Robert, Spa-Francorchamps ist eine einzigartige Grand Prix-Rennstrecke - vor welche Herausforderungen stellt sie euch Formel 1-Piloten?
Robert Kubica: Die "Ardennen-Achterbahn" kennt tatsächlich keinen Vergleich im Formel 1-Kalender. Dies liegt vor allem an dem geringen aerodynamischen Abtrieb, den wir in Belgien nutzen - trotz der vielen Hochgeschwindigkeits-Kurven liegt er in etwa auf einem Niveau mit jenem, den wir auf dem Stadtkurs von Montreal in Kanada einsetzen. Dies macht es für uns sehr schwierig, einen guten Kompromiss aus hohem Kurventempo und optimaler Höchstgeschwindigkeit für die beiden langen Vollgaspassagen zu Beginn und am Ende einer jeden Runde zu finden.

Dies führt oftmals zu Überraschungen: Plötzlich mischen Formel 1-Autos vorne mit, die in der übrigen Saison nicht so konkurrenzfähig waren. Aus Sicht von Renault ist zu erwähnen, dass wir am kommenden Wochenende erstmals den sogenannten "F-Duct" einsetzen werden. Ich hoffe, dass er von Beginn an gut funktioniert und wir die uns zur Verfügung stehende Zeit optimal nutzen können, uns an seine Bedienung zu gewöhnen. Denn nur so werden wir den bestmöglichen Nutzen aus dieser Innovation ziehen.

Verändert sich durch den neuen F-Duct eure Herangehensweise an das Wochenende?
Robert Kubica: Generell können wir schon eine Tendenz erkennen, dass Fahrzeuge mit F-Duct mit mehr aerodynamischem Abtrieb an den Start gehen als solche ohne dieses System - was auch logisch ist, denn sie können die auf den Geraden hinderliche Bremswirkung der steilen Heckflügel ausschalten und erzielen auf diese Weise eine größere Höchstgeschwindigkeit. Dies sollte sich speziell in Spa-Francorchamps deutlich auswirken: Mit mehr Abtrieb können wir schneller durch die Kurven fahren und sind trotzdem auf den Geraden flott genug. Auch wenn der belgische Grand Prix-Kurs klar als Fahrerstrecke gilt, so kommt es dennoch sehr auf die Leistungsfähigkeit des Autos an.

Was gefällt euch Fahrern denn so an Spa?
Robert Kubica: Dies ist definitiv eine Strecke, die uns allen gefällt und auf die wir uns das ganze Jahr freuen. Gerade dieser spezielle Charakter - die Kombination aus schnellen Kurven mit geringem aerodynamischem Abtrieb - gepaart mit Passagen, die einen sehr fließenden Rhythmus zulassen und angesichts der Straßenbreite die Wahl ganz unterschiedlicher Linien ermöglichen, macht aus unserer Sicht den Unterschied aus. Die Rennen in Spa sind meist sehr interessant und spannend, da sich am Ende der langen Geraden auch gute Überholmöglichkeiten anbieten.

Dein Rennsonntag in Ungarn verlief eher enttäuschend für Dich. Was hast Du dir für den Rest der Saison noch vorgenommen?
Robert Kubica: Trotz der Sommerpause denke ich noch nicht an das Saisonfinale, sondern eher daran, was als nächstes auf uns zukommt. Und da stehen uns noch einige herausfordernde Rennen bevor - von denen lediglich zwei in Europa stattfinden und der Rest in Übersee, darunter auch die weiten Anreisen nach Asien, Südamerika und den Mittleren Osten. Die vergangenen drei Grands Prix hat mich das Glück nicht unbedingt verfolgt, in Silverstone und Budapest habe ich Nullrunden eingefahren. Ich würde gerne wieder an jene Vorstellungen anknüpfen, die wir in der ersten Jahreshälfte gezeigt haben, und wieder regelmäßig WM-Punkte erringen sowie um gute Platzierungen kämpfen. Mein Ziel ist identisch mit jenem des Renault F1 Teams: Wir wollen den Abstand auf die vor uns liegenden Konkurrenten weiter verkürzen.