Monaco ist ein einzigartiger Straßenkurs, der keine Hinweise darauf liefert, wie die Autos auf anderen Strecken abschneiden werden. Er ist einmalig. Das Strecken-Layout ist eng, es gibt keine schnellen Kurven, zwei kurze Geraden und mit 160 km/h den niedrigsten Rundenschnitt der ganzen Saison.

Überholen in Monaco ist eine schwierige Übung, Foto: Sutton
Überholen in Monaco ist eine schwierige Übung, Foto: Sutton

Traditionell ist Monaco die schwierigste Strecke, um zu überholen. Der Kurs ist schmal, überall sind Absperrungen und es gibt wenig Gelegenheiten, um neben ein anderes Auto zu ziehen. Der einzige wirkliche Überhol-Ort ist die Ausfahrt des Tunnels hin zur Schikane, aber die Fahrer müssen vorsichtig sein, weil es im Tunnel neben der Linie sehr schmutzig ist und man aufgrund des Staubs und des abgefahrenen Reifengummis den Grip verlieren kann - die Pirelli-Reifen, die heutzutage in der Formel 1 eingesetzt werden, lassen besonders viele Gummifetzen liegen.

Aus strategischer Sicht ist es ein sehr schwieriges Rennen, da das Fahren in langsamem Verkehr immer ein Problem darstellt und es mit 71 Prozent eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit für ein Safety Car gibt. So eine neutralisierte Rennphase kann einem die Strategie schnell auf den Kopf stellen.

Das Formbarometer

Das Qualifying ist in Monaco besonders wichtig und das trifft generell auf diese Formel-1-Saison zu, auch wenn der Abbau der Pirelli-Reifen die Rangordnung immer wieder durcheinander bringt. Wir hatten in dieser Saison fünf verschiedene Sieger aus fünf verschiedenen Teams (zum ersten Mal seit 1983), doch vier der Sieger waren aus der ersten Reihe gestartet und in drei von fünf Fällen war der Führende nach der ersten Runde am Ende auch der Sieger.

Der Williams sollte in Monaco gut funktionieren, Foto: Sutton
Der Williams sollte in Monaco gut funktionieren, Foto: Sutton

Autos, die in Monaco normalerweise gut abschneiden, haben viel Abtrieb und gute Traktion in langsamen Kurven. Der Williams war das schnellste Auto im langsamen dritten Sektor in Barcelona, was normalerweise ein guter Indikator für die Pace in Monaco ist - Pastor Maldonado und Bruno Senna können sich also Hoffnungen machen. Der Lotus hat ebenfalls gute Traktion bei niedriger Geschwindigkeit, auf der anderen Seite war das bislang eine Schwäche des Ferrari.

Der McLaren ist bislang mit drei Pole Positions in fünf Qualifyings das beste Qualifying-Auto (auch wenn eine Pole im Nachhinein gestrichen wurde), doch seine Rennpace kann da nicht ganz mithalten. Monaco verlangt eine besondere Technik, um nahe an den Absperrungen zu fahren und es ist eine Strecke, wo der Fahrer wirklich einen Unterschied machen kann. Was die Form der Piloten betrifft, so hat Sebastian Vettel im Vorjahr gewonnen, während Kimi Räikkönen, Jenson Button, Lewis Hamilton, Fernando Alonso, Michael Schumacher und Mark Webber ebenfalls bereits in Monaco gewinnen konnten.

Wettervorhersage

Die Vorhersage sieht gut aus, die Temperaturen werden um die 21 Grad erwartet und die Regenwahrscheinlichkeit für den Renntag ist sehr niedrig. Für den Qualifying-Tag, also den Samstag, sind allerdings Regenschauer vorhergesagt. Da das Fürstentum an der Küste liegt, kann der Niederschlag aber jederzeit plötzlich kommen.

Wahrscheinliche Reifenleistung und andere Überlegungen

Die Pirelli-Reifenwahl für Monaco sind die Mischungen supersoft und soft. Monaco ist normalerweise nicht besonders fordernd für die Reifen, die Streckenoberfläche ist nicht sehr rau und es gibt keine Kurven mit hohen Energielasten. Bei diesem Rennen kommt zum ersten Mal in diesem Jahr der Supersoft-Reifen zum Einsatz, der im Vergleich zu 2011 kaum verändert ist; die Mischung ist die gleiche, aber das Profil ist etwas anders. So ist die Schulter etwas breiter, um die Blasenbildung zu verringern. Voriges Jahr hielt der Reifen im ersten Stint rund 15 bis 16 Runden, bevor ein Wechsel notwendig war. Bislang haben die Teams damit allerdings sehr wenig getestet.

Es wäre eine Überraschung, käme kein Safety Car, Foto: Sutton
Es wäre eine Überraschung, käme kein Safety Car, Foto: Sutton

Der weiche Reifen ist der gleiche, der bislang bei jedem Rennen 2012 im Einsatz war. Er ist etwas weicher als die Version von 2011. Der Leistungs-Unterschied zwischen den beiden Mischungen wird laut UBS Strategy Report bei etwa 0,6 Sekunden pro Runde im Qualifying erwartet, im Rennen sollte der Abstand etwas kleiner sein. Voriges Jahr schaffte es Sebastian Vettel, die Softs 56 Runden zu fahren, es wird also einige Teams geben, die darüber nachdenken, während des Rennens nur einen Stopp zu machen.

Anzahl und mögliches Timing der Boxenstopps

Voriges Jahr gab es bei den besten drei des Rennens drei verschiedene Strategien: Vettel stoppte einmal, Alonso zweimal und Button dreimal. Sie hatten das Rennen alle mit dem gleichen Reifen begonnen (supersoft) und kamen auch mit dem gleichen Gummi ins Ziel (soft), aber dazwischen hatten sie drei völlig unterschiedliche Strategien gefahren. Dieses Jahr ist es wahrscheinlich, dass die Sieganwärter ähnliche Taktiken anwenden, zum Großteil wahrscheinlich zwei Stopps. Drei Stopps und ein Stopp gelten als eher riskant.

Ein Boxenstopp kostet in Monaco relativ viel Zeit, Foto: Sutton
Ein Boxenstopp kostet in Monaco relativ viel Zeit, Foto: Sutton

Die Boxengasse in Monaco ist lang und langsam - die Zeit, die ein Boxenstopp verschlingt, ist mit 25 bis 26 Sekunden also relativ lange. Das ermutigt die Teams dazu, eher weniger als mehr Stopps zu machen. Aufgrund des Leistungs-Unterschieds zwischen dem Soft und dem Supersoft wird sich wohl jeder mit dem Supersoft qualifizieren und die Zweistopper werden danach auf die Softs wechseln, während die Dreistopper einen weiteren Stint mit den Supersofts einlegen.

Die Top-10 werden mit den Supersofts starten müssen, auf denen sie sich qualifiziert haben. Abhängig davon, wie lange sie ihren ersten Satz am Leben halten können, wird dann entschieden, ob sie einen, zwei oder - falls sie müssen - drei Stopps einlegen. Die erste Runde ist für das Mittelfeld immer besonders hart, was den Zeitverlust betrifft. Da man sich gegenseitig durch die engen Kurven verfolgt, ist es für die Autos im hinteren Drittel des Feldes normal, dass ihre erste Runde um die 20 Sekunden langsamer ist als die des Führenden, der freie Fahrt hat.

Chancen auf ein Safety Car

Die Chancen auf ein Safety Car liegen bei 71 Prozent und wenn es zur richtigen Zeit kommt, kann es einem das Rennen schenken. Sollte es aber zur falschen Zeit kommen, dann dürften sich die Siegpläne wohl in Luft auflösen - so wie für Jenson Button im Vorjahr, der versuchte, mit drei Stopps und freier Fahrt mit Vollgas durchzukommen. Der Plan war aufgrund der hohen Wahrscheinlichkeit auf ein Safety Car sehr riskant.