Wertung vorne liegen. "Es ist mir lieber, gegen die Piloten zu fahren, die um die WM kämpfen", so der 30-Jährige. "Die verhalten sich cleverer. Die fahren nicht auf Biegen und Brechen in eine Kurve und schauen dann mal, wer am Ende heil rauskommt. Sie können das Risiko besser einschätzen - das ist zumindest mein Gefühl - und wissen, das jeder Punkt zählt."

Besonders gefährlich sind seiner Meinung nach junge Fahrer und solche, die nichts zu verlieren beziehungsweise keine Siegchance haben - und ab und zu auch übermotivierte Teamkollegen. Generell zählt er Paul di Resta trotz des Zwischenfalls in China aber nicht dazu. "Natürlich sind wir in erster Linie Gegner, auch wenn wir in einem Team fahren", sagte Sutil. "Wir haben das geklärt. Ich weiß wirklich nicht, was er da vorhatte. Ich habe noch nie gesehen, dass man an der Stelle überholt." Wirklich einsichtig war di Resta aber offenbar nicht. "Es gibt solche Fahrer, die haben immer recht und wissen alles", berichtete Sutil. "Aber das ist am Ende mein Vorteil."

In Barcelona wähnt der WM-Zwölfte die Vorteile ebenfalls auf seiner Seite. "Es gibt keinen Grund, warum wie hier nicht stark sein sollten", sagte er. "Das Auto war bisher auf allen Strecken gut. Dass der Kurs hier nicht so hart zu den Reifen ist, kommt uns ebenfalls entgegen." Dass seine letzten drei Rennen jeweils von außerplanmäßigen Vorfällen beeinträchtigt wurden, tut seiner Zuversicht keinen Abbruch. "Ich glaube nicht an Glück und Pech - ich mache mein eigenes Glück", stellte er klar. "Ich werde auf jeden Fall versuchen, im Rennen das Beste herauszuholen. Es wäre natürlich toll, wenn es mit dem Podium klappt, das ist unser erklärtes Ziel."