Waren große Steigerungen nach einem eher blasseren Saisonstart in der jüngeren Vergangenheit eher die Domäne von McLaren, so hat Ferrari in diesem Jahr gezeigt, dass man ebenfalls stark nachlegen kann, wenn es zu Beginn nicht so klappt. Waren einige bereits drauf und dran, die Scuderia abzuschreiben, ist sie dank Fernando Alonso und einer gelungenen Entwicklungsarbeit weiter fest im Kampf um den Fahrertitel und hat nun auch ein Auto, das mehr als nur Defensive zulässt.

"Das liegt alles an der enormen Arbeit von einer Vielzahl an Leuten. Besonderes Augenmerk wurde auf Aerodynamik, Design und Fertigung gelegt", sagte Ferrari-Chefdesigner Nikolas Tombazis dazu. "Es war in den vergangenen Monaten wirklich intensiv, doch es brachte eine starke Steigerung in der Leistung des Autos. Wir haben vom ersten Test im Winter entschlossen daran gearbeitet, alle negativen Punkte zu beseitigen, die wir gefunden haben."

Die Sache mit dem Auspuff

Doch es wurde auch weiter experimentiert, so feierte eine verbesserte Variante des Auspuff-Designs vom Launch in Jerez sein Comeback. Laut Tombazis war das in Montreal eingesetzte System ein Cousin des Jerez-Layouts. "Das vorige war komplizierter und schuf verschiedene Probleme, wodurch es bei der Rundenzeit nichts brachte und der Fahrer keinen Vorteil spürte. Daher gaben wir es auf, während wir uns anderen Schwächen am Auto widmeten, bis wir dann den ersten großen Umbau hatten, der beim Spanien Grand Prix vonstattenging. Der hatte eine andere, zentrale Auspuff-Konfiguration. Das war an einem Punkt, an dem wir im Prinzip das ganze Auto neu gestaltet hatten."

Nikolas Tombazis musste viel am Ferrari herumdoktern, Foto: Ferrari
Nikolas Tombazis musste viel am Ferrari herumdoktern, Foto: Ferrari

So hatte Ferrari vom Vorderflügel, über den Diffusor, den Heckflügel, die Luftleitbleche und auch die Bremskanäle so ziemlich alles verändert. Aerodynamisch betrachtet war es ein neues Auto. "Wir arbeiteten aber weiter am Auspuff, um ein robusteres und einfacheres System zu entwickeln. Es ist aber immer noch mit dem Original verwandt und wir haben es in Kanada eingesetzt", berichtete Tombazis. Mit dem bislang zurückgelegten Weg zeigte sich der Chefdesigner zufrieden, vor allem in Hinblick darauf, wie es losgegangen war. Perfekt ist es natürlich noch nicht, denn auch bei Ferrari ist es das Ziel, Rennen zu dominieren und alles zu gewinnen.

Experimente in Valencia

Tombazis war aber bewusst, dass die Konkurrenz nicht schläft und ebenfalls an ihren Autos arbeitet. "Wir haben das Gefühl, dieses Technologie-Rennen wird bis zum Ende der Saison weitergehen. Unsere Arbeit läuft in der gleichen Intensität weiter und unser Plan ist es, bei jedem Rennen Entwicklungen zu bringen, angefangen mit Valencia: dieses Wochenende werden wir mit dem Vorderflügel und dem Unterboden experimentieren, während wir beim Auspuff weitere Ausbaustufen haben. Wir haben für die folgenden Rennen bereits andere Updates in der Pipeline und ich glaube, das wird bis zum letzten Rennen so weitergehen", sagte der Grieche.

Ein wichtiger Bereich wird dabei der Top-Speed sein, denn Ferrari hat da noch etwas Aufholbedarf. Tombazis erklärte aber, dass es aktuell schwieriger ist als früher, mehr Geschwindigkeit zu finden, da man das DRS berücksichtigen muss. "Das hat den optimalen Reibungswiderstand für ein Auto auf jeder Strecke verändert. Daher geht es nicht nur darum, einen Flügel zu bauen, der weniger Abtrieb und Reibung produziert, um höhere Geschwindigkeiten zu haben. Wir müssen am DRS selbst und der Reibung vom Rest des Autokörpers arbeiten. Wir haben Verbesserungen in dem Bereich gemacht, aber noch nicht genug, um die Lücke zu den Besten in diesem Segment ganz zu schließen", meinte er.