Mit dem Ende des Bahrain Grand Prix hatte die F1-Welt eigentlich gehofft, Rennen mit Unruhen im Land aus dem Weg zu haben und diesbezüglich eine ruhige Saison verbringen zu können. Nun sieht es aber so aus, als könnte es beim Kanada Grand Prix in Montreal in rund drei Wochen ebenfalls etwas unruhig zur Sache gehen. Zwar wird dort keine Bevölkerungsgruppe von einem Königshaus unterdrückt und es kommt nicht zu Folter oder ähnlichem, die Situation ist dennoch beunruhigend.

Größere Menschenansammlungen sind derzeit nicht ewünscht, Foto: Sutton
Größere Menschenansammlungen sind derzeit nicht ewünscht, Foto: Sutton

Bereits seit einigen Wochen gehen in Montreal die Studenten auf die Straße, weil die Studiengebühren über die nächsten fünf Jahre um rund 70 Prozent erhöht werden sollen. Eigentlich gab es am 5. Mai bereits eine Kompromissvereinbarung, die neue Stipendien, eine längere Phase für die Gebührenerhöhung und eine Erleichterung durch Verminderung anderer Gebühren vorsah, doch die Studentengruppen entschieden sich dagegen. Seitdem gab es immer wieder Demonstrationen, die teilweise auch gewalttätig wurden.

Viele Verhaftungen

So waren etwa am 19. und 20. Mai Demonstranten in der Innenstadt von Montreal unterwegs, die Straßen absperrten, dabei Steine und Ziegel warfen und Fenster beschädigten. Mehr als 300 Leute wurden verhaftet und es gab mehr als 20 Verletzte. Schon davor hatte die Polizei Proteste an einem Junior College unterbunden, die das Bildungshaus daran hindern wollten, seine Pforten zu öffnen. In der Université du Québec à Montréal trieben maskierte Demonstranten ihr Unwesen und brachen in Klassenräume ein.

Die Reaktion der Regierung sah bislang so aus, die Gesetze zu verschärfen, um die öffentliche Ordnung wieder herzustellen. Laut Gesetz 78 muss jede Gruppe von mehr als 50 Menschen nun acht Stunden vor ihrem Zusammentreffen die Polizei von einer geplanten Demonstration informieren - dazu muss die Route und die Endzeit der Demo angegeben werden. Eine Zusatzverordnung, die es verbietet, sich bei Protestmärschen die Gesichter zu verdecken, hat die Situation nicht unbedingt entschärft.

Wenig Verständnis

"Es mag zwar niemand getötet oder gefoltert werden, doch die Demonstranten sind im vergangenen Monat so ziemlich jeden Abend durch die Innenstadt von Montreal gezogen - das lief fast die vergangenen drei Monate so", sagte eine namentlich nicht genannte Quelle bei Pitpass. Da die Studiengebühren im Vergleich zu anderen Gebieten in Kanada aber bislang die niedrigsten sind, ist das Verständnis für die Proteste eher gering. "Aber einige junge Leute nutzen die Situation aus, um für Chaos zu sorgen. Molotov Cocktails wurden als Reaktion auf Anti-Protest-Vorschriften geworfen. Einmal wurden sogar Rauchbomben in der U-Bahn von Montreal gezündet. Niemand wurde verletzt, aber das Bahnsystem stand für ein paar Stunden."

Ruhe wäre erwünscht, Foto: Sutton
Ruhe wäre erwünscht, Foto: Sutton

Im Laufe des Grand Prix Wochenendes werden ein Großteil der rund 100.000 Fans die nahe an der Strecke liegende U-Bahn-Station nutzen. "Es würde nicht schwierig sein, noch einmal so etwas abzuziehen. Das Rennwochenende ist nur drei Wochen entfernt und es sieht finsterer denn je aus", sagte der Namenlose, der fest davon ausging, dass es während des Rennwochenendes Störungen geben wird.