Zwei Zonen garantieren Spannung

von Sönke Brederlow

Erstmals in dieser Saison wird es in Kanada zwei DRS-Zonen geben. Das bedeutet auch, dass es gleich zwei Möglichkeiten mehr zum Überholen gibt und damit doppelte Action geboten wird, auch wenn die Zonen unmittelbar hintereinander liegen und nur durch eine kleine Schikane getrennt sind.

Dass eine DRS-Zone manchmal nicht ausreicht, hat man in dieser Saison schon gesehen. In Barcelona war die Zone mit 820 Metern so lang, wie noch nie in dieser Saison. Trotzdem waren Positionswechsel in Spanien eher Mangelware.

Auch am Ende der Start-/Zielgeraden werden durch den verstellbaren Heckflügel in diesem Jahr wieder einige Überholmanöver möglich sein, Foto: Bridgestone
Auch am Ende der Start-/Zielgeraden werden durch den verstellbaren Heckflügel in diesem Jahr wieder einige Überholmanöver möglich sein, Foto: Bridgestone

Mit Hilfe von zwei Zonen wird es sogar Überholmanöver geben, wenn eine Zone nicht wie gewünscht funktioniert. Und auch die viel diskutierten Sicherheitsrisiken wird es nicht geben. Ob eine oder zwei DRS-Zonen: Der Effekt bleibt der gleiche, egal ob an einer oder an zwei Stellen. Gefährlicher werden zwei DRS-Zonen kaum.

In Kanada könnte es also wieder mal ein Überholfestival geben, denn schon ohne DRS-Zonen, gab es auf dem Circuit Gilles Villeneuve in der Vergangenheit viele Positionswechsel. Dazu kommt der Reifenverschleiß und natürlich die zwei DRS-Zonen, die die Chancen nochmals erhöhen. Ein spannender Grand Prix ist wieder garantiert.

DRS im Doppelpack: Überholmanöver ja - Rennsport nein

von Frederik Hackbarth

DRS im Doppelpack - auf Grund der Streckencharakteristik wirkt die künstliche Überholhilfe in Kanada fehl am Platz. Der Circuit Gilles Villeneuve ist seit jeher bekannt für seine vielen Überholmanöver, seinen Stop-and-Go-Charakter und die extreme Beanspruchung der Bremsen. Spätestens ab der Hälfte des Rennens werden sich so auf ganz natürliche Weise genügend Überholmöglichkeiten bieten. Action auf der Strecke und atemberaubende Manöver will jeder Rennsportfan, darüber sind sich alle einig.

Der Charakter einer guten Attacke sollte jedoch im Können und der Raffinesse des Piloten begründet und nicht auf Knopfdruck abrufbar sein. In der Türkei beispielsweise fuhren die Piloten Kreise umeinander - je nachdem wer gerade hinten lag. Echter Rennsport in Reinform ist das nicht. Ein Manöver wie das von Jenson Button gegen Lewis Hamilton auf der Start-/Zielgeraden in Istanbul war vielen Fans tausendmal lieber, als das DRS-Spielzeugrennen auf der Gegengeraden.

Robert Kubicas Unfall 2007 in Montreal zeigte die Gefahren des Kurses auf der Ile de Notre Dame - er war nach einem Duell mit Jarno Trulli von der Piste abgekommen, Foto: Sutton
Robert Kubicas Unfall 2007 in Montreal zeigte die Gefahren des Kurses auf der Ile de Notre Dame - er war nach einem Duell mit Jarno Trulli von der Piste abgekommen, Foto: Sutton

In Kanada wird es nun wieder so sein. Hinzu kommt, dass auf der Ile de Notre Dame auf Grund der langen Geraden und vielen Schikanen sowohl Top-Speed, als auch guter Abtrieb wichtig sind. Traditionell wird es daher unter den Teams ein breites Abstimmungs-Spektrum geben, was für genügend Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den Autos auf den langen Geraden sorgen sollte. Ein doppelte Zone ist zu viel des Guten. DRS ja - aber bitte nur an Stellen und auf Strecken, wo das Überholen vorher nicht möglich war.

Wo auch 2010 schon ohne den Heckflügel und KERS Manöver möglich waren, ist der Geschwindigkeitsüberschuss in diesem Jahr nahezu lächerlich hoch. Der Vordermann ist nur noch Opfer, der erste große Unfall lediglich eine Frage der Zeit. In Montreal stehen die Mauern extrem nahe an der Strecke - einen zweiten Unfall, wie den von Robert Kubica 2007, braucht wirklich niemand.