Sorgen die neuen Boxenstopp-Regeln in der DTM 2025 für mehr Spannung oder undurchsichtiges Chaos? Über den Winter haben sich die Regelmacher für die Rückkehr eines zweiten Pflicht-Reifenwechsels entschieden, wie es ihn zuletzt 2013 in der deutschen Traditionsserie gab. Im Zuge einer Rennverkürzung um 5 Minuten (55 statt 60 Minuten) spielt die Strategie in der Boxengasse dieses Jahr eine noch viel entscheidendere Rolle bei der Vergabe um den Sieg.

Der zweite Boxenstopp kommt ausschließlich im Sonntagsrennen zum Einsatz und soll den zweiten Lauf eines Rennwochenendes deutlicher vom Samstagsrennen abheben. Spannend: Der zweite Reifenwechsel muss in einem kleinen Zeitfenster zwischen der 39. und 45. Minute abgeleistet werden - damit steht den Fahrern ein 10-minütiger Sprint bis zur Ziellinie bevor.

Neue DTM-Regeln 2025, Ausverkauf bei Audi (08:57 Min.)

DTM 2025: Mehr Boxenstopps - aber nicht mehr Reifen

Es ist davon auszugehen, dass zum Rennende hin Fahrer mit stark unterschiedlichen Reifen-Strategien aufeinandertreffen, denn: Die Anzahl der verfügbaren Reifensätze pro Rennwochenende (drei bis vier Sets) bleibt unverändert. Die Teams müssen genau taktieren, zu welchem Zeitpunkt sie ihre Pirellis einsetzen und wann es sich am ehesten lohnt, frische Slicks für eine bessere Performance aufs Auto zu schrauben.

Außerdem erwartet die Fahrer jetzt eine zweite kritische Outlap, die mehrere Sekunden Unterschied ausmachen kann. Reifenwärmer bleiben aus Kostengründen etwa im Gegensatz zur GT World Challenge verboten. Die neue Slick-Mischung von Pirelli bildet eine weitere Herausforderung. Nach den ersten Erfahrungen schilderten einige Fahrer, dass der Aufwärm-Prozess bei kühlen Bedingungen nun noch komplexer sei als bei den Vorgängern.

Bortolotti über neue DTM-Regel: "Man würfelt ein bisschen mehr"

"Das ändert ein paar Dynamiken im Rennen und innerhalb der Rennwochenenden", sagt der amtierende DTM-Champion Mirko Bortolotti zu Motorsport-Magazin.com. "Man würfelt ein bisschen mehr. Vielleicht will man auch ein bisschen mehr Action. Für die Fans ist das spannend, solange man Fairness gewährleisten kann und niemand versucht, sich Vorteile zu erarbeiten, die unerkannt bleiben."

Damit dürfte der Neuzugang von Abt-Lamborghini auf mögliche Blockaden im Renngeschehen anspielen, für die es jetzt noch mehr Gelegenheiten gibt. Teams könnten ihre Fahrer beispielsweise nach einem Reifenwechsel taktisch auf die Strecke schicken, um Piloten der Konkurrenz gezielt aufzuhalten. Derartige Spielereien gibt in der DTM seit Jahrzehnten, wenn heute auch nicht mehr so eklatant wie zu Hersteller-Zeiten.

Wendl: "Das wird spektakuläre Bilder geben"

"Fahrer mit warmen Reifen gegen Fahrer auf kalten Reifen, das wird spektakuläre Bilder geben", ist Stefan Wendl, Kundensportchef von Mercedes-AMG, überzeugt. "Und das auch auf Strecken wie in Oschersleben, wo niemand ohne Kontakt überholen kann. Es wird unterschiedliche Strategien geben, wenn jemand ein bisschen länger draußen bleibt oder kürzer, und dann Gefahr läuft, auf andere Autos aufzulaufen."

Laut Wendl sei es die richtige Entscheidung des DTM-Promoters ADAC gewesen, die neuen Boxenstopp-Regeln nur in einem der beiden Rennen pro Wochenende anzuwenden. Die Befürchtung, dass die Rennverläufe für Zuschauer undurchsichtig werden könnten, teilt Wendl nicht: "Es ist wesentlich schlechter für die Zuschauer, wenn bei Rennen wie in Zandvoort der erste Boxenstopp relativ früh stattfindet, die anschließenden 40 Minuten in der Order gefahren werden und außer dem BMW niemand mehr überholt."

Neben Zandvoort gelten auch Oschersleben, der Lausitzring und der Sachsenring als Strecken mit wenigen Überholmöglichkeiten auf der Piste. Vieles läuft über die Strategie. Kurse wie der Norisring, der Red Bull Ring oder Hockenheim lassen hingegen mehr Positionswechsel für die GT3-Autos zu. Das Qualifying ist in der DTM schon die halbe Miete: 2024 siegte in acht von 16 Saisonrennen der Pole-Setter. 2023 gab es sogar zwölf Pole-Sieger in den 16 Läufen. Zumindest auf den vorderen Plätzen blieb nicht selten die Spannung aus.

DTM-Rennen zum Schluss nicht mehr so spannend

Ob sich das mit den zwei Boxenstopps, die zwischen der 10. und 25. Minute sowie zwischen der 39. und 45. Minute absolviert werden müssen, ändert? Bisher - und weiterhin am Samstag - mussten die Reifen zwischen Minute 20 und 40 getauscht werden. Die Regeländerung sei von den Teams begrüßt worden, sagt Abt-Motorsport-Direktor Martin Tomczyk: "Man muss etwas ausprobieren und offen sein für Neues."

Der frühere DTM-Champion weiter: "Man hat in letzter Zeit gesehen, dass die Rennen gerade zum Schluss raus vielleicht nicht mehr so spannungsvoll waren. Daher erhofft man sich, noch mal einen Spannungsbogen reinzubekommen. Ob das letztendlich so sein wird, wird man sehen. Aber wir sind offen dafür und ich freue mich, wenn wir zum ersten Mal diese zwei Performance-Stopps im Rennen haben werden."

Welche Erkenntnisse haben die offiziellen Testfahrten in Oschersleben vor dem Saisonstart an selber Stelle Ende April geliefert? Finde es heraus: