Bei aller Freude über die so wichtige erste Startposition auf dem engen Stadtkurs von Monte Carlo, war Sebastian Vettel nach der Qualifikation zum Großen Preis von Monaco in erster Linie erleichtert über den glimpflichen Ausgang des Perez-Unfalls. "Es ist ein großes Risiko an dieser Stelle, wenn man nicht ganz achtsam ist oder versucht das Auto am Limit zu bewegen. Es gibt dort eine Bodenwelle, die vor allem die Hinterachse leicht macht und es ist so ein bisschen ein Tanz auf dem Seil, wenn man es ein bisschen übertreibt und ein bisschen zu früh zu viel will", beschrieb Vettel die Unglücksstelle an der Hafenschikane.

Problematisch sei besonders der unebene Asphalt in der Anbremszone. "Da schert das Heck aus und dann kann man als Fahrer wenig machen. Wir haben es heute morgen bei Nico und jetzt im Qualifying bei Sergio gesehen", sagte der Deutsche in Bezug auf die Unfälle seiner Kollegen Rosberg und Perez, fügte aber auch an: "Die Chance, dass das passiert ist, wenn man schaut wie viele Runden wir fahren, eher gering." Für die Zukunft könne man trotzdem nach besseren Lösungen für die Unfallstelle suchen. "Da muss man ein bisschen dran arbeiten und dann auch schauen, dass es dort vielleicht ein bisschen besser gedämpft werden kann", so Vettel.

"Die Nachricht, dass es dem Sergio gut geht, war glaube ich mit die wichtigste im Qualifying - da fällt einem, wenn man da sitzt und auf seinen zweiten Versuch wartet, natürlich schon ein Stein vom Herzen", erklärte der Heppenheimer nach der Zeitenjagd. Nun seien jedenfalls alle Fahrer für das Rennen vor der besagten Stelle gewarnt. "Es ist ja nicht so, dass man die Welle dort nicht kennt. Leider hat Sergio nur nicht das Glück gehabt, die Geschwindigkeit auf der Strecke zu verlieren, sondern hat dann noch die Bande touchiert", meinte der Red-Bull-Pilot. Über die Gefahren auf dem engen Kurs seien sich aber ohnehin alle Piloten im Klaren.

Schatten auf dem Ergebnis

"Man weiß es und man wusste es davor. Natürlich ist das speziell eine Stelle, wo man aufpassen muss. Aber ähnlich dazu gibt es andere Stellen, wo es genauso am Limit ist und auch so eine Gratwanderung darstellt", meinte der Pole-Setter und fügte hinzu: "Das ist in gewisser Weise ja auch die Herausforderung auf einem Stadtkurs." Rein sportlich gesehen war der 23-Jährige in jedem Fall sehr glücklich mit dem Ergebnis vom Samstag. "Es ist toll, ich freue mich natürlich. Die Ereignisse werfen natürlich so ein bisschen einen Schatten darauf, aber ich glaube bis dahin lief es sehr gut und wir können sehr zufrieden sein", meinte der WM-Führende.

Die Nähe der Fans zu den Fahrern in Monte Carlo stört Sebastian Vettel überhaupt nicht, Foto: Sutton
Die Nähe der Fans zu den Fahrern in Monte Carlo stört Sebastian Vettel überhaupt nicht, Foto: Sutton

"Wir haben von Q2 zu Q3 noch einmal einen großen Schritt gemacht und es war dann doch deutlicher, als wir das erwartet haben. Ich glaube das ganze Wochenende haben wir uns wohl gefühlt, aber vielleicht kam noch nicht alles zusammen, denn vor allem Ferrari und McLaren haben stark ausgesehen", so Vettel. Bei der Konkurrenz ging aber nicht alles glatt. Besonders Lewis Hamilton hatte Pech und musste seinen schnellen Versuch nach dem Perez-Unfall abbrechen. "Ich glaube Lewis war hinten raus ein bisschen unglücklich mit dem Timing, aber ich glaube irgendwo wählt das jeder selbst und eine rote oder gelbe Flagge kann einen in dem Moment sehr hart treffen. Das war denkbar ungünstig für ihn", gab der Red-Bull-Fahrer zu.

Wer nun aber schärfster Konkurrent und erster Verfolger sei, war Vettel herzlich egal. "Das ändert für uns morgen nichts. Wir müssen auf uns schauen. Es gibt genug Leute hinter uns, die alles daran setzen werden vorbei zu kommen", meinte der Deutsche, der das Rennen vor Jenson Button und Teamgefährte Mark Webber aufnehmen wird. Das bisherige Resultat könne sich durchaus sehen lassen, doch sei trotzdem Vorsicht angesagt. "Was uns angeht bin ich alles in allem bisher sehr zufrieden. Ich weiß, dass das hier wichtig ist", meinte der 23-Jährige in Bezug auf den ersten Startplatz.

Ein langes Rennen

Die halbe Miete für ein erfolgreiches Rennen sei die gute Ausgangslage jedoch noch lange nicht. "Für morgen bedeutet es nicht mehr, als acht Meter vor dem Jenson zu starten und dann wird es ein langes Rennen. Hier kann sehr viel passieren und ich glaube heute Nacht und morgen dreht sich das Roulette dann auch wieder weiter - es gibt keine Garantien", scherzte der Heppenheimer. "Wir müssen uns sehr konzentrieren und wir haben gesehen, wie schnell etwas schief gehen kann. Es ist ein normales Rennen und das sollte es im Kopf auch bleiben", so der Red-Bull-Fahrer.

Unterschiedlich zu anderen Events seien hingegen die Geschehnisse abseits der Rennstrecke. "Was toll ist, ist das die Atmosphäre hier so anders ist und etwas besonderes. Man kriegt das als Fahrer mit und muss das Positive daraus ziehen: Es sind sehr viele Fans sehr nahe an der Strecke. Ich glaube das ist etwas schönes und das erlebt man nicht jeden Sonntag. Bis jetzt könnte es nicht besser sein", sagte der Deutsche, mahnte aber wie immer: "Trotzdem wird es morgen ein sehr harter Grand Prix." Es gäbe noch viele Unbekannte auf dem Weg zum Sieg. "Die Reifen werden eine Rolle spielen und auch die Strategie. Also wird hier wieder ein bisschen gewürfelt - aber bisher haben wir gute Karten", so Vettel mit einem Grinsen.