Was gibt es zu den Motoren des Jahres 2014 zu sagen?
Zu aller erst sollten wir einen Blick auf die Regeln werfen - und noch nicht auf den Motor. Für 2014 sehen die Regularien eine maximale Betankung von 100 Kilogramm Benzin vor. Zum Vergleich: Aktuell liegt die typische Tankfüllung für ein Rennen bei rund 150 Kilogramm. Allerdings ist diese Änderung noch nicht ganz fixiert worden. Es würde jedoch bedeuten, dass wir zukünftig mit einem Drittel weniger Treibstoff die gleiche Distanz bestreiten müssten - aber das wollen wir natürlich mit dem gleichen Tempo wie bisher schaffen. Wir brauchen also einen um 30 Prozent effizienteren Antrieb.

Und an dieser Stelle kommt der neue Motor ins Spiel?
Nun, eigentlich ist es nicht mehr einfach nur der Motor. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen: Artikel 1.22 des technischen Regelbuchs bezieht sich fortan auf die Power Unit, den Antriebsstrang. Dieser umfasst den ICE (Internal Combustion Engine), das ERS (Energy Recovery System) und alle Hilfseinheiten, die diese beiden Dinge zum Funktionieren bringen. Aber warum Antriebsstrang? Es ist so: Im Laufe ihres Bestehens haben die heutigen V8-Motoren das KERS-Hybridsystem sozusagen angeschraubt bekommen. Das 2014er Triebwerk wurde jedoch von Beginn an mit integrierten Hybridsystemen entwickelt.

Interessant. Die Formel 1 liebt den Jargon - ICE und ERS klingen toll, aber was bedeuten diese Begriffe genau?
Der ICE ist das traditionelle Aggregat im Power Unit Paket, mit einer Kapazität von 1,6 Litern, Turbolader und direkter Kraftstoffeinspritzung ab einem Druck von 100 Bar. Die aktuellen Motoren haben eine Drehzahl von 18.000 Umdrehungen pro Minute, der ICE ist ab 2014 auf eine Drehzahl von 15.000 U/Min. beschränkt.

Für ERS gilt, es ist dasselbe wie KERS, bloß auf Steroiden: Wir sind nicht nur in der Lage, Energie zu ernten und an der Hinterachse einzusetzen, wir können jetzt das Gleiche mit dem Turbolader machen. Die kinetische Maschine nennt sich MGUK (Motor Generator Unit Kinetic) und die Maschine am Turbo ist eine MGUH ('h' für Heat). Es ist uns erlaubt, doppelt so viel Energie zu ernten und an der Hinterachse anzuwenden wie bisher - also 161 PS im Vergleich zu 80,5 heutzutage. Und wir dürfen insgesamt zehnmal so viel Energie einsetzen - 4 MJ im Vergleich zu 400 kj. Vereinfacht gesagt, bedeutet das: mehr Power über einen höheren Prozentsatz der Runde.

Die V8-Motoren haben bald ausgedient, Foto: Mercedes-Benz
Die V8-Motoren haben bald ausgedient, Foto: Mercedes-Benz

Und das hilft, die Effizienz zu verbessern?
Genau. Ein Teil des Effizienzgewinns kommt vom ICE, es läuft bei geringeren Geschwindigkeiten mit weniger beweglichen Teilen als der V8 und hat zudem den Vorteil des Turboladers; aber der andere Teil ist im ERS zu finden. Für die Energie, die wir im Motor verbrennen, gibt es heutzutage nur eine Möglichkeit, die Effizienz des Systems zu verbessern: durch KERS. Ab 2014 wird es sieben Wege geben, um die Energie im Auto zu behalten, anstatt sie über den Auspuff und die Bremsen zu verschwenden.

Das hört sich beeindruckend an. Ist das auch aufregend für die Fans?
Davon gehen wir aus. Ziel ist es, die gleiche Leistung von etwa 750 PS mit 30 Prozent weniger Kraftstoff zu erreichen. In Bezug auf den Klang gilt, der neue Motor ist aus zwei Gründen nicht so laut wie der aktuelle V8: wegen dem geringeren Speed und der Tatsache, dass der Turbo im Strömungsbereich des Auspuffs sitzt. Auf diese Weise wird Energie zurückgewonnen, die andernfalls als Hitze oder Lautstärke verloren gehen würde. Aber wegen der mechanischen Balance des V6-Motors, klingt er auch schöner. Wir sind zuversichtlich, dass es für die Fans eine aufregende Sache wird, wenn sie den neuen Motor auf der Strecke hören.

Welchen Einfluss wir der neue Motor auf die Rennen haben?
Zuallererst produziert er ein größeres Drehmoment als der V8, und das über einen größeren Leistungsbereich. Technisch gesprochen bedeutet das, der Grip des Autos wird am Kurvenausgang begrenzt sein. Für den Laien: Die Fahrer werden alle Hände voll zu tun haben. Ein weiterer Punkt ist, dass die intelligentesten Fahrer belohnt werden - der schnellste Weg, ein Rennen zu beenden, wird nicht immer offensichtlich sein. Die cleversten Fahrer werden sich wahrscheinlich am schnellsten an die neuen Herausforderungen anpassen.

Die Formel 1 wird also zu einem Rennen der Ökonomie - oder geht den Autos im letzten Rennabschnitt das Benzin aus?
Das ist eher unwahrscheinlich. Die Handhabung des Kraftstoffverbrauchs ist bereits ein entscheidender Teil der Formel 1 - und das wird bis 2014 so bleiben. Es ist zum Beispiel so, dass ein V8 die komplette Renndistanz heutzutage mit 11,6 Prozent weniger Kraftstoff bewältigen kann als 2006. Die Teams sind inzwischen sehr gut darin, den Kraftstoffverbrauch zu überwachen. Wir verfolgen jede Einspritzung in jeden Zylinder, deshalb wissen wir genau, wie viel Kraftstoff verbraucht wurde. Und es gibt über fünf Millionen Einspritzungen in einem durchschnittlichen Rennen. Letzten Endes werden 2014 der smarteste Fahrer und das schnellste Auto erfolgreich sein, damit bleibt die fundamentale Herausforderung der Formel 1 erhalten. Wir bringen eigentlich nur den Motor in den Motorsport zurück...