Sie sind beide Formel-1-Weltmeister, sie haben beide in diesem Jahr schon ein Rennen gewonnen und sie fahren beide im gleichen Auto, trotzdem sind Jenson Button und Lewis Hamilton grundverschieden. Hamilton ist aggressiv, hart zum Auto, den Reifen und den Gegnern, Button gilt als Reifenflüsterer und Stratege, der gerade bei wechselhaften Bedingungen seine Stärken ausspielen kann.

"Ich sehe grundsätzlich wenig Chancen für die Verfolger von Sebastian, weil sie sich ja ständig gegenseitig die Punkte wegnehmen", verrät Eddie Jordan im neuen Motorsport-Magazin. "Trotzdem ist Jenson in dieser Saison schon ein paar unglaublich gute Rennen gefahren. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ihm auf die Dauer sein Teamkollege Lewis diesen kleinen, aber entscheidenden Schritt voraus ist."

Hamilton unter Druck

Zur Saisonhalbzeit liegen Button und Hamilton mit je 109 Punkten gleichauf hinter Sebastian Vettel, Mark Webber und Fernando Alonso. "Lewis hat noch Chancen, die WM zu gewinnen", glaubt Bruno Senna. "Es wird nicht einfach, aber die Chance ist gegeben, denn McLaren ist ein Team mit einem extrem hohen Entwicklungspotenzial, was man 2009 gesehen hat, als sie mit einem Auto, das zu Saisonbeginn absolut nirgends war, am Ende der Saison noch Rennen gewonnen haben."

Aber welcher der beiden McLaren-Piloten hat die besseren Chancen? Senna analysiert: "Lewis ist ein Fahrer, der in jedem Rennen immer das Allerletzte herausholen kann und will, der sich immer am Limit bewegt." Dazu besitze Hamilton eine extrem hohe Grundschnelligkeit und sei im Qualifying normalerweise schneller als Button. "Aber er steht natürlich unter dem Druck, dass alles immer komplett zusammen passen muss, und das macht die Sache extrem schwierig."

Sanft oder rücksichtslos

Im Motorsport-Magazin analysieren wir die Vettel-Jäger, Foto: adrivo Sportpresse
Im Motorsport-Magazin analysieren wir die Vettel-Jäger, Foto: adrivo Sportpresse

Eddie Jordan sieht Buttons besondere Stärke in dessen Gefühl für das Auto. "Er kann es sehr gut abstimmen, die Balance seines Autos ist normalerweise besser als die von Lewis. Deshalb kann er gerade unter schwierigen Bedingungen immer glänzen." Dann sei Button da und greife an, wie bei seinem sensationellen Sieg in Kanada. "Außerdem geht er sehr gut mit den Reifen und dem Auto um. Er behandelt sein Auto sehr sanft – so, als ob es seine Mutter wäre."

Ganz anders Hamilton - er nimmt weder auf die Reifen, das Auto noch die anderen Fahrer Rücksicht. "Lewis ist ein sehr aggressiver Fahrer, kommt dann in einen gewissen Rhythmus, in dem er seine Überholmanöver ansetzt", sagt Senna im Motorsport-Magazin.. "Meistens ist das auch erfolgreich, aber zuletzt hat er ein paar Mal den Preis für diese Aggressivität bezahlt."

Darin sieht Senna Hamiltons einzige Schwäche: "Er müsste sich manchmal noch ein bisschen mehr zügeln. Aber sein Speed macht das in den meisten Fällen wieder wett." Diese Aggressivität fehlt wiederum Button. "Was Jenson ein bisschen fehlt, ist dieser absolute Killerinstinkt, wie ihn Lewis oder Alonso haben", bestätigt Jordan. Das ist aus Sicht des ehemaligen Teamchefs nicht unbedingt negativ, aber ein anderer Stil.

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