Lewis Hamilton, Fernando Alonso und sogar Robert Kubica: Alle drei konnten auf dem Circuit Gilles Villeneuve in Montreal schon siegen. Doch einer fehlt noch in der Siegerliste: Sebastian Vettel. Der 4,361 km lange Kurs auf der Île de Notre-Dame, einer künstlich angelegten Insel im Sankt-Lorenz-Strom, verzeiht keine Fehler, da die Leitplanken sehr dicht an der Strecke stehen und er einem Stadtkurs daher sehr ähnlich ist.

Den härtesten Bremspunkt und gleichzeitig die langsamte Stelle in Montreal findet man bei der Haarnadelkurve L'Épingle, wo der Pole Robert Kubica im Jahr 2007 seinen schweren Unfall hatte. Aus über 300 km/h wird innerhalb von 140 Metern bis auf 60 km/h verzögert, was einer Belastung von 5,5 g entpricht. Nicht nur für die Bremsen und den Fahrer, sondern auch für die Reifen eine enorme Belastung. "Die Charakteristik von Kanada bedeutet, dass wir an diesem Wochenende kaum eine Ein-Stopp-Strategie sehen werden", sagte Pirelli-Chef Paul Hembery.

Die Haarnadelkurve ist die langsamste Stelle in Montreal, Foto: Sutton
Die Haarnadelkurve ist die langsamste Stelle in Montreal, Foto: Sutton

Auf Grund der starken Bremszonen reisen die meisten Teams mit überarbeiteten Lüftungskanälen nach Kanada. Zwar kosten die größeren Lufteinlässe etwa zwei Zehntel pro Runde, doch sie werden nicht ohne Grund am Fahrzeug montiert. Auf bis zu 1000 °C werden die Bremscheiben bei den Vollbremsungen erhitzt und das bei jeder der insgesamt 70 Rennrunden. Dabei steht der Fahrer 20% jeder Runde voll auf der Bremse. Auf anderen Rennstrecken wie beispielsweise Spa sind dies nur etwa 14% jedes Umlaufs.

Start könnte entscheidend sein

Entscheidend wird auch der Start sein. Die ersten beiden Kurven sind sehr eng, was in der Vergangenheit schon häufiger zu Kollisionen und Ausfällen geführt hat. Alexander Wurz' Rennen begann 1998 sogar mit einem Überschlag. Die erste Runde in Montreal wird also besonders wichtig sein, wenn man ein gutes Ergebnis anstrebt. Schon ein beschädigter Frontflügel kann das Rennen in Kanada früh zerstören.

Zudem ist der Kurs nur eine temporäre Rennstrecke und bietet daher speziell am Freitag kaum Grip, was die Pneus zusätzlich belastet. Zwar wird sich bis zum Rennen am Sonntag etwas Gummi auf den Asphalt legen, das Gripniveau ist aber nie sehr hoch. Und auch die meist hohen Strecken- und Lufttemperaturen machen den Reifen zu schaffen. "Der Kurs in Montreal kann hart für die Reifen sein, weil die Autos wenig Abtrieb haben und der Asphalt recht wenig Grip aufweist", weiß auch Williams-Pilot Rubens Barrichello.

Die 'Wall of Champions' verzeiht keine Fehler, Foto: Sutton
Die 'Wall of Champions' verzeiht keine Fehler, Foto: Sutton

Eine besonders bekannte Stelle auf dem Circuit Gilles Villeneuve ist die 'Wall of Champions', an der letzten Kurve vor Start und Ziel. Beim herausbeschleunigen aus der Schikane kommen die Fahrer der Mauer bis auf wenige Zentimeter nahe - manchmal auch zu dicht. Selbst Weltmeister wie Michael Schumacher oder Damon Hill haben hier schon ihre Spuren hinterlassen - und auch Sebastian Vettel kommt dieses Jahr zum ersten Mal als Weltmeister nach Montreal.

Regen ist möglich

Erstmals in dieser Saison wird es in Kanada nicht nur eine, sondern gleich zwei DRS-Zonen während des Rennens geben. Diese werden zum Einen auf der Geraden nach der Haarnadelkurve, zum Anderen auf Start/Ziel liegen. Wie KERS und DRS in Kanada wirken, wird sich spätestens Sonntag im Rennen zeigen.

Regenrennen waren in Montreal immer selten, was sich in diesem Jahr ändern könnte. Bei einer Regenwahrscheinlichkeit von 60% am Sonntag und sogar 65% am Samstag könnten auch die Regenreifen Verwendung finden. Einzig der Freitag bleibt in jedem Fall trocken.