Lotus Renaults neuer Bolide ließ die Fachwelt nicht schlecht staunen. Der Wagen des Teams aus Enstone hat die Auspufföffnungen an der unteren Seite des vorderen Teils der Seitenkästen. Dadurch verspricht man sich einen zusätzlichen Luftfluss, den das Team für aerodynamische Zwecke bestens verwenden kann. Nun mehren sich überdies Gerüchte, wonach auch der neue McLaren MP4-26 so ein aufwändiges Abführungssytem der Abgase eingebaut hat. Der neue Bolide des englischen Traditionsteams wird aber erst am 4. Februar in Berlin vorgestellt.

Sollte sich tatsächlich bewahrheiten, dass die neue und innovative Lösung einen Vorteil bringt, ist davon auszugehen, dass bald andere Teams nachziehen und aufrüsten werden - an vorderster Front Mercedes GP. "Renault hat in die richtige Richtung gedacht", stellte auch Teamchef Ross Brawn fest. "Wir arbeiten bereits an einer ähnlichen Lösung", erklärte der Brite.

Möglich ist dies nicht zuletzt auch, da anders als im Vorjahr bei der Problematik mit dem F-Schacht, dieses Jahr und in diesem Bereich des Boliden, nichts in ein bestehendes System eingebaut werden muss. Bis zum Saisonstart sind zudem bei allen Bewerbern ohnehin noch gravierende Updates zu erwarten und bei allen Testversionen wird es grundlegende Modifikationen geben. Bis es Mitte März in Bahrain an den Start geht und die Autos final homologiert werden müssen, bleibt folglich noch genügend Zeit um eifrig nachzurüsten.

Die Arbeit an der Aerodynamik wird bei Lotus Renault großgeschrieben - grüne Farbe bei den Tests soll die genauen Luftverläufe anzeigen, Foto: Sutton
Die Arbeit an der Aerodynamik wird bei Lotus Renault großgeschrieben - grüne Farbe bei den Tests soll die genauen Luftverläufe anzeigen, Foto: Sutton

Bei Lotus Renault ist man selbstredend zufrieden in der Rolle des Vorreiters zu sein. "Ich bin sehr glücklich darüber, dass wir einige wirkliche kreative Neuerungen am Auto haben", sagte Teamchef Eric Boullier gegenüber Autosport. "Wir stehen voll hinter unserem Techniker-Team. Wir wollen schnell sein und möchten es ganz an die Spitze schaffen. Wir wissen aber auch, dass das Zeit braucht - man muss eben kreativ sein und andere Wege gehen", erklärte der Franzose. "Nun haben wir diese Richtung schon relativ früh im letzten Jahr eingeschlagen. Vornehmlich einfach deswegen, weil wir denken, dass uns das eher voran bringen wird", stellte der Lotus-Renault-Teamchef klar.

Motorenchef Rob White erklärte, dass das Team bereits seit vielen Monaten an der neuen Idee sitzen würde und sich die Vorteile immer klarer herauskristallisieren würden. "Angeströmte Unterböden waren letztes Jahr schon ein entscheidendes Kriterium - der Nutzen der Abgase ist sehr groß, wenn man das aerodynamisch beste Auto bauen will", meinte der Lotus-Renault-Mann.

"Der Schlüssel war prinzipiell, dass die Chassis-Abteilung mit diesen Luftstörmen arbeiten wollte. Also haben wir versucht so mit ihnen zusammen zu arbeiten, dass der Motor auch dazu passen kann. Es ist wirklich eine Art dreidimensionaler Balanceakt, was die Motorenkonzeption betrifft, da diese ja sehr eingeschränkt ist", stellte White klar. "Wir hatten in Folge dessen auch einige Platz-Probleme. Die Hülle wird dadurch nun natürlich auch sehr stark durch das Innenleben beeinflusst", so der Motorenchef.

Schwarz und mysteriös - Vitaly Petrov bewegt den innovativen R31 über die Strecke von Valencia, Foto: Sutton
Schwarz und mysteriös - Vitaly Petrov bewegt den innovativen R31 über die Strecke von Valencia, Foto: Sutton

Der Vorteil der von Lotus Renault konzipierten Lösung leuchtete aber nach der ersten Überraschung auch den meisten Entscheidungsträgern im Fahrerlager ein. Durch mehr vorhandene Luft, kann der Diffusor einfach stärker angeblasen werden, was mehr Grip zur Folge hat. Als mögliche Problematik wurde aber schnell eine zu stärke Überhitzung ausgemacht, wenn die heißen Gase erst den Umweg durch den halben Innenraum des Boliden zurücklegen müssen. Das Risiko ist also in jedem Fall gegeben - doch gerade in der Formel 1 gilt ja bekanntlich: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.