Nicht nur auf der Waage der Technischen Kommissare präsentierte sich Gary Paffetts rote Vorjahres-C-Klasse am Ende wie ein Fremdkörper in der sonst so korrekten DTM-Welt. Auch auf der Strecke drang der Brite in scheinbar verbotene Bereiche vor: Während zwischen den beiden Gruppen aus Neu- und Jahreswagen bereits nach wenigen Runden eine deutliche Lücke klaffte, mischte lediglich Paffett munter im Kampf der Neufahrzeuge mit. Die Jahreswagenpiloten fuhren einmal mehr ihr eigenes Rennen - mit dem Norisring-typischen Unterhaltungsfaktor.

"Wir hatten einen guten Start, einen guten ersten Stint und einen frühen Boxenstopp. Maro Engel war dicht hinter mir, und plötzlich bekam ich einen Stoß von hinten, durch den ich zur Seite gedrängt wurde", beschreibt Oliver Jarvis gegenüber der adrivo Sportpresse eine der üblichen Nürnberger Rangeleien. "Er fuhr mir in die Seite - und ich verlor vier Plätze gegenüber den Vorjahres-Mercedes." Maro Engel konnte der Version des am Ende zwölftplatzierten Briten naturgemäß nicht zustimmen: "Mit Oliver kam es zu einer Berührung. Offenbar hatte er mich nicht gesehen und lenkte ein."

Alexandre Prémat brach eine Lanze für seinen Teamkollegen: "Maro Engel schob Jarvis weg, er verlor ein paar Plätze. Dadurch waren die Mercedes am Ende allesamt vor uns." Ohnehin schien Engel die beiden Phoenix-Audi heute magisch anzuziehen. "Ein sehr guter Start, eine sehr gute erste Kurve - dann ist mir in der zweiten Kurve leider Alexandre Prémat aufs Heck gefahren. Dadurch habe ich vier oder fünf Plätze verloren", beschreibt Engel, der sich am Ende dennoch nicht gehindert sah, bis auf Rang neun vorzufahren. Die überlegene Performance der Mercedes-Jahreswagen trat wie bereits gestern überdeutlich zu Tage - auch wenn sich Prémat mit Schumacher, Engel & Co auf einem Niveau sah...

Maro Engel suchte den Lackaustausch mit den Phoenix-Piloten, Foto: Sutton
Maro Engel suchte den Lackaustausch mit den Phoenix-Piloten, Foto: Sutton

In Jahreswagenreihen Mann der Stunde war erneut Gary Paffett. "Wir waren schnell genug für das Podium", bilanzierte der zunächst fünftplatzierte Brite nach dem Rennen. "Im Rennen hatten wir ein sehr schnelles Auto, ich konnte Bernd und Martin rasch überholen, und dann war ich hinter Timo und Tom. Als ich Tom überholt habe, entstand sofort eine große Lücke - aber es war schon zu spät, noch weitere Audis zu überholen." Dass es für Paffett von Beginn an unmöglich war, zählbare Erfolge einzufahren, merkten der Brite und sein Persson-Team erst hinterher: Eine C-Klasse, die statt der vorgeschriebenen 1.045 nur 1.042 Kilogramm wog, konnten die Regelhüter nicht gutheißen - und verbannten den Ex-Champion aus der Wertung.

"Sicher hatte es auch einen Einfluss, dass sie noch zehn Kilogramm schwerer waren als wir. Wenn sich am Gewichtsreglement nichts ändert, wird es auch für uns unmöglich sein, in die Punkte zu fahren", gab Paffett freimütig zu. Und auch die verglichen mit dem Persson-Piloten 13 Kilogramm schwereren Rosberg- und Phoenix-Piloten stimmten in das gewohnte Klagelied ein. "Schon im letzten Jahr war die Strecke für unser Auto nicht perfekt. Hinzukam, dass wir nochmals zehn Kilogramm schwerer waren als die Mercedes. Auf die Distanz macht das Gewicht noch einmal mehr aus als im Qualifying", beobachtete Rockenfeller auf Endrang 13 - auch mit Blick auf den Bremsverschleiß: "Mein Pedal wurde immer länger - damit hatte ich die ganze Zeit zu kämpfen."

Durchweg zufrieden präsentierten sich in Jahreswagen-Reihen nur Markus Winkelhock und Susie Stoddart. "Ich kann mit Platz zwölf leben. Mit dem Qualifying auf Rang 18 war ich natürlich nicht zufrieden - dafür ist das Resultat, bester Vorjahres-Audi zu werden, erfreulich", schloss der Rosberg-Pilot Frieden mit dem Norisring. Susie Stoddart zeigte sich nach einem deprimierenden ersten Saisondrittel selbstbewusst wie selten: "Ich bin zufrieden mit dem Rennen. Die Zeiten von Maro, Mathias, Ralf und mir waren auf einem sehr ähnlichen Niveau. Es war wichtig, dass wir Menschen diesmal zeigen konnten, dass wir genauso stark wie Audi sein können, wenn die Audis keine Vorteile haben..."