Wenn McLaren dieser Tage in ein Rennen geht, dann wird vor allem für einen Kampf gegen Red Bull und Ferrari kalkuliert, so auch in Monza. Da wurde die Getriebeübersetzung so gewählt, um sich gegen die Hauptkonkurrenten behaupten zu können. Und dann kam Michael Schumacher. Der Deutsche konnte beide McLaren lange hinter sich halten und machte damit einige Planungen zunichte. "Das muss frustrierend sein, wenn man im Auto ist", meinte Teamchef Martin Whitmarsh danach. Beglückwünschen musste er Jenson Button und Lewis Hamilton zu ihrem Rennen trotzdem, denn die Pace sah ordentlich aus.

"Aber wenn man im ersten Teil so aufgehalten wird, dann muss man ruhig bleiben, während die Konkurrenz vorne wegfährt. Da ist es sehr einfach, ungeduldig zu werden. Aber kein Fahrer machte das, sie blieben cool. Es wäre schön gewesen, wenn das Rennen am Ende eine Runde länger gewesen wäre, das war es aber nicht. Insgesamt kann man Positives mitnehmen. Wir hatten sicher ein starkes Auto. Jetzt sind noch sechs Rennen, schauen wir, wie viel davon wir gewinnen können", sagte Whitmarsh.

Mercedes überholen war nicht geplant

Außerdem konnte er sich darüber freuen, dass seine Fahrer Schumacher doch noch schnappen konnten. Buttons Manöver bezeichnete der Teamchef als superb und zu Hamilton musste er anmerken, dass er eigentlich schon mehrmals vorbei war. "Aber wenn er immer noch in der DRS-Zone ist, muss er auch vorne bleiben. Beim Top-Speed waren unsere Autos auf ein km/h beisammen. Wir waren ähnlich wie Red Bull und vier Klicks langsamer als Ferrari, aber in der Lage sie zu überholen. Wir waren allerdings langsamer als Mercedes auf der Geraden, weil wir nicht dachten, dass wir sie im Rennen überholen müssen", erklärte er.

Denn abgesehen vom Top-Speed gegen Mercedes stimmte die Pace von McLaren. Hamilton fuhr die schnellste Runde, Button die zweitschnellste, wobei Vettel nicht dazu genötigt war, am Ende mit leerem Tank noch Vollgas zu geben. "Ich denke, wir wären bei der Rennpace dran gewesen und hätten kämpfen können. Wenn man aber zu Beginn des Rennens so viel verliert, kommt man da nur schwer wieder zurück." Deswegen musste sich Whitmarsh auch darüber ärgern, dass Sebastian Vettels Rennen einfacher war als McLaren das wollte.

Cooler als die Boxenmauer

Andererseits merkte er an, dass man Ferrari im Griff hatte, zumindest bei der Pace. "Wir waren näher an Red Bull dran. Ich lese gerne die Vorhersagen der so genannten Experten, wo wir schnell oder langsam sein sollen, das ist immer interessant, die scheinen alle klüger zu sein als wir. Ich bin immer enttäuscht, wenn wir nicht vorne sind, hier hatten wir aber ein gutes Auto. Mit einem besseren Start hätten wir ein gutes Rennen gemacht", war sich der Teamchef sicher. So konnte er aber nur seinen Fahrern dazu gratulieren, dass sie in einer schwierigen Situation kühlen Kopf behielten. "Sie haben das besser gehandhabt als wir an der Boxenmauer."

Denn dort herrschte zwischenzeitlich ziemliche Unruhe, als Schumacher sich breit machte. "Er fuhr ziemlich hart. Er wurde zwei Mal gewarnt. Als Lewis einmal am Gras war, war das beängstigend", klagte Whitmarsh. Dass Hamilton sich über Funk beschwerte, sah der Teamchef nur als richtig an, immerhin müsse er das tun, sollten die Stewards es nicht sehen. Strafe kam aber keine und Hamilton musste sich vorbeiarbeiten, weswegen sein angekündigter 1-2-Sieg nicht Realität wurde. Whitmarsh meinte aber, das könne in Singapur nachgeholt werden, um Vettels WM-Feier vielleicht etwas zu verzögern. "Der 1-2-Sieg ist möglich. Sie machen aber einen guten Job und Sebastian macht nicht genug Fehler für uns."