Das mit dem vorzeitigen Geburtstagsgeschenk in Korea, das ich mir gewünscht hatte, hat ja nun leider nicht geklappt. Wir hatten von Anfang an ein sehr schwieriges Wochenende mit beiden Autos, durch die wir auch nie zu einem wirklich passenden Setup gekommen sind, was sich dann nicht nur im Qualifying, sondern auch im Rennen mit fehlendem Speed bemerkbar gemacht hat. So blieb es dann bei der trotzdem sehr schönen Geburtstagsüberraschung, die mir das Team am Sonntagabend noch mit meiner Lieblingstorte "Victoria's Sponge" gemacht hat - noch mal vielen Dank an alle.

Danach war gleich wieder ganz schön Stress angesagt, an meinem eigentlichen Geburtstag am Montag bin ich zurück geflogen, Dienstag war ich dann den ganzen Tag bei Williams im Werk, Besprechungen mit den Ingenieuren, ein bisschen Simulator fahren und auch insgesamt bei den vielen Mitarbeitern dort einfach mal wieder vorbei zu schauen. Das ist gerade bei einem Team wie Williams, wo unglaublich viele echte Motorsport-Enthusiasten arbeiten, sehr wichtig; auch für die Motivation, die Leute arbeiten ja sehr viel und hart. Deshalb mache ich das auch sehr gern, das ist ein wichtiger Teil meines Jobs, der mir aber auch wirklich Spaß macht, auch wenn ich ja sonst ganz gerne mal auch ein bisschen Zeit für mich allein habe.

Ein ganz anderes Gefühl

Am Mittwoch hatten wir dann in Silverstone den Williams-Partner-Tag, bei dem ich ein paar Runden im 1982er Williams, dem Weltmeister-Auto von Keke Rosberg, drehen durfte. Die Strecke war zwar noch ziemlich nass, aber trotzdem hat es eine Menge Spaß gemacht. Das ganz Besondere ist ja, dass man in diesem Auto sehr weit vorne sitzt, das bedeutet auch, dass die Lenkung ganz anders reagiert und man irgendwie das Gefühl hat, das eigene Heck sei einen Kilometer entfernt.

Bruno Senna bekam vom Team eine Geburtstagstorte, Foto: adrivo Sportpresse GmbH
Bruno Senna bekam vom Team eine Geburtstagstorte, Foto: adrivo Sportpresse GmbH

Danach habe ich mich dann noch längere Zeit in einem Renault Megane als Chauffeur unserer Gästen betätigt, am Donnerstag hatte ich dann wieder einmal einen Fahrtrainingstag mit Rob Wilson. Volles Programm also, und gar keine Zeit für eventuellen Jet-Lag, ich war abends immer so müde, dass ich problemlos schlafen konnte. Im Übrigen fällt mir die Zeitumstellung, wenn ich aus Asien zurückkomme, sowieso immer leichter als umgekehrt... In Japan hatte ich ein, zwei Nächte, wo das mit dem Schlafen nicht so gut geklappt hat.

Jetzt am Montag geht es dann schon wieder Richtung Indien. Wir hoffen natürlich, dass die Probleme, die wir in Korea hatten, dort Vergangenheit sind. Wir werden auch einen neuen Frontflügel haben, der war ja zumindest bei mir seit einiger Zeit immer wieder mal ein Verursacher von mehr oder weniger großen Problemen. Ich hoffe mal, dass das mit dem neuen dann jetzt alles klappt. Prinzipiell bin ich nämlich davon überzeugt, dass unser Auto auch jetzt gegen Saisonende immer noch schnell genug ist, um regelmäßig unter die Top Ten zu fahren, wenn wir ein Wochenende von Anfang an ohne größere Schwierigkeiten durchziehen können. Unser Speed hat in Singapur absolut gestimmt, auch in Japan war zumindest der Rennspeed okay. Korea war da wirklich eine Ausnahme, aber da hat, wie gesagt, von Anfang an nichts richtig gepasst. Und bei der heutigen Dichte der Konkurrenz hat man dann keine Chance mehr; es ist schon schwer genug, gut dabei zu sein, wenn alles glatt läuft.

Nicht verrückt machen

Natürlich ist es etwas frustrierend, wenn jetzt in der Endphase der Saison immer wieder Dinge dazwischen kommen, die gute Ergebnisse verhindern, auf die ja jetzt im Bezug auf nächstes Jahr noch einmal besonders geschaut wird. Aber ich mache mich deswegen auch nicht verrückt - es bringt nichts, sich aufzuregen, dadurch setzt man sich nur noch mehr unter Druck und am Ende geht dann eher noch weniger. Was ich in diesem Jahr auf jeden Fall wieder gelernt habe, ist, dass man im Rennsport oft einfach von Umständen abhängig ist, die man nicht wirklich beeinflussen kann.

Deswegen schaue ich mehr auf meine eigene Leistung, versuche, die realistisch zu beurteilen und zu sehen, was ich dem Team geben konnte. Und in der Beziehung bin ich eigentlich recht zufrieden. Natürlich habe ich den einen oder anderen Fehler gemacht, den ich absolut auf meine Kappe nehmen muss, wie etwa den im Qualifying in Singapur. Aber wenn ich insgesamt so zurückschaue, kann ich mir wirklich nicht allzu viel vorwerfen. Die Rennperformance hat eigentlich immer sehr gut gepasst, und auch in den Qualifyings war zumindest in der zweiten Saisonhälfte gar nicht so viel zu kritisieren, was in meiner Macht lag - da war auch manchmal eine Menge Pech dabei. Ich denke nur an die gelbe Flagge von Silverstone oder den Zwischenfall mit Vergne in Japan. Ich bin mir sicher: wenn mal alles zusammen passt, dann kommt auch das entsprechende Ergebnis.