Pro: Kontinuität bewiesen

von Tobias Kortas

Ferrari ging 2011 einen konservativen Weg. Anstatt bei der Entwicklung des Autos viel zu riskieren, stellte Ferrari Fernando Alonso und Felipe Masse ein grundsolides Auto zur Verfügung. Die Italiener konnten sich somit zwar nicht an die absolute Spitze der Zeitenliste kämpfen und Red Bull Paroli bieten, doch gelang es Ferrari wieder einmal, sich als eines der Topteams der Formel 1 zu präsentieren. So war immerhin McLaren in greifbarer Nähe.

Die Leistungen von Alonso zeigten dabei deutlich auf, dass es mit dem Ferrari durchaus möglich war, gute Resultate einzufahren. Ganze zehn Podiumsplätze sprechen da eine deutliche Sprache. Und die Scuderia ließ durchblicken, dass noch viel mehr möglich gewesen wäre. Als der angeblasene Diffusor in Silverstone kurzzeitig verboten war, konnte Alonso prompt den Sieg landen. Wäre das Konzept des angeblasenen Diffusors durchgängig verboten gewesen, hätte der Spanier wohl auch ein Wörtchen im WM-Kampf mitreden können.

Alonso fuhr zehn Mal aufs Podium, Foto: Sutton
Alonso fuhr zehn Mal aufs Podium, Foto: Sutton

Zwar war der Sieg in Silverstone der einzige Erfolg des Traditionsrennstalls in diesem Jahr. Doch setzte Ferrari damit eine lange Serie fort, indem es seit 1994 in jedem Jahr mindestens ein Rennen gewann. Dies beweist Kontinuität und zeugt davon, dass Ferrari in der Formel 1 weiterhin eine Bank ist.

Darüber hinaus stellte sich Alonso als hervorragendes Zugpferd heraus, das nicht nur alles aus dem Auto herausholt, sondern das Team auch zu harter Arbeit und Weiterentwicklungen motivierte. Wer den Spanier kennt, weiß, dass dieser nach seinem dritten Titel giert. Somit kann Ferrari 2012 auch dank harter Arbeit am neuen Auto gefährlich werden.

Contra: Die Saison verpennt

von Robert Seiwert

Pirelli und Patriotismus - das passte in dieser Saison mit Sicherheit nicht. Zahlreiche Beobachter hatten befürchtet, dass der neue Reifenlieferant die Scuderia bevorzugen könnte - das Gegenteil war der Fall. Die Roten hatten durch die Saison hinweg mit argen Reifenproblemen zu kämpfen, weil sie die verschleißfreudigen Mischungen nicht auf Arbeitstemperatur bekamen. Für jeden Ferrari-Fan war es ein Graus, wenn Alonso und Massa im Rennen auf den härteren Reifen wechseln mussten - die Performance ging schlagartig in den Keller, die Konkurrenz zog weg.

Eine neue Hinterradaufhängung sorgte zwar für Besserung, doch im Prinzip hätte Ferrari ein völlig neues Auto konzipieren müssen, um konkurrenzfähig zu sein. Dann hätte das Team aus Maranello immerhin schneller auf den Diffusor-Zug aufspringen können, den Red Bull ins Rollen gebracht hatte. Als Ferrari nach verpenntem Start das System endlich ans Laufen bekam, war es schon viel zu spät. Nicht umsonst stellte die Truppe die Entwicklung am aktuellen Auto frühzeitig zur Saisonmitte ein.

Ferrari auf verlorenem Posten, Foto: Sutton
Ferrari auf verlorenem Posten, Foto: Sutton

Anspruch und Realität lagen bei Ferrari in dieser Saison weit auseinander. Nicht weniger als der WM-Titel sollte es sein, doch das Konzept der lahmenden Roten Göttin war schlichtweg viel zu konservativ im Vergleich zur Konkurrenz. Wer nichts riskiert, kann auch nicht die Grenzen ausloten.

Also fuhr Ferrari meist hinterher und setzte lediglich dank Alonso das eine oder andere Highlight. Doch von Balance keine Spur, denn Teamkollege Massa enttäuschte fast durchweg und konnte zum Erfolg des Teams kaum etwas beitragen - mit diesem Konzept holt man überhaupt keinen Titel.