2010 hatte Nico Rosberg Michael Schumacher im Griff. Kann er 2011 zum ganz großen Coup ausholen?, Foto: Sutton
2010 hatte Nico Rosberg Michael Schumacher im Griff. Kann er 2011 zum ganz großen Coup ausholen?, Foto: Sutton

Die langen, blonden Haare sind einer coolen Strubbelfrisur gewichen, statt Babyface trägt Nico Rosberg jetzt lässig Dreitagebart. Aber nicht nur sein Äußeres zeigt: Rosberg ist erwachsener, reifer, selbstbewusster geworden, sondern auch seine Aussagen lassen erahnen, dass Zurückhaltung nicht mehr sein Credo ist.

Der Deutsche hat keine Angst mehr vor einem großen Namen wie Michael Schumacher, dafür hat er 2010 zu gut im Vergleich zum siebenfachen Champion ausgesehen. "Das war sehr wichtig für mich und meine Karriere", erklärte Rosberg. Der Deutsche weiß, dass er mit seiner Performance trotz des schwachen MGP W01 alle Zweifler eines Besseren belehrt hat. Kein Wunder, dass der Mercedes GP-Pilot aktuell nur so vor Selbstbewusstsein strotzt.

"Ich bin jetzt besser beim Entwickeln des Setups, beim Verständnis der Elektronik, in meinem Fahrstil, den Möglichkeiten, die eine unterschiedliche Linienwahl bietet, setze mich mit all dem gedanklich stärker auseinander. Rein fahrerisch brauchte ich mich gar nicht so zu verbessern", erklärt der 25-Jährige. Rosberg geht mit breiter Brust in die neue Formel-1-Saison und macht sogar eine Kampfansage in Richtung Champion Sebastian Vettel. "Ich werde dahin kommen, wo Vettel jetzt ist! Daran glaube ich fest, das treibt mich an", stellte er klar.

Felipe Massa muss über den eigenen Schatten springen, um Fernando Alonso gefährlich zu werden, Foto: Sutton
Felipe Massa muss über den eigenen Schatten springen, um Fernando Alonso gefährlich zu werden, Foto: Sutton

Doch was steckt wirklich hinter dem neuen Selbstbewusstsein von Rosberg? Ist er wirklich ein neuer Nico Rosberg oder reiht er sich mit seinen Aussagen nur in die lange Liste der Kampfansagen seiner Formel-1-Kollegen ein? So hört man von Rubens Barrichello jedes Jahr die gleiche Leier: "Ich will dieses Jahr Weltmeister werden!" Bisher scheiterte das WM-Unterfangen des Brasilianers, dennoch gibt er nicht auf. "Ich bin in dem Team, für das ich immer fahren wollte, in einer Umgebung, in der ich mich sehr wohl fühle, in der ich geschätzt werde - und ich fahre besser denn je. Es könnte ein gutes Jahr werden, etwas Brillantes könnte passieren", war der Williams-Pilot im Winter fest überzeugt.

Aber nicht nur der Brasilianer lehnte sich mit seiner Kampfansage 2011 weit aus dem Fenster, auch Felipe Massa will mit Hilfe der neuen Pirelli-Reifen Fernando Alonso das Fürchten lehren. "Man startet jedes Jahr wieder bei null. Ich weiß, was ich kann. Ich habe das schon bewiesen", tönte der Ferrari-Pilot. Dabei scheint Massa zu vergessen, wen er als Teamkollegen an seiner Seite hat. Somit darf durchaus bezweifelt werden, dass der Brasilianer Alonso den Nummer-1-Status im Team abluchsen kann.

Die schwache Testform von McLaren behindert Hamiltons Titelangriff, Foto: Sutton
Die schwache Testform von McLaren behindert Hamiltons Titelangriff, Foto: Sutton

Wahrscheinlicher ist dafür, dass Lewis Hamilton dieses Jahr wieder um den Titel mitkämpfen wird. Zwar posaunte der Brite seine Kampfansage nicht selbst in die Welt hinaus, dafür tat es sein Teamchef Martin Whitmarsh. Whitmarsh stellte klar, dass Hamilton seine persönlichen Probleme aus dem Vorjahr überwunden hat und mit neuer Entschlossenheit in die Saison geht. "Wir alle wissen, dass er ein Superstar ist", sagt der McLaren-Teamchef. Oder wie er sonst gerne zu sagen pflegt: "We have two great racing drivers".

Doch Worte machen einen Piloten noch lange nicht zum Champion. 2011 müssen Rosberg, Hamilton & Co. ihren Worten, Taten folgen lassen. Zumindest Rosberg hat bereits einen Mann von sich überzeugt: Luca di Montezemolo. "Rosberg ist intelligent und schnell - ständig schneller als Michael Schumacher zu sein, ist der beste Beweis. Rosberg ist sicher einer der Besten aus der Generation der neuen Fahrer", lobte der Ferrari-Präsident. Dem pflichtete Norbert Haug bei: "Nico ist einer der Schnellsten im Feld, vielleicht ist er der Allerschnellste." Ob er tatsächlich der Beste von allen ist, wird sich auf der Strecke zeigen.

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