Du kommst als WM-Führender nach Kanada, aber trotzdem betonst Du immer wieder, dass es bei euch noch an einigem fehlt. Das verstehen einige nicht so ganz.
Fernando Alonso: Ich glaube, wir müssen einfach noch einen Sprung machen, an Performance, an reinem Speed. Denn in dieser Beziehung sind wir noch nicht konkurrenzfähig genug, um wirklich ganz vorne zu fahren. Sicher, wir haben mehr Punkte als alle anderen, aber das ist zum Teil auch ein paar Zufällen und bestimmten Umständen in den Rennen geschuldet, die in unsere Richtung gelaufen sind. Aber wenn ich mir zum Beispiel die Qualifyings anschaue, dann haben wir noch nie um die Pole kämpfen können und waren außer in Monaco nie komfortabel in Q3. Und auch in den Rennen waren wir nicht immer wirklich schnell genug.

Dennoch liegst du nach sechs Rennen in Führung.
Fernando Alonso: Ja und das stimmt uns optimistisch, dass wir, wenn wir das Auto jetzt noch weiter verbessern, erst recht gute Chancen haben. Aber wir müssen zulegen. Red Bull ist das einzige Team, das bisher zwei Mal gewonnen hat und McLaren wird sicher auch noch mit Lewis gewinnen. Auch Lotus kann gewinnen, es ist kein Geheimnis, dass die von der Performance sicher noch vor uns sind. Ich glaube, irgendwann wird sich ein kleinerer Kreis der Schnellsten herauskristallisieren und da muss man dann dabei sein. Da reicht es nicht mehr, konstant zu sein.

Ferrari war in Monaco stark. Viele sagen die Strecke hier sei in gewisser Weise ähnlich. Werdet ihr in Montreal also wieder stark sein?
Fernando Alonso: Warten wir ab. Es gibt gewisse Parallelen in der Beziehung, dass man in langsamen Kurven attackieren muss, dass die Traktion eine große Rolle spielt. Andererseits ist hier auch Topspeed sehr wichtig. Wir werden sehen. 2010, 2011 waren wir in Monaco auch gut und hier auch. Wir müssen ein gutes Wochenende hinkriegen und mit beiden Autos die positiven Signale bestätigen, die es zuletzt gegeben hat. Seit dem Mugello-Test haben wir das Auto verbessert und das zeigt sich auch in den Ergebnissen.

An ein paar Stellen heißt es, das sei dieses Jahr eine Reifen- und keine Fahrer-WM. Wie siehst du das?
Fernando Alonso: Nein, das ist sehr wohl eine Fahrer-WM. Es ist zwar in diesem Jahr alles weniger vorhersehbar, aber das liegt daran, dass die Autos so dicht zusammen sind, eben auch durch die neuen Regeln, die nicht mehr so viel Kreativität erlauben. Aber trotzdem hat es doch nicht einen Zufallssieger gegeben. Es haben immer die Leute gewonnen, die es auch verdient hatten, die wirklich das ganze Wochenende sehr stark waren. Jenson in Australien zum Beispiel, uns haben dann die Bedingungen auf den Intermediates in Malaysia halt besser gepasst als allen anderen. Nico hat Shanghai dominiert, auch Maldonado war in Barcelona die ganze Zeit sehr stark und Lewis hatte da nun mal die Strafe.