Kimi, warum fährst du wieder Formel 1?
Kimi Räikkönen: Die Formel 1 ist etwas ganz Besonderes in meiner Rennkarriere und ich möchte immer auf der höchsten Ebene fahren - also war die Formel 1 die klare Wahl.

Wie schnell verliefen die Verhandlungen mit Lotus?
Kimi Räikkönen: Alles ging recht schnell. Wir hatten ein gemeinsames Ziel und alle sind zufrieden. Es war der einzige Weg und alles verlief gut.

Was hältst du vom Team nach deinen ersten beiden Testtagen?
Kimi Räikkönen: Ich bin mit dem Team zufrieden, es sind sehr nette Leute, mit denen ich gut zurechtkomme und es war schön, mit ihnen für zwei Tage im R30 zusammen zu arbeiten. Wir werden in dieser Saison viel Spaß haben und hoffentlich kommen auch gute Resultate hinzu. Ich wünsche mir ein starkes Auto, um gute Ergebnisse zu erzielen.

Wann hast du dich entschlossen, der WRC zugunsten der Formel 1 den Rücken zu kehren?
Kimi Räikkönen: Als ich NASCAR-Rennen fuhr, gefiel es mir, Rennen zu fahren und das wollte ich wieder machen. Ich mag Rallyes immer noch und wenn ich beides gleichzeitig fahren könnte, wäre es toll, aber das ist nicht möglich. Sicherlich werde ich in Zukunft wieder Rallyes fahren. Aber jetzt möchte ich Rennen bestreiten, da mir die NASCAR-Erfahrung im Zweikampf mit anderen gezeigt hat, dass mir etwas gefehlt hat - in diesem Moment habe ich mich entschlossen, dass ich zurückkehren würde, wenn ich eine gute Chance erhalten sollte.

Hättest du Sebastien Loeb mit genügend Zeit schlagen können?
Kimi Räikkönen: Das weiß ich nicht! Ich glaube, derzeit ist niemand so gut wie er! Aber ich hätte mich verbessern können. Ich weiß jedoch nicht wie weit. Ich habe mich im letzten Jahr im Vergleich zu 2010 verbessert. Ich bin Rallyes gefahren, weil ich sehen wollte, wie gut ich darin bin und ich denke immer noch, dass es eine der schwierigsten Sportarten ist, die ich je ausprobiert habe. Es ist keinesfalls einfach! Die Spitzenjungs sind verdammt schnell, aber in einem Formel-1-Auto erginge es ihnen wahrscheinlich genauso wie mir in der WRC. Ich bräuchte noch ein paar Jahre zum Testen. Bei Rallyes gibt es so viele verschiedene Untergründe - es ist ganz anders als die Formel 1.

Kimi Räikkönen durfte einen R30 in Valencia testen, Foto: Lotus F1 Team
Kimi Räikkönen durfte einen R30 in Valencia testen, Foto: Lotus F1 Team

Wie hat sich die Formel 1 seit deinem letzten Rennen verändert?
Kimi Räikkönen: 2010 habe ich die Formel 1 nicht wirklich verfolgt, im letzten Jahr habe ich mehr Rennen gesehen. Sie scheint nicht viel anders zu sein, aber es gibt mehr Überholmanöver an unterschiedlichen Stellen - der Hintermann fährt einfach vorbei, weil er den Heckflügel flach stellen darf. Dann hat der Vordermann keine Chance, sich zu verteidigen - ist das wirklich überholen? Ich glaube nicht, dass das zählt. Die Show ist dadurch aber besser. Die Reifen sind auch anders, es gibt einen großen Geschwindigkeitsunterschied zwischen neuen und gebrauchten Reifen. In der alten Formel 1 musste man viel schneller sein als der Vordermann, um überholen zu können. Jetzt ist das mit DRS und den Reifen anders.

Musst du bei deiner Rückkehr irgendetwas beweisen?
Kimi Räikkönen: Die Leute erwarten einiges von mir, aber so lange ich weiß, dass ich 100 Prozent gebe und mit mir zufrieden bin, ist es okay. Wenn mir das gelingt und es nicht reicht, dann ist es eben nicht genug.

Wie steht es um deine Motivation?
Kimi Räikkönen: Es wird immer viel über meine Motivation gesprochen und geschrieben, aber das sind Leute, die mich nicht kennen und keine Ahnung haben, wie stark meine Motivation ist. Wenn ich die Motivation nicht hätte, würde ich aufhören. Aber ich glaube, dass ich in meiner letzten Formel-1-Saison einige meiner besten Rennen gefahren bin und ich war sehr zufrieden mit meiner Leistung. Ich hatte nie Motivationsprobleme.

Was hältst du von KERS und DRS - du konntest sie bei deinem Test im R30 noch nicht ausprobieren.
Kimi Räikkönen: Ich bin schon mit KERS gefahren und DRS ist auch nur ein Knopf. Sobald man es ein paar Mal benutzt hat, wird es ganz schnell ein Automatismus.

Wie gut kennst du deinen neuen Teamkollegen Romain Grosjean?
Kimi Räikkönen: Wir werden ein gutes Verhältnis haben. Ich habe ihn vor Weihnachten getroffen und bin 2009 gegen ihn gefahren. Er scheint ein sehr netter und normaler Kerl zu sein, ich sehe da keine Probleme auf uns zukommen.

Wie fit bist du nach zwei Jahren in der WRC?
Kimi Räikkönen: Die g-Kräfte sind natürlich anders, aber auch bei einigen Asphalt-Rallyes wirken hohe g-Kräfte. Auch die Lenkung ist im Rallye-Auto etwas schwerer. Man hat eine andere Sitzposition und verwendet andere Muskeln. Rallyefahren ist wahrscheinlich physisch nicht so anspruchsvoll wie die Formel 1, aber dafür ist es auch mental eine Herausforderung, wenn man eine ganze Woche damit verbringt, sich auf 12 Stunden im Auto vorzubereiten. Diesbezüglich strengen Rallyes viel mehr an als die Formel 1. Das Fahren an sich ist in der Formel 1 anstrengender, aber ich freue mich darauf, wieder mehr Schlaf zu haben!

Lotus möchte zurück an die Spitze, wie kannst du dem Team dabei helfen?
Kimi Räikkönen: In meinem letzten Jahr bei Ferrari waren wir nicht immer an der Spitze, aber ich bin ein guter Racer und möchte mit Lotus nach vorne gelangen. Lotus fing im letzten Jahr gut an und hoffentlich wird unser neues Auto auch stark sein.