Am kommenden Wochenende steht der legendärste Stadtkurs der Formel-1-Geschichte auf dem Programm. Im Fürstentum Monaco drehen die Fahrer 78 Runden durch die engen Straßenschluchten von Monte Carlo und erreichen dabei Höchstgeschwindigkeiten bis 289 km/h. 62 Schaltvorgänge pro Runde summieren sich auf 4.836 im Laufe eines Rennens und fordern Mensch und Maschine.

Wenn der Polesetter seine Startposition verlässt, absolviert er gerade einmal 140 Meter bis zur ersten Kurve, der berühmten Sainte Devote - benannt nach der Kapelle, die dort steht. Anschließend klettern die Boliden in etwa 10 Sekunden 30 Meter zum Casino hinauf. Zur Mirabeau geht es wieder bergab. Vor allem an diesem Teil der Strecke machen den Fahrern und ihren Boliden die starken Bodenwellen zu schaffen. In der Mirabeau gibt es eine der wenigen Auslaufzonen, die mit einem bremsenden Material belegt wurde. "Abgesehen von der Auslaufzone in Sainte Devote und den kleinen Notausgängen in Mirabeau und der Hafenschikane gibt es keinen Platz für Fehler", weiß McLaren-Pilot Lewis Hamilton.

Winklige Stadtrundfahrt

Der kleinste Fehler wird bestraft, Foto: Sutton
Der kleinste Fehler wird bestraft, Foto: Sutton

Dann geht es durch den langsamsten Teil der Strecke - in der Hairpin, ehemals Loews-Kurve, schieben sich die Autos bei Tempo 45 eng zusammen. Nach der Portier geht es in den Tunnel unter dem Fairmont-Hotel. Auf den 670 Metern bis zu Chicane erreichen die Fahrer mit an die 289 km/h die Spitzengeschwindigkeit. Da es im vergangenen Jahr aufgrund der Bodenwellen in der Bremszone vor der Schikane zwei heftige Abflüge von Sergio Perez und Nico Rosberg gegeben hat, wurde der Asphalt geebnet. Zudem wurde die Barriere um 15 Meter nach hinten versetzt, indem der Kran an anderer Stelle aufgebaut wurde.

Nach der Schikane halten die Piloten auf die ebenfalls unfallträchtige Tabac-Kurve zu, ehe sie die Schwimmbad-Schikane erreichen. Mit 3,7 bzw. 3,6 G spüren die Piloten beim Durchfahren die höchste Querbeschleunigung des gesamten Kurses in ihren Nackenmuskeln. Mit La Rascasse durchfahren die Piloten anschließend eine weitere Schlüsselstelle, wo Überholmanöver, aber auch Unfälle möglich sind. Wer beim Herausbeschleunigen auf die Start-Ziel-Gerade quersteht, für den kommt die Streckenbegrenzung gefährlich nah - so knickte schon so manche Radaufhängung ab.

Zwischen Rascasse und Anthony Noghes liegt der Boxengasseneingang, der Ausgang kurz vor Start-Ziel wurde frisch überarbeitet. Ein Pflanzenkübel auf der rechten Seite wurde entfernt und ermöglicht den Fahrern so eine direktere Ausfahrt.

Groove wie nirgendwo sonst

Die Fans sind in Monaco hautnah dran, Foto: Sutton
Die Fans sind in Monaco hautnah dran, Foto: Sutton

Den Rundenrekord auf dem 3,340 Kilometer kurzen Kurs stellte Michael Schumacher im Jahr 2004 mit 1:14.439 Minuten auf. "Man könnte die Strecke mit einem guten Schuss Ironie als Widerspruch in sich betrachten - einerseits setzen wir Fahrer uns seit vielen Jahren erfolgreich für mehr Sicherheit an den Strecken ein, andererseits fahren wir freiwillig in Monaco", erklärt Schumacher die Besonderheit des Straßenkurses im Fürstentum. "Man kann es praktisch fühlen, wenn man es so grade an der Mauer vorbeischafft - aber es ist ein schönes Gefühl", meint Sebastian Vettel.

"Es ist vermutlich die Grand-Prix-Strecke, bei der das Gefühl für Geschwindigkeit am schönsten ist, besonders während der ersten Runden am Donnerstagmorgen, wenn es unrealistisch scheint, 750 PS zu kontrollieren in den engen, gewundenen Straßen des Fürstentums", schwärmt auch Jenson Button. "Aber es ist auch ein Ort, an dem man einen Groove findet wie nirgendwo sonst."

Die meisten im Fahrerlager sind sich einig: Monaco ist eine Fahrerstrecke. "Bei diesem Rennen geht es einzig um die Fahrer, denn es ist eine so einzigartig fordernde Strecke, die nach absoluter Präzision und Hingabe verlangt", erläutert Marussia-Teamchef John Booth. "Der einzige Trick bei dieser Strecke ist, Runde um Runde zu fahren und das Setup des Autos nicht zu sehr zu verändern, denn man findet mehr Zeit im Fahrer als im Auto", weiß auch HRT-Pilot Pedro de la Rosa.

Wer den Groove findet und die engen Straßen meistert, dem winkt am Sonntagnachmittag neben dem üblichen Schampus auch ein Dinner mit Fürst Albert II.