Vitaly, während des Grand-Prix-Wochenendes in Valencia hast Du Höhen und Tiefen erlebt. Was konntest Du an posi¬tiven Dingen für dich mitnehmen?
Vitaly Petrov: Auch auf dem spanischen Stadtkurs haben wir wieder viele neu entwickelte Teile für unseren Renault R30 erhalten, dadurch fühlte sich das Auto ganz anders an als zuvor und ich musste meinen Fahrstil diesen Veränderungen anpassen. Im Qualifying schaffte ich es erfreulicherweise erneut bis in die Runde der besten Zehn - konnte mich dort aber nicht weiter verbessern, da ich keinen weiteren Satz frischer Reifen mehr besaß. Zu Beginn des Rennens wollte ich nicht zu viel riskieren und bin nur mit Glück der Kollision mit den Force India-Piloten entgangen, die sehr aggressiv gestartet sind. Für mich zählt hauptsächlich, dass ich die volle Distanz absolvieren konnte und das Ziel erreicht habe. Dies kommt meiner Lernkurve und meinem Erfahrungsschatz sehr zugute. Jeder weiß, wie schwierig es in Valencia ist, zu überholen. Ich folgte Pedro de la Rosa lange wie ein Schatten und habe auf einen Fehler von ihm gewartet - doch als er sich dann wirklich einen Patzer leistete, war ich nicht nah genug dran, um davon zu profitieren.

Nach den ersten neun Formel-1-Rennen Deiner Karriere: Welche Bilanz ziehst Du am Ende des ersten Halbjahres?
Vitaly Petrov: Es ist sehr schwierig, meine Gefühle auf den Punkt zu bringen - dafür ist in den vergangenen sechs Monaten einfach zu viel passiert. In der Formel 1 muss ich auch weiterhin viel lernen, aber ich spüre, wie ich von Rennen zu Rennen immer besser werde und von Mal zu Mal effizienter mit dem Team und meinen Ingenieuren zusammenarbeite. Der Konkurrenzdruck in der Formel 1 ist einfach riesig. Dabei begeistert es mich immer wieder zu sehen, mit welchem Ehrgeiz und welchem Aufwand unser Rennstall den Renault R30 von Rennen zu Rennen weiter verbessert. Mir ist klar, dass Robert Kubica und ich für den Rest der Saison vor allem ein Ziel verfolgen müssen: Mercedes in der Konstrukteurswertung noch abzufangen. Dies ist ganz klar die Aufgabe, die sich das ganze Team gestellt hat.

Den Grand-Prix-Kurs von Silverstone kennst Du noch aus Deiner GP2-Zeit. Allerdings hat sich das Strecken-Layout über den Winter deutlich verändert. Glaubst Du, die neue "Arena"-Sektion stellt Euch vor eine neue Herausforderung?
Vitaly Petrov: Schwierig zu sagen. Das werden wir ganz genau erst dann wissen, wenn wir dort die ersten Runden mit dem Formel-1-Rennwagen gefahren sind. Vom Gefühl her rechne ich damit, dass die neue Sektion einfach nur die Runde verlängert, nicht aber den Charakter der Strecke ändert. Schon bislang war es aufgrund der vielen schnellen Kurven sehr schwierig, in Silverstone zu überholen. Daran wird sich wohl nicht viel ändern - auch wenn es jetzt einige zusätzliche Geraden gibt. Mal sehen, ob die lang genug sind, um Ausbremsmanöver zu erlauben.

Mit welcher Taktik nimmst Du den Großen Preis von England in Angriff?
Vitaly Petrov: Als Erstes müssen wir abwarten, wie jene Modifikationen einschlagen, die wir auch in Silverstone wieder neu dabei haben werden und die die Fortentwicklungen von Valencia ergänzen - immerhin unterscheiden sich beide Rennstrecken in puncto Charakteristik doch sehr. Eben weil das Überholen dort so schwierig ist, kommt es umso mehr darauf an, das Potenzial unseres Autos im Qualifying bestmöglich auszuschöpfen. Für mich bedeutet dies, dass ich mir keine Fehler erlauben darf und es möglichst bis ins Zeitfahren der schnellsten Zehn schaffen sollte - dies wäre für das Rennen die beste Ausgangslage. Zumal es für unsere Kollegen im Chassis-Workshop Enstone der Heim-Grand Prix ist. Das motiviert uns natürlich zusätzlich.