Lewis Hamilton polarisiert wie kaum ein Zweiter in der Formel 1. Ob diskutable Twitter-Nachrichten, Star-Allüren oder Zwischenfälle auf der Rennstrecke - es vergeht kaum ein Wochenende, an dem der Brite nicht im Mittelpunkt diverser Kontroversen steht. Ein weiterer Vorwurf, der ihm häufig angelastet wird: Hamilton zeige kein Interesse an der technischen Komponente des Sports. Er nutzte am Rande des Großen Preis von Indien die Gelegenheit, mit diesem Vorurteil aufzuräumen. Hamilton klipp und klar: Dieser Vorwurf stimmt einfach nicht.

"Ich weiß nicht, wie die Leute auf so etwas kommen", reagierte er verdutzt auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com, warum er angeblich nur bedingt Interesse an technischen Aspekten zeige. "Es bekommt wohl kaum jemand mit, aber ich war schon immer an der technischen Seite interessiert. Wenn sie mich nur in der Teamfabrik sehen könnten: Ich bin während des Winters so oft dort, wahrscheinlich häufiger als jeder andere Fahrer hier."

Er sei sehr wohl an der Technik interessiert und sehr gut damit vertraut. "Ich weiß vieles über das Auto und studiere die technischen Aspekte. Ich glaube nicht, dass ich noch so viel mehr über das Auto lernen kann", betonte Hamilton. Dieser Teil einer Rennfahrerkarriere sei ein Prozess, vergleichbar mit der Schulzeit. "Man lernt das Auto immer besser kennen, wie in der Schule, wo man sich mit der Zeit in den verschiedenen Fächern immer besser auskennt", so Hamilton. "Man erfährt immer mehr über Dinge wie die Aufhängung, die Aerodynamik und wie das Auto überhaupt zusammen geschraubt wird."

Hamilton ist seit sechs Jahren für McLaren in der Formel 1 unterwegs und krönte seine Karriere bislang mit dem Weltmeistertitel 2008. Während er in diesem Zeitraum einiges über die technische Seite lernen konnte, hätten seine fahrerischen Fähigkeiten keinen derartigen Prozess durchlaufen. "In Sachen Fahrerfähigkeiten bin ich vielleicht ein bisschen besser geworden, aber ich bin in diesem Punkt schon seit langer Zeit stark", meinte Hamilton. Aber vom technischen Gesichtspunkt aus fühle ich mich wesentlich stärker."

In dieser Saison, seiner letzten für McLaren, hinkt Hamilton den Erwartungen hinterher. Als WM-Vierter hat er 62 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Sebastian Vettel. Zu wenig für die Ansprüche des Teams und ihn selbst, doch trotzdem zog er ein äußerst positives Zwischenfazit vor dem viertletzten Grand Prix des Jahres. "Wenn die Saison 2008 eine 8 aus 10 war, dann war dieses Jahr hier definitiv auch eine 8/10", so Hamilton. "Ich hatte viele starke Qualifyings, aber leider hatten wir in den Rennen nicht immer die besten Resultate."

Hamilton stellte seinen Chrompfeil in dieser Saison bislang bereits acht Mal in die erste Startreihe. Nun will er auch die letzten vier Rennen für McLaren in vollen Zügen genießen und dann ein neues Kapitel bei Mercedes aufschlagen. "Es ist zwar nichts Besonderes für mich, dass ich Nachfolger von Michael Schumacher werde. Aber es ist ein Privileg, für ein Team zu fahren, für das auch Schumacher fuhr."