Ferrari ist das Team der Stunde. Mit zwei Siegen in den letzten drei Rennen stellte der Traditionsrennstall aus Maranello seine wiedergefundene Stärke eindrucksvoll unter Beweis. Die roten Renner zu den alleinigen Favoriten auf den Sieg beim Großen Preis von Ungarn zu erklären, wäre allerdings voreilig. Fakt ist, seit dem Europa-Auftakt in Barcelona ist der F2012 auf Augenhöhe mit den anderen Top-Autos. Es bleibt aber die Frage, wie konkurrenzfähig das Auto ohne die fahrerische Klasse von Fernando Alonso ist.

Schon beim Deutschland-Grand-Prix waren Red Bull und McLaren, in Person von Sebastian Vettel und Jenson Button, zeitweise schneller unterwegs. Den Unterschied machte einmal mehr der spanische WM-Leader. Interessant wird sein, ob der Ferrari bei den zu erwartenden heißen und trockenen Bedingungen genauso gut zurechtkommt wie in Silverstone und Hockenheim. Zur Erinnerung: In Valencia, dem letzten Rennen mit warmen Temperaturen, war Alonso im Qualifying nur Elfter und Vettel bis zu seinem Ausfall deutlich schneller. "Wir denken nicht, dass wir das beste Auto bei trockenen Bedingungen haben", bestätigte Alonsos Renningenieur Andrea Stella.

Muss Fernando Alonso Sebastian Vettel auch in Budapest trösten?, Foto: Red Bull
Muss Fernando Alonso Sebastian Vettel auch in Budapest trösten?, Foto: Red Bull

Neben den Witterungsbedingungen spricht auch das Profil der Strecke für Red Bull. Auf dem kurvigen Kurs sind geglückte Überholmanöver eine Seltenheit - Grundvoraussetzung für ein gutes Resultat ist eine Startposition im Vorderfeld; und in den Qualifyings lagen Vettel und Mark Webber zuletzt immer vorne. Ob das auch beim Rennen in Budapest so sein wird, hängt allerdings davon ab, wie sich die allem Anschein nach unausweichlichen Veränderungen beim Motor-Mappings auf die Performance des RB8 auswirken.

Ein gewisser Druck lässt sich beim Weltmeisterteam nicht verleugnen. Um Alonso in der WM weiterhin Paroli zu bieten, muss auf dem Hungaroring eigentlich ein Sieg her. Motorsportberater Helmut Marko klang nicht unbedingt zuversichtlich. "Ohne einen Ausfall Alonsos wird es schwer", antwortete der Österreicher auf die Frage nach den Chancen im Titelkampf.

Doch die Konkurrenz beschränkt sich in Ungarn keinesfalls nur auf Ferrari. McLaren hat sein Leistungstief offenbar überwunden. Jenson Button zeigte mit seinem zweiten Platz von Hockenheim, dass die Chrompfeile wieder für Siege in Frage kommen. Auch beim elften Saisonrennen? "Unsere Pace von Hockenheim hat uns Mut gemacht - es kommt nur wie immer darauf an, dass wir fehlerlos durch Qualifying und Rennen kommen, damit wir am Ende in Schlagdistanz sind", meinte Vorjahressieger Button.

Teamkollege Lewis Hamilton pflichtete ihm bei. "Ich denke, es gibt gute Gründe, selbstbewusst zu sein. Unser Upgrade-Paket für Hockenheim scheint die Pace geliefert zu haben, die wir uns erhofft hatten", sagte der 27-Jährige. Die Bilanz spricht auf jeden Fall für das Team von Martin Whitmarsh. McLaren feierte bereits zehn Siege beim Großen Preis von Ungarn, fünf davon in den letzten sieben Rennen. Den Beweis, dass die Pace von Hockenheim kein Strohfeuer war, muss das Team aus Woking aber erst noch erbringen.

Die Sauber-Boliden zählen in Ungarn zu den Geheimfavoriten., Foto: Sutton
Die Sauber-Boliden zählen in Ungarn zu den Geheimfavoriten., Foto: Sutton

Während bei McLaren immerhin ein Aufwärtstrend zu erkennen war, ging die Entwicklung bei Mercedes genau in die entgegengesetzte Richtung. In Ungarn geht es wohl eher darum, den aktuell fünften Platz in der Team-Wertung zu verteidigen, als die Top-Teams anzugreifen. "Die letzten beiden Rennen haben gezeigt, dass uns noch rund eine halbe Sekunde pro Runde zum Siegen gefehlt hat. Aber allen im Team ist das klar und wir werden alles geben, um unser Auto weiterzuentwickeln und den Rückstand zu egalisieren", kündigte Motorsporchef Norbert Haug an. Die Performance von Hockenheim und der nicht unbedingt reifenschonende Kurs machen aber nicht unbedingt Hoffnung, dass es bereits in Ungarn soweit sein wird. Die zuletzt bärenstarken Sauber-Piloten auf Distanz zu halten, dürfte schwierig genug werden.

Insbesondere, dass der Sauber-Bolide äußerst schonend mit den Pneus umgeht könnte auf dem Hungaroring zum großen Vorteil werden. Dass der nötige Speed vorhanden ist, stellten Kamui Kobayashi und Sergio Perez in Deutschland nachdrücklich unter Beweis. Gleiches gilt für Lotus, das sich die Rolle des Geheimfavoriten mit dem schweizerischen Renstall teilt. Insbesondere bei heißen Bedingungen könnte das Team von Eric Boullier für eine Überraschung sorgen.