Am kommenden Wochenende werden die Vertreter der Formel 1 wieder viel darüber sprechen, wie toll es ist, in Indien zu sein, wie beeindruckend das Land so ist und dass es schön sei, den Grand Prix im Kalender zu haben. Im Vorfeld gibt es aber durchaus auch kritischere Stimmen, denn nur toll ist es für die Teams nicht, wenn sie nach Indien reisen müssen. Mit der Reise auf den Subkontinent beginnt die Serie der letzten vier Saisonrennen, die alle außerhalb Europas stattfinden und da der Zoll in Indien relativ kompliziert sein kann, besteht die Angst, Teile entweder nicht ins Land oder nicht mehr heraus zu bekommen.

Daneben gibt es dann noch Probleme mit den Visa und teilweise auch mit der lokalen Küche, da nicht jeder Europäer die beste Verdauung dafür besitzt. Bevor man sich aber den Magen verderben kann, muss man erst einmal ins Land kommen und nachdem schon im Vorjahr einige Journalisten das Wochenende verpassten, weil sie kein Visa bekamen, warten dieses Jahr wenige Tage vor Beginn des Grand Prix wieder einige darauf, die Einreisegenehmigung zu erhalten. "Das letzte Mal waren wir schockiert. Dieses Jahr war es viel besser, aber das Problem besteht weiterhin. In anderen asiatischen Ländern geht die Freigabe viel schneller als in Indien", sagte ein namentlich nicht genannter FIA-Offizieller.

Es kann nervtötend sein

Als es 2004 erstmals nach China ging, gab es ähnliche Schwierigkeiten, dort wurde das aber alles schnell beseitigt. Im Unterschied zum Rennen in China ist der Grand Prix in Indien aber rein privat finanziert, der Staat hat beinahe gar nichts damit zu tun. Dadurch gibt es von offizieller Seite auch keinen Grund, den Formel-1-Reisenden Extrawürste zu gewähren. "Uns ist bewusst, dass der Prozess, um die Zollfreigabe zu erhalten, nervtötend sein kann. Die Organisatoren sind bereit, die temporäre Import-Abgabe zu bezahlen, sie wollen nur eine rasche Freigabe", sagte Vicky Chandhok, der Präsident des indischen Motorsport-Verbands.

Für McLaren-Technikdirektor Paddy Lowe ist das Rennen in Indien wegen der ganzen Schwierigkeiten das eigenartigste des Jahres - vor allem aber wegen des Zolls. Ferrari-Sportdirektor Massimo Rivola stimmte zu: "Das ist Tatsache. Wir versuchen, im Werk alles rauszuholen, damit wir keine Extraladung nach Indien schicken müssen, weil das Risiko besteht, dass wir die nicht an die Strecke bekommen. Und wenn man sie hinbekommt, dann weiß man nicht, ob man sie zum folgenden Rennen bringen kann. Das ist also ein gewisses Risiko."

Strecke soll besser sein

Da nach dem Rennen in Indien keine Pause ist, sondern am Wochenende drauf in Abu Dhabi gefahren wird, könnten Verzögerungen beim Zoll besonders haarig werden. Aber auch wenn man es nach Indien geschafft hat, kann es weitere Probleme geben. Einerseits die bereits angesprochenen Verdauungsschwierigkeiten, andererseits den chaotischen Verkehr. McLaren hat sich deswegen dieses Jahr näher an der Strecke einquartiert, da es im Vorjahr auf den Straßen einige Abenteuer zu viel gab. Behoben sollen dafür die Baumängel an der Strecke sein, wo im Vorjahr die Boxengebäude noch nicht ganz fertig waren und es immer wieder Stromausfälle gab. "Wir haben einen Bericht erhalten, dass es viele Wartungsarbeiten im Fahrerlager gab, also funktionieren die Einrichtungen dieses Jahr hoffentlich", sagte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh.