Die Reifen sind ein extrem wichtiger Bestandteil dabei zu erklären, warum in diesem Jahr so viele unterschiedliche Teams an der Spitze um Siege und Podiums kämpfen. Warum die großen Teams in der Reifen-Thematik keinen einfachen Stand haben, erklärte Helmut Marko bei einem Event in Graz. "Das liegt daran, dass Autos, die simpler in der Bauart sind, leichter in dieses Arbeitsfenster gekommen sind, in dem der Reifen optimal funktioniert", so der Motorsportberater von Red Bull. "Wir - und nicht nur wir - konnten unser kompliziertes und technologisch sicher eines der besten Autos gar nicht erst in diesen Bereich bringen."

Warum die Teams in dieser Saison so große Probleme mit den Pirellis hatten, führte der Österreicher noch einmal en Detail aus: "Normalerweise baut ein Reifen kontinuierlich ab - doch bei den aktuellen Pirelli-Mischungen kommt das von einer Runde auf die andere und dann ist er weg." Die extrem schnell verschleißenden Reifen können schnell die Rundenzeiten um mehrere Sekunden verschlechtern, wie man es in diesem Jahr schon häufig beobachten konnte. "Der Reifen ist sehr empfindlich, was die Aufwärmung betrifft", erklärte Marko weiter. "Er hat erst dann Grip, wenn er eine Temperatur erreicht hat, die in einem sehr kleinen Fenster liegt. Überhitzt man ihn einmal, dann erholt er sich kaum noch."

Natürlich haben die Teams auf dieses Phänomen reagiert und das Setup ihrer Autos auf die Reifen angepasst. "Wir stellen das Auto nicht mehr auf absoluten Speed ein", räumte Marko ein. "Wir wollen schnell genug sind, um im Qualifying möglichst weit vorne zu stehen. Von der Radgeometrie her stimmen wir das Auto aber so ab, dass der Reifen kalkulierbarer auf der Distanz hält." Inzwischen ist diese Kalkulation jedoch nicht mehr so berechenbar, wie es den Ingenieuren wohl lieb wäre. Auch nach dem achten Lauf des Jahres herrscht noch immer das große Rätselraten bezüglich der Reifen.

Marko zog ein Beispiel heran, um diesen Umstand zu verdeutlichen. "Ich glaube, es war in Malaysia bei Mark Webber: Wir sind mit der harten Mischung gefahren, gaben am Frontflügel zwei Klicks mehr, und auf einmal fuhr Mark 1,2 Sekunden schneller", so Marko. "Dann wechselten wir auf die weiche Mischung und waren plötzlich acht Zehntel langsamer." Marko meinte, dass Pirelli seine Aufgabe, die Formel 1 spannender zu gestalten, überzogen hätte.