Seit 2018 ist die Sendergruppe ProSiebenSat.1 TV-Partner der deutschen Traditionsrennserie DTM. Jedes Rennwochenende fiebern mehrere Hunderttausend Fans vor dem Fernseher oder Livestream mit. Doch wie läuft so eine Live-Schaltung ab? Motorsport-Magazin.com hat einen Blick hinter die Kulissen geworfen.

BMW-Teamorder-Eklat - Gänsehaut! Letzter DTM-Sieg für Audi? (18:31 Min.)

Freitag, 12. September 2025, 15:45 Uhr. Bis zum Start des zweiten Trainings auf dem Red Bull Ring dauert es noch zehn Minuten. In der Kommentatorenbox treffen Edgar Mielke und David Schumacher die letzten Vorkehrungen für die bevorstehende halbe Stunde. Eine finale Absprache mit dem Sendungsmanager, alle Zettel mit Ergebnissen und wichtigen Informationen sortieren, Kopfhörer auf. "Ich komme aus dem Radio, deswegen mag ich meine Kopfhörer gerne laut", erzählt Mielke kurz vor dem Sendestart. Schumacher kann sich einen kleinen Spaß nicht verkneifen: "Ich dreh' ihm die Kopfhörer immer leise." Dann ist Showtime.

In der DTM-Kommentatorenbox auf dem Red Bull Ring

Die beiden teilen sich den acht Quadratmeter großen, mit dicken Stoffvorhängen abgedichteten Raum zum dritten Mal. Bereits auf dem Lausitzring 2024 und in Zandvoort 2025 saßen sie zusammen am Kommentatorenpult. Schumacher ist einer von vier TV-Experten und wechselt sich mit DTM-Vizemeister Kelvin van der Linde sowie den Ex-Champions Maximilian Götz und Mike Rockenfeller ab. Auch beim DTM-Saisonfinale in Hockenheim wird Mielke auf Schumachers Expertise vertrauen.

David Schumacher bei der DTM in Zandvoort
Schon beim dritten DTM-Lauf in Zandvoort war David Schumacher für ProSieben unterwegs, Foto: IMAGO / Alexander Trienitz

Die Lichter auf dem Pult leuchten rot - wir sind live. Alle Anwesenden müssen still sein, nur die quietschenden Stühle und die zwei Moderatoren sind zu hören. Sie sind umgeben von Bildschirmen mit Rundenzeiten, Stewards-Entscheidungen und der ProSieben-Liveübertragung.

Konstant checken sie ihre Telefone, ob Neuigkeiten oder Anmerkungen des Sendungsmanagers eintrudeln. Mit Handzeichen geben sich Mielke und Schumacher gegenseitig Hinweise auf relevante Informationen wie Sektorenbestzeiten. Es ist ein Spagat zwischen Kommentieren, Einordnen, Zuhören und Beobachten.

Eddie Mielke: Kritik okay, aber nur über der Gürtellinie

"Per Anhalter durch die Galaxis, per Anhalter durch die Steiermark!" verkündet Mielke, als Glock neben seinem defekten McLaren auf der Schönberg-Geraden seinen Daumen hinausstreckt. Von der Kommentatorenbox über der Start-Ziel-Tribüne sind die weißen Rauchschwaden mit freiem Auge zu sehen.

Rote Flagge, Verschnaufpause für die Fahrer und Fans. Nicht für die Kommentatoren. Eddie Mielke ist schon lange im Moderationsgeschäft. Seit 2018 ist er die Stimme der DTM bei Sat.1 bzw. ProSieben. Ein paar Minuten ohne Rennaction zu überbrücken, ist für ihn eine Leichtigkeit.

Für seinen Moderationsstil musste Mielke schon viel Kritik einstecken: Schreihals, überemotional, zu dramatisch. Das ist auch in Ordnung, wie er im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com sagt, "solange es über der Gürtellinie bleibt". Einen Kritikpunkt versteht er jedoch nicht: "Wer mir zuhört, der kann nicht sagen, dass ich nicht weiß, wovon ich rede. Was ich mache, ist auf Messers Schneide zwischen Entertainment und Fachwissen."

Während Mielke das Geschehen auf der Strecke kommentiert, spricht er nicht in den Bildschirm hinein. Er sucht Augenkontakt mit den anwesenden Personen, sei es sein Co-Moderator oder ein Besucher. Es wirkt, als würde er ein persönliches Gespräch führen und nicht live zu zig Tausenden Zuschauern sprechen. Seine Gestik ist lebendig, seine Stimme dynamisch.

Schumacher ist noch neu im Moderationsstuhl. Letztes Jahr trat er in der GT Masters an, jetzt ist er als Ford-Werksfahrer in der NLS und der GT World Challenge unterwegs. Eine Voreingenommenheit für das HRT-Team hat er deswegen nicht, wie er erklärt: "Wenn sie einen Fehler machen, dann sage ich das genauso, wie wenn jemand anders einen Fehler macht."

Nicht nur Motorsport-Magazin.com ist an diesem Tag zu Besuch: Bastian, der Sohn einer Bekannten von Mielke, sieht sich das zweite Training ebenfalls von der Kommentatorenbox aus an. Mielke holt ihn nach Übertragungsschluss ans Mikrofon, zusammen kommentieren sie einen kurzen Ausschnitt des Trainings. Eigentlich nur für die Ohren der TV-Redaktion bestimmt, aber im ran-Livestream wird noch die Track-Safari übertragen. Bastian feierte aus Versehen sein Fernseh-Debüt.