Jacques Villeneuve ist wahrlich kein Freund der neuen Formel 1. Dass ihm die neuen Regeln und künstlichen Überholhilfen zuwider sind, ist hinlänglich bekannt. Auf Grund von DRS, KERS und den übertrieben abbauenden Reifen, würde er sich mittlerweile "keinen Wecker mehr stellen", um sich ein "künstliches Rennen" anzusehen, verriet der Kanadier nun am Rande eines Stock-Car-Events in Brasilien. Die heutige Zeit in der Formel 1, könne man mit früher ohnehin nicht mehr vergleichen.

"Mein Vater hat in Jarama einmal das ganze Rennen über vier Autos hinter sich gehalten - an so etwas erinnert sich jeder, wenn es um das spektakulärste Rennen geht", glaubte der Sohn des legendären Ferrari-Piloten Gilles Villeneuve in Bezug auf die Veränderungen in der Königsklasse und gab an, der artifiziellen Spannung dieser Tage wenig abgewinnen zu können. Dass früher alles besser war, das dürfte wohl auch Rekordweltmeister Michael Schumacher so sehen - denn zur Formel 1 der Neuzeit gehört, seit seinem Comeback, definitiv auch die massive Kritik an seiner Person. Für Villeneuve völlig sinnlos.

"Es macht überhaupt keinen Sinn, ihn zu kritisieren", erklärte der Weltmeister von 1997 gegenüber O Estado de Sao Paulo in Bezug auf seinen damaligen Kontrahenten. "Er war bei Ferrari eine Zehntelsekunde schneller als Rubens und Eddie und nun ist er eine Zehntel langsamer als Rosberg - es hat sich also nicht so viel verändert", meinte der Kanadier über das Geschwindigkeitsverhältnis des Mercedes-Stars zu seinen bisherigen Teamkollegen. Ganz allgemein ärgerte sich Villeneuve aber über die negativen Schlagzeilen, die die Rückkehr des Kerpeners verursachen würden.

Eine andere Herangehensweise

Villeneuve verteidigt seinen Dauerrivalen vergangener Tage - 1997 lieferte sich der Kanadier noch einen erbitterten WM-Kampf mit Schumacher, Foto: Sutton
Villeneuve verteidigt seinen Dauerrivalen vergangener Tage - 1997 lieferte sich der Kanadier noch einen erbitterten WM-Kampf mit Schumacher, Foto: Sutton

"Diese ganze Kritik an ihm ist schlecht für den Sport und die jungen Fahrer", glaubte der 40-Jährige, der anfügte: "Es wäre besser, zu sagen, dass er sehr gut ist und trotzdem geschlagen wird, als zu sagen, dass er schlecht ist und dass das der Grund dafür ist, warum er jetzt verliert." Man müsse für eine Formkrise oder Anpassungsschwierigkeiten und Probleme in einem so komplexen Berufsfeld, wie dem der Formel 1, ein gewisses Maß an Verständnis aufbringen. "Wenn die Dinge nicht so perfekt zusammenpassen, kann das einem Fahrer über ein oder zwei Jahre immer passieren", so Villeneuve in Bezug auf die schwächere Leistung Schumachers.

Der Deutsche selbst machte auf der Suche nach den Ursachen für seine momentanen Probleme und der Fehleranalyse, die Entdeckung, dass es vielleicht etwas mit seiner, nach dem Comeback veränderten, allgemeinen Herangehensweise an die Formel 1 zu tun haben könnte. "Ich bin bei Mercedes mit einem speziellen Ziel angetreten: Nicht um jeden Preis zu gewinnen, aber das Team wachsen zu lassen", erklärte der Rekordweltmeister.

"Wenn es ein Problem gibt, könnte das natürlich auch ich selbst sein – es ist ein Fakt, dass ich nun viel entspannter bin, als noch zuvor", meinte Schumacher in Bezug auf seinen Stimmungs- und Sinneswandel seit der Rückkehr Anfang 2010 und fügte hinzu: "Ob diese Denkweise für das Team richtig ist, weiß ich nicht." Allen voran in der italienischen Corriere dello Sport wurde zuletzt heftig über einen Rücktritt des 42-Jährigen bereits zu Jahresende spekuliert. Dazu wollte sich der Deutsche, der noch bis einschließlich 2012 einen Vertrag bei den Silberpfeilen besitzt, aber nicht äußern und ließ ausrichten: "An einem gewissen Punkt werde ein einmal darüber nachdenken, ob ich weitermache oder aufhöre."