Auch wenn viel herumgerechnet wird, ist die Ausgangslage vor Abu Dhabi recht einfach. Fahren die zwei Red Bulls vorneweg und Fernando Alonso macht es sich auf Platz drei gemütlich - so wie das die Kräfteverhältnisse momentan erwarten lassen -, dann kann ihm nur noch Mark Webber den Titel wegschnappen, wenn er gewinnt. Daher wird auch davon ausgegangen, dass Sebastian Vettel bei so einer Konstellation Platz machen würde, sollte er gegen Ende des Rennens an der Spitze vor Webber liegen - außer die Predigten von Christian Horner, dass beide Fahrer für das Team fahren, hätten nicht gefruchtet.

Fernando Alonso meinte derweil, dass Red Bull sich ruhig weiter so verhalten solle wie bisher, also seine Fahrer ihre Rennen so zu Ende fahren, wie es die Kräfteverhältnisse vorgeben. Davon profitierte er bereits am Sonntag in Brasilien, als er auf seinen engsten WM-Verfolger Webber nur drei statt zehn Punkte verlor, weil Vettel vor dem Australier gewinnen durfte. Dadurch kommt der Spanier mit acht Punkten Vorsprung zum Finale. "Red Bull hat drei Monate von der Gleichbehandlung gepredigt, jetzt sollten sie auch mit der gleichen Philosophie weitermachen", meinte Alonso laut der Zeitung El Pais.

Diese Philosophie bei Red Bull ist in den vergangenen Wochen einerseits als sportlich fair, andererseits als WM-taktisch unklug bewertet worden, allerdings dürfte wohl davon auszugehen sein, dass Vettel und Webber in Abu Dhabi klug genug sein dürften, um selbst zu wissen, wer wann Weltmeister wird. Vettel selbst meinte nach dem Rennen, sollte sich das Szenario ergeben, dass er vor Webber und Alonso führt, werde er das im Kopf haben. "Ich denke, das ist klar." Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko meinte: "Dann werden wir unsere Fahrer informieren, dass sie in erster Linie für das Team fahren."

Davon ging auch Ferrari-Chefingenieur Chris Dyer aus, der das Verhalten des österreichischen Teams in Interlagos noch als "großen Gefallen" bezeichnete."Ich bin mir sicher, in Abu Dhabi werden sie nicht so großzügig sein", meinte Dyer. Großzügig wäre es hingegen von Ferrari, wenn Alonso nur Fünfter würde, denn dann könnte Vettel mit einem Sieg den Titel noch holen - weil er bei Punktgleichheit und der gleichen Anzahl an Siegen, zweiten und dritten Plätzen einen vierten Platz mehr hat als der Spanier.