Sebastian Vettel verpasste das Podium in Shanghai nur um 02, Sekunden. Nach dem dritten Rennen des Jahres äußerte der Weltmeister massive Kritik an den Pirelli-Reifen, die das Geschehen während des China-Wochenendes dominierten. "Das Kräfteverhältnis ist momentan ein Scherz", so der Red-Bull-Pilot. "Es hat nicht viel mit Rennfahren zu tun, wenn man nur die Reifen schont. Wenn man nur wegen der Reifen bis zu fünf Sekunden pro Runde verliert, dann hat das nicht viel mit dem Können des Fahrers und des Autos zu tun. Es macht schon Spaß, aber es ist anders."

Die Reifen waren am Rande des China Grand Prix das große Thema. Red Bull wählte schon im Qualifying einen anderen Ansatz bei Vettel im Vergleich zur Konkurrenz: Das Team verzichtete zugunsten der freien Reifenwahl auf eine bessere Startposition - ein seltenes Phänomen beim Weltmeister-Team, das mit dem RB9-Boliden bislang stets das dominante Auto am Samstag stellte. "Wir hatten ausgerechnet, dass wir mit dieser Strategie das bestmögliche Ergebnis erzielen können", sagte Sportberater Helmut Marko noch kurz vor dem Rennstart.

Die taktische Alternative hing auch mit der Hackordnung in Shanghai zusammen, denn diesmal war Red Bull nicht die Nummer 1, sondern ein wenig schwächer aufgestellt als Ferrari und Mercedes. Am Ende waren die Reifen jedoch der ausschlaggebende Faktor auf dem Shanghai International Circuit. "Der Speed ist da, aber im Rennen ist es schwer, wie schnell man fahren kann, weil man sich ständig die Reifen einteilt", so Vettel. "Früher konnte man jede Runde attackieren, aber jetzt fährt man ein bisschen im Dunkeln, was die Zweikämpfe angeht."

In einigen Phasen des Rennens habe Vettel seine direkten Kontrahenten sogar vorbeiziehen lassen um die Reifen länger am Leben zu halten - jedes Duell nutzt die fragilen Pneus noch stärker ab. "Ich habe heute zweimal versucht, mich nicht zu wehren, weil ich mir damit selbst ins Bein geschossen hätte", meinte der aktuelle WM-Führende. Gleiches gelte für Aufholjagden, auch wenn Vettel in den Schlussrunden auf seinen neuen, weichen Reifen drei Sekunden pro Runde auf Lewis Hamilton gutmachte: "Wir hätten schneller gekonnt, man kommt aber nicht so nah ran, gerade zum Überholen reicht es dann nicht. Die Vorderreifen leiden je mehr man hinterherfährt."