Mario Andretti ist in seiner aktiven Zeit im Motorsport beinahe alles gefahren, was vier Räder hatte. So siegte der Italiener bei den Indy 500 und holte sich 1978 die Weltmeisterschaft in der Formel 1. Wenngleich die Königsklasse schon zu seiner Zeit aufregend war, erlebt sie laut der Meinung des 72-Jährigen momentan einen ihrer besten Momente. "Die Strecken, die in den letzten Jahren entstanden sind, sind fantastisch, die Autos Höllenmaschinen", strahlte der ehemalige Lotus-Weltmeister.

Sie sei die einzige Rennserie, die nicht zu einer Einheitsklasse verkommen sei und die Teams seien sehr individuell. Auch aus technischer Sicht würde die Formel 1 auf einem extra Level stehen. Dieses Gefühl hatte der Sieger der Indy 500 aber bereits bei seiner ersten Fahrt. "Als ich das erste Mal in einem Formel-1-Auto gesessen bin, dachte ich nur: 'Das ist es!'", bezog sich Andretti auf den Vergleich zwischen den schwerfälligeren IndyCars und den wendigen Boliden der Formel 1. Dementsprechend würde er sich auch schweren Herzens für seine F1-WM entscheiden, wenn er zwischen ihr und dem Sieg bei den Indy 500 wählen müsste.

Formel 1 kämpfte mit zwei Problemen

Nun kehrt die Königsklasse nach fünf Jahren Pause wieder in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zurück, wohin Andretti bereits mit 19 Jahren auswanderte. Daher durfte er als einer von wenigen bereits ein paar Runden auf dem Circuit of the Americas drehen - mit seinem WM-Boliden. Wenn er die Wahl gehabt hätte, wäre sie aber auf den Lotus von 2010 gefallen, mit dem Jerome D'Ambrosio seine Runden drehte. "Wir hatten ein paar Autos vor Ort. Emotionen hin oder her. Ich wäre lieber im Lotus von 2010 gesessen", verriet Andretti dem Kurier. Schließlich wolle jeder Rennfahrer immer das schnellste Auto.

Wie viele Zuschauer am Wochenende die schnellen Autos sehen wollen, ist momentan noch die große Frage. Andretti ist aber fest überzeugt, dass die Formel 1 in den USA einen besseren Stand hat, als es scheint. Selbst die Fahrer seien keine Unbekannten. Lediglich Indianapolis war nicht der richtige Ort. "Erstens funktioniert es nicht, wenn du ein Oval hast und einen Straßenkurs hineinbaust. Der Kurs innerhalb des Ovals ist eine Micky-Maus-Strecke ", schilderte der Weltmeister, der als zweiten entscheidenden Faktor das Rennen von 2005 angab, in dem durch die Michelin-Probleme nur sechs Autos am Start waren.

In Austin würde aber alles besser werden, da durch die moderne Bauweise Sicherheit und Überholmöglichkeiten gegeben wären. Selbst der 72-Jährige kam ins Schwärmen. "Es geht rauf und runter, wir Rennfahrer lieben das. Und die erste Kurve ist der Hammer: Erst geht es steil bergauf, und dann wird es teuflisch eng. Das erinnert mich an Zeltweg."