Als Reifenmörder ist der Marina Bay Circuit nicht gerade bekannt, aber wie bei allen anderen Rennen auch, wird die richtige Handhabung der Pneus auch beim Großen Preis von Singapur über Sieg und Niederlage entscheiden. "Das Rennen ist eine große Herausforderung für die Reifen. Wegen der ungewöhnlichen Umstände, unter denen das Rennen ausgetragen wird, sollten die Teams und Fahrer sehr gut über die Strategie nachdenken", meinte Pirelli-Boss Paul Hembery. "Die Bedingungen sind nicht mit Rennen zu vergleichen, die bei Tageslicht ausgetragen werden."

Die weiche und den superweiche Mischung, die von Pirelli nominiert wurden, stellen bereits einen großen Kontrast zu den Highspeedrennen in Spa und Monza dar. Der Verschleiß sollte den Teams allerdings keine allzu großen Probleme bereiten. "Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist nicht sehr hoch, deshalb sollte zu hoher Abbau kein Problem werden", prophezeite Hembery. "In den langsamen Kurven ist das Durchdrehen der Räder, das schnell zum Überhitzen führen kann, leichter zu kontrollieren.

Allerdings seien die streckenspezifischen Eigenheiten des Kurses nicht zu unterschätzen. "Ein Faktor, der mit Sicherheit eine Rolle spielt, ist das Safety-Car, dass bisher in jedem Rennen in Singapur auf die Strecke musste", erklärte der Brite. "Aus diesem Grund muss die Strategie effektiv, aber gleichzeitig auch flexibel sein, um schnell einen Vorteil aus einer potenziellen Neutralisationsphase ziehen zu können." Hinzu kommt eine Besonderheit, die die Teams bei der Wahl der Strategie unbedingt berücksichtigen müssen. Wegen der 404 Meter langen Boxengasse und dem niedrigen Speedlimit (60 km/h) gehören die Stopps in Singapur zu den längsten des Jahres.

Vielleicht waren die vielen Unwägbarkeiten der Grund dafür, dass sich Hembery bezüglich einer Taktik für Singapur nicht festlegen wollte. "Im Vorjahr hat Sebastian Vettel das Rennen mit einer Dreistopp-Strategie gewonnen, aber Lewis Hamilton wurde mit vier Stopps plus einer Durchfahrtsstrafe Fünfter", orakelte er. Sein Angestellter, Pirelli-Testfahrer Jaime Alguersuari, gab hingegen schon einmal einen Tipp ab. "Singapur ist ein bisschen wie Monaco, aber die Strecke macht mehr Spaß, weil es mehr Möglichkeiten zum Überholen gibt", erläuterte der frühere Formel-1-Fahrer. "Ich glaube nicht, dass eine Einstopp-Strategie wie in Monaco praktikabel ist; ich rechne mit zwei Boxenstopps, aber ich glaube nicht, dass der Abbau auf der Strecke übermäßig groß ist."

Auch Caterham-Pilot Heikki Kovalainen erwartet ähnliche Bedingungen wie im monegassischen Fürstentum. "Die Reifen sind die gleichen wie in Monaco. Auch wenn es heißer ist, erwarte ich in etwa den gleichen Verschleiß", sagte der Finne. "Wie immer in der bisherigen Saison wird auch in Singapur das Reifenmanagement ausschlaggebend für eine gute Performance sein." Knackpunkt für ein gutes Ergebnis sei es, das Auto perfekt abzustimmen. "Bremsstabilität und maximale Traktion sind die Schlüssel für ein gutes Setup", erklärte er. "Die Strecke verlangt sehr viel Downforce und hat immer noch sehr viele Bodenwellen, insbesondere in den Kurven 13 und 14."