Elf Punkte Vorsprung, die Chance auf den möglichen Titelgewinn, doch Fernando Alonso glaubt nicht, dass deswegen in Brasilien besonderer Druck auf Ferrari lastet. Der Spanier ist der Ansicht, dass aufgrund des nach wie vor relativ engen WM-Standes eher Glück oder Schicksal eine Rolle spielen werden, wenn es darum geht, wer am Ende feiern darf. "Ich denke, ich bin entspannt", sagte der Dritte des Nachmittags-Trainings. "Am Sonntag werde ich sicher gestresst sein, aber ich denke, wir können nicht viel tun, um supermotiviert, superaufgeregt oder entspannt zu sein, denn der Speed des Autos ist der, der er im Moment einfach ist."

Mit großen Upgrades zwischen dem Rennen in Brasilien und dem Abu-Dhabi-Wochenende rechnete Alonso nicht - eigentlich sogar mit gar keinen. Es lägen alle Karten auf dem Tisch, nun müsse man einfach besser spielen und sehen, was herauskommt. "Ob wir die Weltmeisterschaft gewinnen oder verlieren, es wird an diesem Punkt nicht aufgrund unserer Bemühungen am Auto oder unseren Fähigkeiten passieren. Es wird mehr um Schicksal oder Glück gehen, denn es liegen wenige Punkte zwischen uns und die Leistung der Autos liegt eng beisammen. Also werden wir alle Fünf das Beste geben und schauen, wie die Ergebnisse sind", erklärte der WM-Führende.

Keine Motorensorgen

Das Motorenproblem am Ende des ersten Trainings erachtete er nicht als besonders tragisch. Denn das Programm hatte ohnehin vorgesehen, den Motor zwischen den beiden Sessions zu wechseln, da das Aggregat am Morgen sehr alt war. "Wir haben den Wechsel um drei Runden verpasst. Es wären nur noch drei Runden zu fahren, damit alles nach Plan gelaufen wäre und - Daumen drücken - es gibt noch einige Motoren, die hier und in Abu Dhabi eingesetzt werden können", meinte er.

Bei Felipe Massa machte die Elektronik nicht mit, Foto: Sutton
Bei Felipe Massa machte die Elektronik nicht mit, Foto: Sutton

Dass die Red Bulls in beiden Trainings die Spitze innehatten, schien ihn auch nicht besonders zu beunruhigen. Die Freitagszeiten seien schwer zu beurteilen, da es in den Trainings ständig rauf und runter gehe. "Im Moment scheint Red Bull Racing weiter stark zu sein, es scheint also ein weiteres starkes Wochenende für sie zu werden. Es sieht so aus, als ob wir mit McLaren darum kämpfen können, die Ersten hinter Red Bull zu sein und Red Bull dann Probleme zu machen. Schauen wir einfach", sagte Alonso. Wichtig war ihm nur, beim Kampf um Pole Position nahe an Red Bull zu sein. "Das haben wir in Singapur gemacht, wo sie am Freitag sehr stark schienen und wir dann am Samstag auf Pole standen. Hoffentlich schaffen wir das auch morgen."

Williams, Mercedes und Renault auf der Rechnung

Gleichzeitig schaute er aber auch nach hinten, denn er hatte Williams, Mercedes und Renault auf der Rechnung, die er unbedingt hinter sich lassen wollte. "Robert [Kubica] startete in Suzuka etwa auf drei und wir waren Fünfter, also müssen wir diese Autos vermeiden. Insgesamt denke ich, dass wir zuversichtlich für das Wochenende sein können." Das galt auch für den Fall, dass es am Samstag regnen sollte. "Die Vorhersage spricht von Regen. Schauen wir, wie die Positionen aussehen. Im Nassen weiß man nie, ob es gut oder schlecht läuft. Sicher braucht man Glück und die Leistung des Setups, die ein oder zwei Zehntel bringen kann, ist im Nassen nicht so wichtig. Wichtiger ist, die Reifen im Qualifying zur richtigen Zeit drauf zu haben. Der richtige Reifen bei passenden Bedingungen kann zwei oder drei Sekunden bringen", meinte Alonso und glaubte, dass ein Regentag für Ferrari ein Vorteil wäre. Denn zu verlieren habe das Team seiner Meinung nach wenig. "Für die vier Verfolger ist es schlimmer, wenn sie ein schlechtes Qualifying haben. Die müssen aufholen, wir haben weniger Druck."

Gar keinen WM-Druck mehr hat Felipe Massa, der am Nachmittag mit einem Kupplungsproblem liegen blieb. Er war in Kurve zwei auf den Kerb gekommen und hatte eine Welle erwischt, wobei die Kupplung aufmachte und keine Gänge mehr reingingen. "Ich musste also stoppen, weil ich nicht zurückfahren konnte", sagte Massa. An der Box wurde ein elektronisches Problem festgestellt, das ihm letztendlich seinen ersten Run auf weichen Reifen zunichte gemacht hatte. Dennoch fühlte er sich für das Wochenende gut. "Sicher sind die Red Bulls und die McLarens stark. Es soll morgen aber regnen und auf nasser Strecke kann alles passieren", erklärte er. Sollte es trocken bleiben, erwartete er auch keine Probleme, da er die weichen Reifen zwar nicht richtig kennenlernen konnte, sie sich aber wie erwartet verhalten hatten. "Ich bin mit den weichen keinen Longrun gefahren, aber der erste Eindruck zeigte, sie sind auch konstant."