Wer die Stimmung bei Mercedes bei den Wintertestfahrten 2012 mit jenen von den Wintertestfahrten 2011 vergleicht, wird einen starken Unterschied bemerken. Das ganze Team wirkt etwas gelöster und positiver, da der F1 W03 anscheinend jener erhoffte Fortschritt ist, den das Team angepeilt hatte. Die zwei kleineren Probleme, die in Barcelona am Dienstag und am Mittwoch etwas Zeit gekostet haben, fielen nicht so sehr negativ ins Gewicht. "Wir denken, dass wir das unter Kontrolle bringen können", erklärte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Von der Testarbeit her sei man ganz gut im Plan, fuhr er fort. "Wir sind schon einiges gefahren. Wir hatten jeweils zwei Nachmittage nicht ganz das Programm geschafft, das wir wollten - gestern und vorgestern. Aber wir sind bis heute viel gefahren und waren auch konstruktiv unterwegs, sodass wir lernen. Wir sind sicher noch nicht mit der gleichen Anzahl an Kilometern ausgestattet wie die Konkurrenz. Wir lernen aber, das Auto reagiert gut und die Stimmung ist gut", sagte Haug. Ihm war es vor allem wichtig, dass an einer vernünftigen Basis gearbeitet und nicht um Aufmerksamkeit gefahren wird. Wobei er den Ausspruch "nicht auf Zeit fahren" so nicht ganz passend fand, weil schließlich jede Runde auf Zeit gefahren wird. "Es kommt nur darauf an, auf welchem Benzinlevel und mit welchen Reifen man fährt und so weiter."

Gut zu den Reifen

Zu den wichtigeren Erkenntnissen bei Mercedes gehörte jene, dass die Werte aus dem Werk sich auch auf der Strecke wiederfinden. Diesbezüglich konnte das Team also aufatmen. "Wir können mit den Reifen gut umgehen. Damit verrate ich auch kein Geheimnis, man muss sich ja nur die Konstanz auf den Longruns ansehen - und die ist sehr gut", sagte Haug noch. Und diese Longruns hatte Mercedes mit harten und weichen Reifen gefahren, war also für mehrere Mischungen auf einem guten Weg.

Norbert Haug und das Team wirken zufrieden, Foto: Sutton
Norbert Haug und das Team wirken zufrieden, Foto: Sutton

Ebenfalls angenehm waren die Ergebnisse, die die Kühlung lieferte, denn auch dort hatte man im Vorjahr eine kleine Baustelle zu bewältigen. "Bei der Kühlung passiert Folgendes: da man nicht freiwillig die größten Löcher ins Auto macht, weil dann das Paket drunter leidet, ist das ein gewisser Optimierungsprozess. Wir haben jetzt für das Getriebe mehr Kühlung gefunden, da sind wir schon auf dem richtigen Weg. Was wir letztes Jahr hatten, dass wir bei der Kühlung eine Baustelle hatten, das ist weg", freute sich Haug. Um das alles noch weiter zu bestätigen, hat Mercedes an den nächsten Tagen auch eine Rennsimulation im Plan, die für den Motorsportchef mehr Bedeutung hat als Zeiten. "Wenn du nur auf die schnelle Runde arbeiten würdest, dann ganz schnell bist und im Rennen nach fünf Runden die Reifen kaputtmachst, bringt das gar nichts."

Ein Referenzproblem

Was die Vergleiche mit anderen Teams betrifft, so konnte Haug noch nichts Genaues sagen, da auch hier die Frage der Benzingewichte und Arbeitsprogramme eine genaue Analyse erschwerte. "Nach unten hast du nie eine Referenz, wer mit wie viel Sprit fährt. Aber wenn jemand eine Rennsimulation fährt, dann hast du eine Referenz, denn mehr als voll geht nicht. Ich denke auch nicht, dass wir eine Situation haben, wo jemand noch zusätzlich 20 Kilogramm Ballast ins Auto packt", erklärte er.

Von Red Bull war am Mittwoch eine Rennsimulation zu sehen, McLaren machte etwas ähnliches, wobei Haug glaubte, dass ein Vergleich der beiden Teams auch nicht zulässig ist, da McLaren doch etwas anders agierte. "Bei McLaren haben sie immer wieder nachgetankt, denke ich. Der schwierigste Teil des Rennens ist immer am Anfang mit gebrauchten Reifen und am meisten Gewicht. So wie das aussah, haben sie diese Situation ein paar Mal geübt."