"Es ist schön warm hier - solange man etwas zu trinken dabei hat, ist es immer gut und das Meer ist ja auch gleich um die Ecke", lachte ein gut gelaunter Sebastian Vettel nach seiner Ankunft auf Yas Island. Auf dem vom Deutschen Hermann Tilke erbauten Yas Marina Circuit ist er bei zwei F1-Läufen bisher der einzige Sieger. Kein Wunder also, dass der Heppenheimer für den Austragungsort viel Lob übrig hat. "Ich glaube, es ist eine der schönsten Strecken und Anlagen, die wir kennen. Die Strecke macht mir sehr viel Spaß", freute sich der Red-Bull-Pilot vorab auf das Wochenende.

Abu Dhabi sei in vielerlei Hinsicht einzigartig. "Es ist ein besonderes Rennen. Man startet im Tageslicht und kommt nachts ins Ziel. Wenn die Sonne untergeht, fahren wir gerade", erklärte Vettel, der anfügte: "Ich glaube es hat sich schon zu einem gewissen Klassiker etabliert, obwohl wir noch nicht lange hier fahren. Wir kommen alle sehr gerne hierher." Seit 2009 startet die Königklasse in der Wüste. Beide Rennen konnte Vettel für sich entscheiden - 2010 sicherte sich in Abu Dhabi sogar den Titel. "Die beiden letzten Jahre waren für uns hier sehr gut und wir hoffen, dass wir dieses Jahr noch einmal etwas drauflegen können", so der Champion vorab über seine Zielsetzung für den Sonntag.

Abu Dhabi 2011 wie Monza 2009

Für ihn sei die Rückkehr an den Ort seines ersten Titeltriumphs eine schöne Erfahrung. "Wenn man wieder hier ist und sich generell einmal so ein bisschen umschaut, ist es so ein bisschen wie das Gefühl, 2009 erstmals wieder nach Monza zurückzukommen", so Vettel in Bezug auf die Stätte seines ersten Sieges. "Nachdem, was im Vorjahr dort passiert ist, ist es schon ein bisschen etwas anderes und besonders. Der Alltag holt einen dann aber auch schnell wieder ein", meinte der Deutsche. Auf der Tagesordnung steht für die beiden verblieben Saisonrennen nach einem äußerst erfolgreichen Jahr auch die Jagd nach Rekorden.

Sebastian Vettel ist vom Abu-Dhabi-Event beeindruckt: Start bei Tag - Zielankunft bei Nacht, Foto: Bridgestone
Sebastian Vettel ist vom Abu-Dhabi-Event beeindruckt: Start bei Tag - Zielankunft bei Nacht, Foto: Bridgestone

Am Samstag könnte Vettel mit einer Pole-Position zum Beispiel Nigel Mansells Bestmarke der meisten ersten Startplätze in einer Saison einstellen. "Dieses Jahr ist etwas ganz Besonderes und das Schönste daran ist, dass es noch nicht vorbei ist. Jetzt irgendwelche Rekorde zu jagen, hört sich vielleicht schön an - aber ich glaube, der beste Weg, das zu tun, ist, wenn man sich auf das konzentriert, was gerade anliegt - egal ob das jetzt gerade das Qualifying oder das Rennen ist", mahnte Vettel zur Vorsicht. "Ich glaube, sich als Ziel zu setzen, das und das zu schlagen, geht in die Hose. Man ist viel besser dran, wenn man sich auf die jeweilige Runde und das, was im Moment zählt, konzentriert und nicht versucht, zu schlau zu sein und zu viele Dinge auf einmal zu machen."

Trotz aller weisen Worte hatte Vettel es mit der Vernunft zuletzt in Inden selbst nicht so genau genommen und im letzten Umlauf noch die schnellste Rennrunde in den Asphalt gebrannt - dafür setzte es einen Rüffel vom Team. "Die beiden letzten Rennen hatten wir unheimlich viel Spaß und das Auto hat von Anfang bis Ende sehr gut funktioniert. In der Hinsicht gab es vielleicht nicht so viel zu verlieren, wie das davor der Fall war", erklärte sich der Heppenheimer, der fand: "Man muss halt einmal bisschen etwas ausprobieren und vielleicht schon versuchen, für die nächsten Rennen und das nächste Jahr zu lernen."

Nicht komplett am Limit

2010 als Vorbild: Vettel würde sich auch am Sonntag gerne wieder von der Konkurrenz feiern lassen, Foto: Red Bull/GEPA
2010 als Vorbild: Vettel würde sich auch am Sonntag gerne wieder von der Konkurrenz feiern lassen, Foto: Red Bull/GEPA

"Dass dann die schnellste Rennrunde herausspringt, freut mich vielleicht mehr als andere im Team", gab der 24-Jährige grinsend zu, versprach aber auch: "Man versucht natürlich zu keiner Zeit irgendetwas Dummes anzustellen oder das Auto wegzuwerfen. Ich schaue also schon, dass ich da keine Runde mehr hinlege, wie im Qualifying, wo man dann wirklich überall ans Limit geht." Alltäglich sei diese Situation aber ohnehin nicht. "Es gibt Leute, die haben mehr schnellste Runden als ich", nannte der Red-Bull-Pilot einen seiner Beweggründe. Auf die Frage nach dem schönsten Augenblick seiner Saison, meinte Vettel: "Der Momemt, wo man am Teamfunk gesagt bekommt, dass man die Weltmeisterschaft gewonnen hat."

"In dem Moment bleibt erst einmal alles stehen und alles hört auf sich zu drehen und man weiß gar nicht, was man in dem Moment empfinden soll. Der ganze Moment und der ganze Abend bleiben einem dann immer in Erinnerung." Umso passender sei vor diesem Hintergrund auch die Rückkehr nach Abu Dhabi, wo ihm solche Erfahrungen ja bestens vertraut sind. "Als ich am Vormittag wieder hierher an die Strecke kam und alles wiedergesehen habe, schießt einem schon der ein oder andere Gedanke quer und man erinnert sich an das, was passiert ist. Es ist ein bisschen ein komisches Gefühl, aber auch sehr schön. Das sind gute Erinnerungen und so etwas wird man nie vergessen", so Vettel.

Beeindruckt sei er auch vom ganzen Umfeld. So sei beispielsweise kein Vergleich mit den Eindrücken möglich, die er zuletzt noch bei der F1-Premiere in Indien gesammelt habe. "Das hier ist schon ein sehr anderes Land, mit ganz anderer Mentalität. Wenn man Abu Dhabi oder auch Dubai anschaut - was hier in den letzten zehn Jahren passiert ist, ist schon gewaltig", stellte der Red-Bull-Fahrer fest. "Als ich am Flughafen angekommen und hierher gefahren bin, kneift man sich und denkt sich, dass hier letztes Jahr doch noch viel weniger Häuser waren", so der Deutsche voller Bewunderung. "Wieviel hier innerhalb sehr kurzer Zeit bewegt wird, ist sehr eindrucksvoll", lobte Vettel.