Angekommen auf dem Norisring fühlte sich Ralf Schumacher am Freitag gleich um einige Monate zurückversetzt. Hatte der sechsfache Grand-Prix-Sieger seit seinen ersten DTM-Testfahrten im Februar stets kontinuierliche Fortschritte erlebt, so schien er auf dem Nürnberger Stadtkurs das Fahren neu erlernen zu müssen. Die spezielle Charakteristik der Strecke stellte Schumacher vor eine neue Herausforderung - die er beinahe mit einem ersten Punkterang gemeistert hätte...

Zuvor hatte Ralf Schumacher ein äußerst wechselhaftes Rennen erlebt. Nach einem mäßigen Start hatte der Kerpener gemeinsam mit Mathias Lauda und Maro Engel die Jagd auf die Punkteränge aufgenommen - und erlebte harte markeninterne Duelle. "Maro hatte sich ein paar Mal verbremst, auch schon in den Runden zuvor in der Grundig-Kehre", erklärt Schumacher die Entstehung seines Überholmanövers, "er hat etwas spät gebremst, sein rechter Vorderreifen hat blockiert. Da wo er war, direkt neben der Ideallinie, ist es schon sehr rutschig. Aber er wusste ganz genau, dass ich da war und hat fairerweise schön Platz gemacht."

Einige Runden später blies Mathias Lauda zum Angriff auf Schumacher - und hatte nur wenig Mühe, an dem Mücke-Piloten vorbeizuziehen. Mit defekter Bremse drehte sich Schumacher fünf Runden vor Schluss ins Aus. "Ich war zwar eine Runde davor etwas langsamer, weil ich Schwierigkeiten mit der Bremsbalance hatte - ob das damit zusammenhing, weiß ich nicht. Jedenfalls ist dann auf einmal das Pedal komplett durchgefallen. Das war's." Grund war ein vorzeitig gebrochener Bremsbelag - laut Schumacher wohl ein Materialfehler.

Auch in Nürnberg wusste Schumacher zu überzeugen, Foto: Sutton
Auch in Nürnberg wusste Schumacher zu überzeugen, Foto: Sutton

Dass ihn dieser Defekt am Ende einen sicheren ersten Punkte kostete, war Schumacher im Anschluss an das Rennen noch nicht bewusst. "Die Pace war okay, aber ich denke, so schnell wie Gary war ich heute auf keinen Fall. Ich weiß nicht, ob heute Punkte möglich gewesen wären, denn Tom Kristensen war zum Schluss schon sehr weit weg. Das Rennen lief soweit gut. Wir haben nach dem ersten Boxenstopp einen Großteil der am Start verlorenen Plätze wieder gut gemacht." Stunden nach dem Rennen machte auch Mathias Lauda einen Platz gut. Wegen der Disqualifikation von Gary Paffett rückte der Österreicher von Rang neun auf Position acht vor - und damit auf jenen Punkterang, den auch Schumacher hätte erben können.

Seine von Norbert Haug hoch gelobte sechstschnellste Rennrunde nimmt Schumacher in gewohnter Bescheidenheit zur Kenntnis. Er verweist auf seine kontinuierliche Steigerung seit Freitagmorgen: "Die Strecke wird immer sauberer während des Rennens. Bei mir kommt noch die Gewöhnung dazu. Ich bin nun am Norisring einige Runden am Stück gefahren - dann ging es einfach immer schneller..."