Nach den Plätzen vier und 14 im Qualifying von Silverstone durfte sich McLaren nicht unbedingt darauf einstellen, am Ende des Rennens mit den Positionen zwei und vier da zu stehen, doch das tat der Rennstall. Deswegen war Teamchef Martin Whitmarsh auch stolz auf seine Fahrer. "Lewis hat einen tollen Job gemacht. Jenson war gestern enttäuscht, er musste Risiken am Start nehmen, denn ohne Risiko kommt man nicht in einer Runde von Platz 14 auf acht. Er hat das geschafft und fuhr super. Bei seiner Strategie mussten wir etwas Anderes probieren und uns ans Rennen anpassen. Ich denke, wir waren etwas länger draußen als andere, um uns da durchzuwühlen und das war eine gute Entscheidung", sagte Whitmarsh.

Eigentlich hätte Button früh an die Box kommen sollen, doch das machten viele andere auch und deswegen rechnete das Team nach vorne und machte einen Punkt im Rennen aus, bis zu dem er Gas geben konnte. "Dadurch kam er durch das Feld und beinahe holten wir auch mit ihm einen Podestplatz. Wenn Hülkenberg länger draußen geblieben wäre, hätte das geholfen, aber das tat er nicht." Button musste am Ende zudem Benzin sparen, da er leichter betankt war als Hamilton. Das Team war davon ausgegangen, dass er mehr im Verkehr hängen würde. Dennoch, Platz vier war mehr als erwartet. Also lief alles gut, zumindest am Sonntag, denn auch Whitmarsh musste zugeben, dass das Wochenende hätte besser laufen können. Den Freitags-Fehlschlag mit dem angeblasenen Diffusor sah er aber nicht als so großes Problem.

Unfreiwilliger Vergleichstest

"Wir haben dabei gute Infos gewonnen. Im Nachhinein bin ich zufrieden, dass wir es gemacht haben, auch wenn wir am Freitagabend nicht das Gefühl hatten", sagte er. Denn bei einem Datenstudium am Sonntagmorgen merkte er, dass mit Freitag und Samstag eigentlich ein Vergleichstest zwischen Auto mit und Auto ohne angeblasenen Diffusor gefahren wurde. Mit der Entscheidung, im Rennen auf die alte Lösung zu setzen, konnte er gut leben. "Ich glaube, wir hätten mit genauso gut sein können, Lewis hatte das Gefühl auch. Ich denke, da, wo wir am Freitag waren, mussten wir eine Entscheidung treffen und die bereue ich nicht. So haben wir jetzt weitere Vergleichswerte und diese weiteren Daten kann man immer gebrauchen, wenn man ein Auto entwickelt und auf der Strecke testet", erklärte der Teamchef.

Deswegen kündigte er auch schon an, dass am Freitag in Hockenheim wohl wieder mit dem angeblasenen Diffusor experimentiert wird, allerdings wird er dort bereits weiterentwickelt sein. "Das ist ein interessanter Bereich, den wir zum Laufen bringen und nutzen müssen. Ich hoffe, wir können Fortschritte machen, es gibt aber keine Garantie." Doch auch abseits des Diffusors wird bei McLaren eifrig gearbeitet, sieben Entwicklungsteile hatte das Team auch so in Silverstone an den Autos. Anderweitig ging es also vorwärts, auch wenn weiter das Problem bestand, im Qualifying klar hinter Red Bull zu sein und im Rennen dann näher dran.

Fortschritte sind notwendig

"Wir waren hier zwar nicht so schnell, wie wir wollten, aber schnell genug, um Druck zu machen und das war bislang eine gute Taktik. Wir reisen hier mit den Fahrern auf eins und zwei in der WM ab, führen bei den Konstrukteuren und haben beide Führungen ausgebaut. Das ist toll für uns. Es war eine aufregende erste Saisonhälfte. Wenn wir weiter Fortschritte machen, können wir die WM gewinnen, aber wir müssen Fortschritte machen." Für diese Fortschritte hat McLaren auch einiges in der Pipeline und Whitmarsh war überzeugt, dass sein Team dieses Jahr auch mit dem angeblasenen Diffusor Rennen fahren wird. "Hier war vielleicht eine schwierige Strecke, um ihn zu bringen, es war eine Herausforderung und es hätte ein Fehler sein können. Wir sind selbstkritisch, aber ich bin froh, dass wir es taten und ihn dann auch wieder runtermachten."