Was waren die größten Herausforderungen im Reglement 2012?
James Allison: Am einschneidendsten ist die Tatsache, dass die vom Auspuff angeblasenen Diffusoren nicht mehr erlaubt sind. Diese eine Sache hat vorige Saison an jedem Auto eine dominante Rolle gespielt. Der Weltverband und die Teams waren der Meinung, dass diese Entwicklungsrichtung eingeschränkt werden muss. Die Regeln 2012 bieten immer noch die Möglichkeit, einen gewissen Abtriebs-Effekt durch den Auspuff zu generieren, aber im Vergleich zu 2011 ist er relativ gering. Das bedeutet, die große Herausforderung für 2012 war es, das Layout des Autos ohne den Anblas-Effekt neu zu entwerfen, der bei den Designs 2011 so bedeutend war.

Wie ist es mit Kimi Räikkönen bisher gelaufen?
James Allison: Ich muss sagen, es war wirklich toll, mit ihm bei den Tests zu arbeiten. Er konnte vom ersten Tag, an dem er mit uns fuhr, eine Renndistanz abspulen und hatte dabei keinerlei Anzeichen von physischer Ermüdung. Es war sofort klar, dass er sehr fit und erfolgshungrig wieder in den Sport zurückgekehrt ist. Für seine Ingenieure ist er ein wirklich toller Arbeitskollege, er gibt auf zivilisierte Art klares Feedback.

Wie hat sich Romain eingefunden?
James Allison: Romain ist ein junges und frisches Talent. Er hat in Jerez gezeigt, dass er sehr respektable Rundenzeiten fahren kann. Er hat das ganze Feedback angenommen, das wir ihm beim ersten Test geliefert haben und beim nächsten Besuch in Barcelona dann umgesetzt. Es war eine angenehme Überraschung, einen Fahrer zu haben, der Eingaben so gut annimmt und der auf Lektionen so schnell reagieren und sie auch umsetzen kann.

Was das Problem mit der Befestigung der Vorderradaufhängung am Chassis betrifft: wie groß war der Rückschlag?
James Allison: Das war ein ordentlicher Rückschlag; wir verloren vier Testtage. Das Gute ist, dass unser Auto beim ersten Test sehr zuverlässig war, also war die Basis schon stark. Das bedeutete, wir hatten nicht wirklich große Zweifel, ob wir viele Kilometer würden fahren können, wenn dieses spezielle Problem am Chassis gelöst war. Es war aber verlorene Setup-Zeit, eine verlorene Möglichkeit für unsere Fahrer, um mehr Kilometer zu sammeln und für uns eine verlorene Möglichkeit, um mehr über die Reifen zu lernen. All das war extrem unwillkommen, aber es war kein tödlicher Schlag.

Der erste Barcelona-Test währte nur kurz, Foto: Sutton
Der erste Barcelona-Test währte nur kurz, Foto: Sutton

Wie schnell konntet ihr das Problem lösen?
James Allison: Die Diagnose ging sehr schnell. Wir hatten am Ende des Tages ein neues Design, um den Fehler zu beheben. Die Herausforderung war es dann, den Einbau der Reparatur schnell genug hinzubekommen, damit wir für den zweiten Barcelona-Test fertig waren.

Die Medien konzentrierten sich auf das Chassis-Problem, aber gab es einige andere Bereiche, die beim E20 während der Tests Sorgen bereiteten?
James Allison: Wir haben in Jerez kleinere Wasserlecks gesehen, aber wir hatten eine einfache und schnelle Lösung dafür - jetzt ist also alles besser. Wir hatten beim zweiten Barcelona-Test noch ein Problem mit einem bestimmten Servolenkungs-Gehäuse, aber abgesehen davon war das Auto sofort ziemlich gut.

Wie sieht deine Meinung zu den 2012er-Reifen von Pirelli aus?
James Allison: Sie scheinen mit dem E20 gut zu funktionieren. Wir konnten ordentliche Rundenzeiten fahren und sahen gutes Warm-Up. Der Abbau macht den Eindruck, als würde er für Rennen sorgen, die von der Öffentlichkeit gemocht werden; die Reifen zerstören sich nicht so schnell, dass das Rennen eine bedeutungslose Reihe von Boxenstopps wird, es gibt aber genug Unterschied zwischen der Leistung der Mischungen, um die Rennen interessant zu machen.

Wird das Auto in Australien genau das gleiche sein wie beim Ende des Barcelona-Tests?
James Allison: Wir haben eine kleine Verbesserung für Australien geplant, die man sieht, wenn man genau hinschaut.

Viel wurde über die Ästhetik der Stufennasen gesagt. Wie ist deine Meinung dazu?
James Allison: Ich stimme zu, dass es nicht unbedingt etwas schönes ist, aber man gewöhnt sich daran.

Lässt das Potential des E20 einen Angriff auf die Top-4 zu?
James Allison: Das ist unser Ziel und wir glauben, wir haben eine gute Chance, das auch zu schaffen. Die genaue Rangordnung im Feld ist nach den Wintertests aber sehr schwierig herauszulesen.