Das Auto

Bei den Wintertestfahrten sorgten viele Teams mit innovativen Lösungen für Aufsehen, doch Ferrari war nicht darunter. Von vielen wurde der 150° Italia, der ursprünglich als F-150 an den Start gehen sollte, jedoch nach einem Namensstreit mit Ford umbenannt werden musste, als zu konservativ beurteilt. Trotzdem waren die Zeiten, die Ferrari im Winter vorlegen konnte, ausgesprochen gut.

Dennoch lief der Saisonauftakt nicht wie gewünscht. Ferrari lag nicht nur hinter Red Bull, sondern auch hinter McLaren-Mercedes und war bei den ersten Rennen nur auf Augenhöhe mit Lotus Renault und Mercedes. Bei der Scuderia herrschte allgemeines Rätselraten, da die Updates am Fahrzeug einfach nicht funktionierten.

So hatten es sich die Roten nicht vorgestellt: Kampf mit Lotus Renault und Mercedes in den ersten Rennen, Foto: Sutton
So hatten es sich die Roten nicht vorgestellt: Kampf mit Lotus Renault und Mercedes in den ersten Rennen, Foto: Sutton

Nach wochenlanger Fehlersuche fanden die Ferrari-Techniker heraus, dass der Windkanal falsche Daten ausspuckte. Doch erst Anfang Mai war der Fehler behoben; zwei Monate wichtiger Entwicklungszeit gingen verloren. Nach der Fehlerbehebung ging es für den Rennstall mit der längsten Formel-1-Historie konstant bergauf; die roten Renner fuhren stellenweise vor McLaren.

Als in Silverstone der angeblasene Diffusor für ein Rennen verboten wurde, landete Fernando Alonso den ersten Saisonsieg. Doch es war nicht das Verbot allein, das Ferrari an die Spitze spülte. Auch mit angeblasenem Diffusor ist die Scuderia konkurrenzfähig. Da aber auch McLaren-Mercedes einen großen Schritt nach vorne gemacht hat, ist Ferrari derzeit eines von drei siegfähigen Teams. In beiden Weltmeisterschaften läuft man jedoch dem Rückstand aus den ersten Rennen hinterher.

Team & Fahrer

Fernando Alonso hat sich auch 2011 als Nummer 1 etabliert. Bereits beim Saisonauftakt in Australien stellte er mit einem spektakulären Überholmanöver gegen Felipe Massa die Rangordnung im roten Lager klar. Massa konnte in den ersten Rennen keinen Stich gegen den Spanier setzen und bugsierte sich schnell wieder in die Rolle des Wasserträgers.

Im Fahrerlager herrscht überwiegend der Konsens, dass der beste Fahrer im roten Auto sitzt. Alonso gilt trotz der Vettel-Galavorstellung dank seiner Erfahrung als der kompletteste Fahrer im Feld. Darüber hinaus verfügt die Scuderia mit Felipe Massa über einen guten Teamfahrer, der ein solider Punktelieferant für die Konstrukteurs-WM ist, aber Alonso nur selten gefährlich wird. Die Konstellation stimmt also.

Ausblick 2. Hälfte

Schon wieder Nummer 2: Zu selten konnte Felipe Massa seinen Teamkollegen Alonso unter Druck setzen, Foto: Sutton
Schon wieder Nummer 2: Zu selten konnte Felipe Massa seinen Teamkollegen Alonso unter Druck setzen, Foto: Sutton

Das erklärte Ziel, die Weltmeisterschaft zu gewinnen, dürfte angesichts des Rückstands von 89 Punkten für Alonso nur noch schwer zu bewerkstelligen sein. Ferrari ist zwar derzeit siegfähig, aber um das Ruder noch herumzureißen, müsste man überlegen sein. Darüber hinaus wären die Roten auf Schützenhilfe angewiesen.

Diese kann momentan nur vom Erzrivalen McLaren kommen. Fernando Alonso betonte bereits: "Wir brauchen ein starkes McLaren-Auto, um Vettel Punkte abzunehmen." Zwar ist der McLaren wie gewünscht stark, jedoch wohl zu stark, denn die Chrompfeile machen auch Ferrari das Leben schwer.

Somit ist eher davon auszugehen, dass sich die Verfolger gegenseitig die Punkte wegnehmen. Solange Sebastian Vettel nicht für mehrere Rennen ausfällt, etwa durch eine Verletzung, dürfte der WM-Titel für Ferrari kaum noch zu holen sein. Platz 2 in beiden Wertungen wäre das Maximum. Doch Ferrari tritt nicht an, um Zweiter zu werden.