Wurde ihm die Angelegenheit doch ein wenig zu heiß oder war es ein bewusstes Missverständnis der brasilianischen Medien, um Schlagzeilen zu generieren? Fakt ist: Nelsinho Piquet hat sich am Tag nach seinen kontroversen Äußerungen über Ayrton Senna erneut zu Wort gemeldet und ist zurückgerudert. Niemals habe er den in seiner Heimat als Volkshelden verehrten Ex-McLaren-Star beleidigen wollen - umso mehr war er nun darum bemüht, seine Äußerungen in den richtigen Kontext gesetzt zu sehen. In den Medien war Piquet, der zuletzt schon durch seine Kritik am aktuellen Lotus-Fahrerduo für Furore gesorgt hatte, mit den Worten zitiert worden: "Jemand wie Senna würde heutzutage in der F1 keinen Blumentopf mehr gewinnen."

Über seinen Sprecher Luis Ferrari ließ der 27-Jährige verkünden, dass es unter keinen Umständen so wäre, dass Senna heutzutage keine Siegchancen mehr besitzen würde - auch schoss er scharf gegen einige Vertreter der brasilianischen Presse, nur um sich kurz darauf in seiner Kolumne für Yahoo Esportes selbst zu Wort zu melden, Stellung zur Causa zu nehmen und seine Aussagen ins rechte Licht zu rücken, waren seiner Meinung nach zuvor doch auch schon seine Statements über Emerson Fittipaldi verunglimpft worden. "Ich habe erklärt, dass sich mein Vater nach seinem Karriereende mehr in den unternehmerischen Sektor zurückgezogen hat als andere, die dann weiterhin daran gearbeitet haben, sich als Person eher in die Öffentlichkeit zu stellen."

Auch Fittipaldi-Aussagen falsch

Goldene Achtziger: Senna & Piquet waren große Rivalen, Foto: Sutton
Goldene Achtziger: Senna & Piquet waren große Rivalen, Foto: Sutton

"Dafür habe ich Emerson Fittipaldi als Beispiel genannt. Deshalb habe ich aber noch lange nicht gesagt, dass der eine schlechter oder besser als der andere ist", so Piquet jr., der anfügte: "Genau in diesem Stil haben die Journalisten anschließend versucht, noch einen weiteren Unruheherd zu kreieren und zwar mit meiner Aussage über Ayrton Senna." Der ehemalige Renault-Pilot erklärte: "Ich habe gesagt, dass Senna, wenn er zehn Jahre früher gefahren wäre, nicht den Erfolg gehabt hätte, den mein Vater hatte." Als Begründung nannte der Brasilianer: "Es waren einfach unterschiedliche Zeiten und Realitäten. Beim Übergang von den Siebziger- zu den Achtzigerjahren war die Zuverlässigkeit der Boliden viel geringer und die Fahrer mussten deshalb auf der mechanischen Seite viel besser aufgestellt sein."

Sein Vater sei diesbezüglich das Vorbild schlechthin gewesen, lobte Piquet: "Es war sicher kein Zufall, dass mein Vater die Reifenwärmer und die aktive Radaufhängung entwickelt hat und den Turbomotor verbessert hat - auch hat er an diversen anderen Verbesserungen mitgearbeitet und jeder weiß das." Senna, der erst 1984 mit Toleman in die F1 kam, sei also in einer anderen Epoche eingestiegen. "Er fing ein bisschen später an, als es möglich war, fast die ganze Zeit über mit einhundert Prozent Performance zu fahren und ohne die Not, davor erst einmal ein ausgezeichneter Entwicklungsfahrer zu sein. Wie es auch bei mir der Fall war, ist Ayrton nach Europa gekommen und es ging ihm dabei nur um das pure Fahren."

"Er war superschnell und der Beste in Sachen reiner Speed - aber er hatte nicht mehr das gleiche Repertoire in Bezug auf die mechanischen Aspekte wie die Generation vor ihm. Auch musste er sich nicht so sehr darum sorgen, etwa auf das Getriebe zu achten oder den Motor zu schonen", so Piquet, der nach einem erfolglosen F1-Abenteuer und dem berüchtigten Crashgate-Skandal 2008 mittlerweile NASCAR-Truckrennen fährt. "Es ist ganz einfach: Jeder ist ein Abbild der Zeit in der er wirkt. Und jeder der beiden hat das getan, was er musste, um in seiner Ära zu dominieren, wenngleich es sich dabei eben um verschiedene Anforderungen handelte", meinte der Brasilianer in Bezug auf seinen Vater und Senna. "Es ist also alles ganz einfach - und ganz sicher nicht kontrovers."