Eric, Ihr Ziel zu Saisonbeginn war es, Vierter in der Konstrukteurs-WM zu werden. Derzeit liegt das Team auf Platz drei und kommt dem Zweiten immer näher...
Eric Boullier: Nach einem schwierigen Saisonstart, als wir unsere Pace nicht in Resultate umgesetzt haben, darf man mit Recht behaupten, dass wir zwei starke Ergebnisse erzielt haben. Wenn wir so weitermachen, müssen wir vielleicht unsere Erwartungshaltung verändern. In der Formel 1 gibt es jedoch keinen Stillstand und wir wären verrückt, die Gegner zu unterschätzen. Wir hatten zwei gute Ergebnisse, aber wir haben noch nicht gewonnen. Es kann sich alles so schnell ändern, dass wir uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen dürfen.

Vor dem Spanien GP gab es große Erwartungen an das Team. War es enttäuschend, im Rennen nicht besser abgeschnitten zu haben?
Eric Boullier: Wir sahen am Freitag gut aus, aber das Rennen ist am Sonntag. Die Bedingungen verändern sich und die Rivalen betreiben Feintuning an ihren Autos und Setups. Von einer Bestzeit im Training oder schnellen Rundenzeiten auf Long Runs im Training kann man sich nichts kaufen. Nur das Rennen zählt und darauf konzentrieren wir uns.

Wie schwierig wird es, 2012 ein Rennen zu gewinnen?
Eric Boullier: Wenn man sich die Anzahl der Sieger in dieser Saison ansieht, könnte man meinen, es sei einfacher denn je zuvor! Aber das ist nicht der Fall. Diese Saison ist so eng und man kann an einem Wochenende der Held und am nächsten der Verlierer sein. Unsere Stärke war bislang, dass wir auf jeder Strecke dabei waren. Es gab bisher bei uns nicht die Leistungsunterschiede, die wir bei unseren Gegnern gesehen haben. Wenn wir so weiter machen, sind wir in einer sehr guten Ausgangslage für WM-Punkte. Natürlich ist es eines, WM-Punkte zu holen. Sie sind sehr wertvoll und wer die meisten sammelt, gewinnt die WM. Aber wir alle wollen einen Sieg.

Glauben Sie, dass das Team in Monaco seinen ersten Saisonsieg feiern kann?
Eric Boullier: Wir bestreiten in Monaco unseren 500. Grand Prix – das wäre eine fantastische Geschichte! Monaco ist ein einzigartiges Event und die Kronjuwelen der Formel 1. Historisch gesehen hatten Teams aus Enstone in Monaco immer eine gute Pace, aber unser letztjähriges Auto war nicht so stark in langsamen Kurven – also müssen wir womöglich daran arbeiten. Das Team und unsere Fahrer sind bereit für einen Sieg. Wir beachten jeden Aspekt des Autos und wie wir es einsetzen und wir voll konzentriert darauf, unsere Ziele zu erreichen. Ein Sieg wäre fantastisch.

Lotus träumt vom ersten Sieg im Fürstentum, Foto: Sutton
Lotus träumt vom ersten Sieg im Fürstentum, Foto: Sutton

Woran müssen Sie noch arbeiten?
Eric Boullier: Unsere beiden Fahrer verbessern sich mit jedem Rennen, denn sie waren beide zwei Jahre weg. Ihre Resultate beweisen, wie gut sie sind, aber beide werden immer noch besser. Es ist fantastisch, dass sie beide so nah zusammenliegen – im Qualifying und Rennen. Die Weiterentwicklung des Autos ist natürlich ein fortschreitender Prozess und wir haben noch viele Neuentwicklungen und Verbesserungen für den E20, der bereits jetzt eine gute Basis besitzt. Wir konzentrieren uns auch stark auf die Boxenstopps, besonders die Werkzeuge und Komponenten, die dabei zum Einsatz kommen, um sicherzustellen, dass wir keine Entwicklung verpassen, um so kurz wie möglich in der Box zu halten.

Wie groß ist der Unterschied zum letzten Jahr?
Eric Boullier: Im letzten Jahr hatten wir zu dieser Zeit zwei Podestplätze in Australien und Malaysia erzielt, aber wir hatten ein Designkonzept, das uns unser Potential nicht ausschöpfen ließ. In dieser Saison waren wir nah dran an einem Sieg und das treibt alle an, damit wir noch härter arbeiten. Wir sind hungrig und wir wissen, was wir wollen.