Die Wintertests gaben wenig Aufschluss darüber, welches Team zu Saisonbeginn das schnellste sein wird. Sebastian Vettel vertritt sogar die Meinung, dass die Ausgangslage noch nie so unberechenbar war wie 2013. Eine Einschätzung, die Whitmarsh teilt.

"Wir haben in der Vergangenheit schon oft gesehen, dass Testfahrten kein ausschlaggebender Faktor sind. In diesem Jahr waren noch dazu die Witterungsbedingungen sehr unterschiedlich. Alle Teams hatten Probleme mit Graining und ich befürchte, dass das auch in den Rennen der Fall sein könnte," äußerte Whitmarsh Sorgen bezüglich der Pirelli-Pneus. "Die Ingenieure halten es im Moment noch für ein Phänomen, das nur bei sehr niedrigen Temperaturen auftritt, aber ich kann mir vorstellen, dass wir beispielsweise in China damit konfrontiert sein könnten."

"Bei den Testfahrten hat sich aber natürlich gezeigt, dass Mercedes sich klar verbessert hat, und ich denke, dass McLaren, Ferrari und Red Bull in etwa auf dem selben Level sein werden. Aber man weiß nie, wie viel geblufft wird", gibt sich Whitmarsh betont vorsichtig.

Vorsichtig wohl auch aufgrund der Tatsache, dass sich McLaren im Gegensatz zu den anderen Spitzenteams für eine völlige Neuentwicklung anstatt einer Evolution des Vorjahresautos entschied. Whitmarsh hofft jedoch, dass sich der gewagte Schritt bezahlt macht: "Wir wären zu Saisonbeginn stärker, wenn wir das letztjährige Auto weiterentwickelt hätten. Jedoch wird es mit zunehmender Entwicklungsdauer immer schwieriger, ein Fahrzeug zu verbessern. Deshalb sind wir der Meinung, dass sich unsere Entscheidung bis zum Saisonende rentieren wird."

Definitiv nicht entwickeln wird man ein DRD, wie es bereits Red Bull, Lotus oder Sauber getestet haben. "Natürlich muss man sich ansehen, was so ein System bringt. Ich denke, die Möglichkeiten des DRD sind relativ begrenzt, deshalb liegt unser Fokus momentan nicht darauf", sieht Whitmarsh das System derzeit als wenig wichtig an.

Eine weitere Unbekannte bei McLaren ist Sergio Perez. Für den 22-Jährigen, der sich bei McLaren sehr gut eingefügt habe, wird die Saison 2013 mit Sicherheit zu einer großen Herausforderung. Beim Team ist man jedoch von den Fähigkeiten des Mexikaners überzeugt: "Sergio hat bereits erkannt, dass es mit viel Druck und Erwartungen verbunden ist, Pilot bei McLaren zu sein. Doch er weiß auch, dass bei uns alles für die Fahrer getan wird. Wir glauben an ihn und erwarten uns einige Siege von ihm."

Besonders wichtig für Perez wird laut Whitmarsh auch sein deutlich erfahrenerer Teamkollege Jenson Button sein: "Er hat ihn sehr gut im Team aufgenommen. Jenson hilft Sergio wo es nur geht. Doch auf der Strecke sind sie Konkurrenten und werden dementsprechend kämpfen. So soll es schließlich auch sein. Bei uns gibt es keinen Nummer-eins-Piloten."