"Es war ja nicht das erste Mal, dass ich in der Situation war, dass es nicht so einfach aussah, einen Platz zu finden - aber nun habe ich eine Chance", erklärte Nick Heidfeld resümierend. "Ich denke nicht, dass ich besonderen Druck habe und war ja bereits öfter in dieser Position", sagte Heidfeld. "So wie jetzt, war es schon in der Formel 3 oder mit dem McLaren-Junior-Team in der Formel 3000. Dort gab es beispielsweise ein Shootout mit Antonio Pizzonia. Ich bin also ganz zuversichtlich, dass ich jetzt einfach liefern kann", so der Mönchengladbacher.

"Ich denke dieser Test hier ist für mich der erste und wichtigste Schritt, um wieder Rennen fahren zu können", erklärte Heidfeld. Auch seine Erfahrung als Testfahrer für die neuen Pirelli-Reifen könne er in die Waagschale werfen. "Ich denke das wird ein Vorteil für mich sein. Ich habe viel von der Konstruktionsarbeit an den Reifen begleitet und habe daher definitiv viel Wissen über sie", so der 33-Jährige. "Ich denke die Reifen sollten mir auch nicht zu schlecht liegen. Ich habe natürlich nicht versucht, extra einen Reifen zu entwickeln, der nur mir liegt und den anderen Fahrern nicht. Aber klar ist auch, dass man den Ingenieuren nie sagen würde, dass ein Reifen gut ist, den man selbst nicht mag", stellte Heidfeld klar.

Besondere Pläne für seinen Test-Einsatz in Jerez habe der Deutsche aber nicht. "Ich mache das wie immer und werde versuchen mich ans Limit heran zu tasten, sobald ich merke, dass das geht. Ich nehme es einfach wie es eben kommt", meinte der dreifache Familienvater. Viel Zeit sich an das neue Arbeitsgerät zu gewöhnen hat Heidfeld aber nicht. "Alles ist jetzt natürlich sehr kurzfristig. Ich war in der Fabrik, habe mit den Ingenieuren gesprochen und mit Eric Boullier. Aber wir haben noch keinen Sitz anpassen können - das müssen wir heute und eventuell auch noch morgen Nacht hier vor Ort machen", so der Wahl-Schweizer, der aber hinzufügte: "Auch wenn ich nicht gleich alles von Beginn an wissen werde, sollte das in Ordnung sein."

Kubica wird alles für ein Comeback tun

Über seinen Einsatz in Jerez wurde Heidfeld erst am Mittwoch informiert. Wichtiger als alle Zukunftspläne, sei aber ohnehin die Genesung Robert Kubicas. "Es ist natürlich schrecklich. Es war schon ein sehr komisches Gefühl, als ich Sonntag von dem Unfall hörte. Ich habe gehofft, dass es nicht all zu schlimm ist und war dann den ganzen Tag im Internet um die neuste Entwicklung zu verfolgen", erklärte der 33-Jährige. "Wenn man das Auto sieht, aus dessen Heck die Leitplanke herausschaut, sieht man, wie dramatisch die Situation war. Sie waren erst nicht sicher, ob er überlebt und auch eine Amputation der Hand stand ja im Raum. Auch wenn wir nicht Teamkollegen gewesen wären - so etwas zu hören ist einfach schockierend und furchtbar", sagte Heidfeld.

Bei BMW waren Nick Heidfeld und Robert Kubica lange Zeit Teamkollegen - nun könnte der Deutsche für seinen Freund einspringen, Foto: Sutton
Bei BMW waren Nick Heidfeld und Robert Kubica lange Zeit Teamkollegen - nun könnte der Deutsche für seinen Freund einspringen, Foto: Sutton

"Ich hoffe natürlich, dass Robert sich so schnell wie möglich erholt. Aber auf der anderen Seite muss ich sagen, dass ich natürlich versuchen werde die Chance nun zu nutzen, wenn ich sie bekomme", stellte der Deutsche klar. Heidfeld selbst musste vor einigen Jahren nach einem Rad-Unfall ein paar Rennen aussetzen. Die Gefahren würden überall lauern und jeder müsse selbst wissen, worauf er sich einlässt. "Es kann einfach so schnell gehen. Natürlich sind manche Sachen ein größeres Risiko als andere und der Rallye-Sport gehört sicher dazu. Aber jeder muss für sich selbst entscheiden, was er macht. So wie ich das sehe, hatte Robert sehr viel Pech, dass die Leitplanke nicht ordentlich befestigt war. Aber so ist es nun einmal - das ist das Leben und so ist der Rennsport. Unglücklicherweise läuft nicht immer alles perfekt", meinte der Ex-Prost, Sauber, Jordan, Williams und BMW-Pilot.

Im persönlichen Bezug auf Robert Kubica glaubte Heidfeld, dass dieser alles für ein Comeback machen werde. "Er hatte vor ein paar Jahren schon mal einen Unfall, von dem er schneller zurück kam, als man das erwartet hatte", sagte der Deutsche in Anspielung auf den Horrorcrash des Polen 2007 in Montreal. "Sicherlich wird er sehr motiviert sein und versuchen, so schnell wie möglich wieder da zu sein. Es ist aber natürlich sehr schwierig genau zu wissen, was in ihm und seinem Kopf vorgeht. Ich habe Bücher über Leute gelesen, die schlimme Unfälle hatten und denke, dass das sehr problematisch sein kann", so Heidfeld. "Aber diese Leute von denen wir reden, sind die Elite ihres Sports und haben eine große Liebe für etwas - das gibt ihnen im Normalfall viel Kraft um zurück zu kommen. Ich bin mir ganz sicher, dass Robert auch so jemand ist", erklärte der Mönchengladbacher zuversichtlich.