Das Feedback war größtenteils positiv, irgendwelche großen Katastrophen blieben aus, also konnte Pirelli Motorsport-Direktor Paul Hembery nach dem ersten offiziellen Testtag mit seinen Reifen in Abu Dhabi durchaus zufrieden sein. "Der erste Tag war sehr erfolgreich", meinte er. "Bei den Tests in Europa, wo es einigermaßen kühl war, konnten wir nicht bei Streckentemperaturen wie hier testen, die bis auf 42 Grad ansteigen. Es waren viele verschiedene Fahrer und viele verschiedene Autos unterwegs, das war interessant für uns. Jetzt haben wir viele Informationen und die Jungs werden über Nacht die Daten analysieren, die wir haben", sagte Hembery.

Teile auf der Strecke

Größtes Problem war am Ende des Testtages ein plötzlicher Luftaustritt am rechten Hinterreifen von Sebastian Vettels Auto. Was den verursacht hatte, konnte Pirelli noch nicht sofort eruieren, aber es waren nach Testende einige Leute auf der Strecke, um zu schauen, ob dort ein Teil gelegen war, wo es passierte. "Die Strecke war recht schmutzig. Nach fünf, sechs Tagen Fahrbetrieb lagen viele Teile da draußen. Wir haben auf einigen Hinterreifen Schnitte gesehen. Das ist nichts Außergewöhnliches, wir wollen nur auf der Strecke nachsehen, was das war", erklärte der Motorsport-Direktor.

Feststellen musste Pirelli außerdem, dass die mittlere Mischung wohl ein wenig zu konservativ für Abu Dhabi gewählt war und dort wohl nicht an Rennwochenenden im Einsatz sein wird. Der weiche funktionierte besser, dürfte also für 2011 ein Kandidat für den Abu Dhabi Grand Prix sein. "Für Tests gibt es einfach keinen Ersatz. Es war sehr nützlich, um unser Level zu finden. Es gibt kein Buch, in dem steht, der weiche Reifen muss so oder so sein. Man muss die Reifen den Leuten geben, um es sich einfacher zu machen. Unser weicher Reifen könnte bei anderen ein harter sein. Es ging darum, zu verstehen, wo unsere Mischungs-Skala im Vergleich zu dem steht, was der Sport bislang kannte", sagte Hembery.

Superweich in Arbeit

Obwohl die mittlere Mischung in Abu Dhabi nicht so gut funktionierte, erwartete Hembery, dass sie auf raueren Strecken in Europa eher zur Anwendung kommen wird. Mitgebracht zum Test hat Pirelli insgesamt etwa 400 Reifen, Mischungen gibt es zwei, die mittlere und die weiche. Eine superweiche Mischung ist in Entwicklung und wird bei einem Test in Bahrain in den nächsten Wochen getestet. Im Auto soll dort Pedro de la Rosa sitzen. Neben dem Test in Bahrain gibt es bis Februar maximal noch einen weiteren Test, bei dem wieder Regen simuliert werden soll. Wenn dann die Wintertestfahrten der Teams laufen, wird Pirelli nebenbei aber auch noch sechs oder sieben Sessions absolvieren. "Dort werden wir neue Lösungen testen. Die wird es 2011 wohl nicht im Einsatz geben, aber 2012 dann sicher."

Größtes Problem für Pirelli war am Freitag der Gummiabrieb, der noch von Bridgestone übrig war. Zwar hatte man versucht, die Strecke in der Nacht vor Freitag zu säubern, das war aber nicht wirklich gelungen, denn es war noch einiges übrig. "Das hilft uns natürlich nicht. Hoffentlich ist es morgen besser, nachdem wir einen Tag mit unseren Reifen hatten und mehr italienischer als japanischer Gummi da ist. Hoffentlich wird es einfacher. Wenn wir auf Strecken kommen, wo am Wochenende zuvor ein Rennen mit anderen Reifen war, verlieren wir normalerweise einen Tag, um die Strecke zu säubern", meinte er. Er betonte, das erkläre auch, warum es an Formel-1-Wochenenden teilweise starke Veränderungen in den Resultaten von Freitag auf Samstag gibt.

Vergleiche nicht zulässig

Einen Vergleich der Rundenzeiten zwischen Pirelli und Bridgestone sah er nicht als wirklich zulässig an. Er fragte sich, wie man auf einer Strecke Zeiten vergleichen will, auf der so viel gefahren wurde: mit vielen Autos und vielen Reifenmischungen. "In Wahrheit sind die Zeiten alle relativ. Eine echte Möglichkeit zum Vergleich ist es, wenn man den gleichen Fahrer im gleichen Auto hat und die Reifen am gleichen Tag probiert. Wir sind mit den Zeiten recht zufrieden. Sie sehen recht OK aus, es war nichts Anormales. Man muss verstehen, dass die Teams mit Autos fahren, die für andere Reifen entwickelt wurden." Ein bisschen Bizarres gab es aber doch, so wunderte sich Hembery, dass einige Leute drei Runden fuhren und dann plötzlich viel schneller wurden. Mit dem weichen Reifen sei aber alles sehr konstant gelaufen. "Für so einen Reifen war das bei diesen Bedingungen eine gute Konstanz. Der Sport hat uns gebeten, nichts zu liefern, was 60 Runden keine Leistung verliert. Wir könnten das liefern, aber darum wurden wir nicht gebeten."