Es ist eine ganze Weile her, seit ich mich das letzte Mal gemeldet habe, aber nachdem es letztes Jahr am Ende mit Lotus doch nicht geklappt hat, war ich wirklich froh, dass ich in letzter Sekunde den Testfahrer-Job bei Renault bekommen habe und so zumindest in der Formel 1 bleiben konnte. Wir waren schon längere Zeit mit Eric Boullier in Kontakt gewesen, und als sich die Chance ergab, ist am Ende alles sehr schnell gegangen, innerhalb von zwei Wochen...

Inzwischen bin ich bei Renault richtig zu Hause. Ich war an jedem Testtag dabei, zwischendurch auch ein paar Mal beim Team, habe die Leute alle noch besser kennengelernt, konnte mich weiter integrieren. Ganz am Anfang habe ich schon gemerkt, dass mir einige etwas reserviert gegenüber standen, das hat sich aber nach meinem Testtag in Jerez ganz deutlich geändert.

Guter Testeinstand

Da bin ich von Anfang an sehr gut zurecht gekommen, kam auf den gleichen Reifen sehr nah an die Zeiten von Nick [Heidfeld] heran, und auch von meinem technischen Feedback waren die Ingenieure wohl ziemlich angetan. Und nachdem sie gemerkt haben, dass ich doch etwas kann, hat sich die ganze Stimmung mir gegenüber doch ganz schnell fühlbar verändert, jetzt ist das alles super, ich bin auch immer mehr in die gesamte Arbeit integriert, lerne immer mehr....

Das Jahr bei HRT hat meinem Image halt wirklich geschadet, weil ich durch die Umstände nicht viel Sichtbares zeigen konnte und es auch für Außenstehende extrem schwierig war, meine Leistungen richtig einzuschätzen. Insofern war dieser eine Testtag für mich sehr wichtig, hat mir sehr viel gebracht - und ich hoffe, dass ich im Laufe des Jahres vielleicht doch noch die eine oder andere Chance bekomme, ein bisschen was zu beweisen, vielleicht an einem Freitag oder so....

Hoffnung auf Freitagstests

Bruno Senna hat das Bild wieder gerade gerückt, Foto: Sutton
Bruno Senna hat das Bild wieder gerade gerückt, Foto: Sutton

Aber konkret ist darüber noch nicht gesprochen worden, und jetzt am Saisonbeginn muss Renault natürlich erst einmal sehen, wo man wirklich steht und versuchen, das Optimale herauszuholen. Es sieht nach den Testeindrücken nicht so schlecht aus, wir denken schon, dass wir hinter Red Bull und Ferrari auf Platz drei liegen könnten. Unser Auto hat auf jeden Fall sehr viel Potenzial, wir haben nur bei weitem noch nicht alles rausgeholt, auch weil uns durch einige Probleme beim Testen noch ein paar Kilometer fehlen.

Über die Distanz sollten wir ziemlich gut aussehen, denke ich, woran es vielleicht noch ein bisschen fehlt, ist der Qualifying-Speed über eine Runde. Mein großer Favorit ist Red Bull, das Auto ist zwar keine Revolution, das musste es aber auch nicht sein, es war ja letztes Jahr schon sehr gut. Jetzt ist es eine Evolution - aber die funktioniert perfekt. Ich habe beim letzten Test in Barcelona mal länger draußen an der Strecke gestanden - unglaublich, wie gut das Auto liegt.

Die Reifen entscheiden

Die Reifen sind ein bisschen seltsam, selbst wenn man nicht wirklich am Limit fährt, baut der Reifen trotzdem ab. Das heißt, dass man sich bei dem Versuch, die Reifen zu schonen, auf einem sehr schmalen Grat bewegt. Denn es kann ganz leicht passieren, dass man doppelt Zeit verliert: Weil man einerseits etwas langsamer fährt als möglich, andererseits aber doch nicht wirklich weiter kommt und etwa einen Boxenstopp einsparen könnte.

Die Strategie wird in dieser Saison eine unglaublich große Rolle spielen, da die richtige Balance zu finden, den Moment zum Boxenstopp zu erwischen, an dem der Reifen dann deutlich abbaut. Es kann passieren, dass sich Rennen in den letzten drei, vier fünf Runden noch einmal komplett umdrehen, weil vorne jemandem die Reifen eingehen, das kann wirklich interessant werden...

Ich bin diesmal nicht frühzeitig nach Australien geflogen, so wie letztes Jahr, als ich eine Woche bei meiner Schwester, die in Sidney lebt, verbracht habe. Aber diesmal war es mir wichtiger, noch eine Woche zu Hause in Monaco mit intensivem Training zu haben. Denn während der vielen Tests bin ich ja doch zu nicht dazu gekommen, und wenn man dann aber nicht selbst fährt, sondern doch hauptsächlich herumsitzt oder steht, dann läuft man schon Gefahr, ein bisschen Fitness zu verlieren. Und das darf nicht passieren - schließlich will ich ja topfit sein, sollte sich irgendwann eine Chance für mich ergeben.