Zwar waren die Stopps von Red Bull in Monza schneller als jene von Ferrari, dennoch brachte Fernando Alonso ein besonders schneller Reifenwechsel seiner Crew den entscheidenden Vorteil gegen Jenson Button und damit den Sieg. Damit so etwas nicht nur Zufall ist, wird bei Ferrari hart daran gearbeitet, um auch nichts dem Zufall überlassen, wenn es an der Box um Hundertstel geht. "Wir haben in diesem Jahr sehr hart daran gearbeitet, den Ablauf beim Reifenwechsel so stark wie möglich zu verbessern", sagte Diego Ioverno, der Leiter der Renn-Operationen von Ferrari.

Er gab zu bedenken, dass bis vorige Saison die Länge des Tankvorgangs darüber bestimmte, wie lang ein Stopp dauerte, weswegen die Mechaniker an den Reifen einen recht großen Sicherheitspuffer hatten. "Wir reden hier aber immer noch von Sekunden. Heute wird der kleinste Fehler schwer bestraft; man könnte sagen, es ist viel leichter, ein Rennen an der Box zu verlieren als zu gewinnen", erklärte er. 3,4 Sekunden hatte Alonsos Stopp in Monza gedauert und laut Ioverno liegt das Geheimnis dafür in Training und konstanter Übung.

Viel Training

"Von Beginn des Jahres an haben wir mehr als 1300 Boxenstopp-Übungen an der Strecke und im Werk durchgeführt. In den Wochen, wenn es keine Grands Prix gibt, trainieren wir drei Mal und machen rund 30 Simulationen pro Tag. An der Strecke arbeiten wir von Donnerstag bis Samstag und nehmen das Wochenende, als wären wir ein Fußball-Team: am Tag davor etwas Feintuning und am Sonntag wird vor dem Match entspannt. Es ist wichtig, dass die Jungs ihre Anweisungen auf ruhige Art bekommen, ohne genervt zu werden. Sie wissen genau, welch große Verantwortung sie tragen, vor allem in Rennen wie am Sonntag. Es macht keinen Sinn, sie zu drängen, da das nur zu Fehlern führt", meinte Ioverno.

16 Leute arbeiten bei einem normalen Stopp am Auto, acht weitere stehen bereit, sollte es andere Arbeiten geben. Da ist jemand mit einem seitlichen Wagenheber, sollte die Nase gewechselt werden, zwei können den Anstellwinkel des Flaps am Frontflügel ändern, einer hat den Starter parat, sollte der Motor ausfallen und für den Fall eines Doppelstopps warten noch vier Mechaniker mit einem zweiten Satz Reifen. Auch technisch hat man nachgerüstet, so kam zur Mitte der Saison ein neuer Wagenheber, der seitlich entfernt werden kann, damit der Mechaniker schon aus dem Weg gehen kann, bevor er das Auto herunterlässt. Die Radmuttern wurden auch angepasst, um schneller zu sitzen. Die Boxenampel, die Ferrari eingeführt hat, bringt laut dem Team auch drei Zehntelsekunden.

Fahrer muss mitspielen

Am wichtigsten bleiben dennoch die Mechaniker und ihre Zusammenarbeit. "Ein Boxenstopp ist wie ein Ballet, das zum Sound des Motors getanzt wird. Eine Gruppe von Leuten muss in perfekter Harmonie mit sich und dem Star-Tänzer operieren, also dem Fahrer im Cockpit", sagte Ioverno. Der Fahrer selbst muss auch viel richtig machen, denn er muss auf genau dem richtigen Punkt stehenbleiben, da sonst wertvolle Zehntel verloren gehen. "20 Zentimeter mehr oder weniger und die ganze Crew muss sich bewegen." Im Training ist Ferrari schon nahe an die Drei-Sekunden-Marke für einen Stopp herangekommen, am Sonntag war die Crew auch nicht so weit davon entfernt.