Ein zweiter Pflicht-Boxenstopp im Sonntagsrennen und eine Verkürzung aller Läufe um 5 Minuten auf 55 Minuten plus eine Runde: Auf diese Regeländerungen müssen sich die Teams und Fahrer in der DTM-Saison 2025 einstellen. Die Rückkehr des zweiten vorgeschriebenen Reifenwechsels soll das Sonntags- vom Samstags-Rennen abgrenzen und dem zweiten Lauf noch mehr Spannung verleihen. Zwei Stopps, das gab es schon in der Zeit von 2003 bis 2013, teilweise sogar mit unterschiedlichen Reifenmischungen.

Warum die DTM sich aber entschieden hat, die Renndauer von zuletzt 60 Minuten plus einer Runde um 5 Minuten zu verringern, war zunächst nicht ganz klar. Dieser Schritt hängt vor allem mit der Einführung des neuen vollsynthetischen Kraftstoffs zusammen, den die deutsche Traditionsserie aus Gründen der Nachhaltigkeit in der Saison 2025 verwendet. Den DTM-Experten liegen auch wegen der eingeschränkten Testmöglichkeiten (5 Testtage vor dem Saisonstart aus Kostengründen) noch nicht genügend Informationen vor, um den Verbrauch während der Rennen exakt berechnen zu können.

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Kürzere Rennen wegen neuem Treibstoff

"Möglicherweise", wollte ADAC-Motorsportchef Thomas Voss unsere Informationen zumindest nicht dementieren. Der DTM-CEO weiter zu Motorsport-Magazin.com: "Wir haben die Teammanager aufgefordert, ihre Verbräuche anzugeben. Das ist im Grunde genommen eine Vorsichtsmaßnahme."

Sobald ausreichend Daten nach den ersten Saisonrennen gesammelt sind, gilt es nicht als ausgeschlossen, die Renndauer in Zukunft wieder zu erhöhen. Stattdessen setzt die DTM erst einmal auf ein 'Joker-Runden'-Konzept: Im Falle einer Safety-Car-Phase kann die Rennleitung das Rennen um eine zusätzliche Runde verlängern; bei zwei oder mehr Safety Cars um maximal zwei Runden. Das sorgt für eine längere Dauer unter 'Grün' und dadurch wären auch die gekürzten fünf Minuten, die rund zwei Runden entsprechen, wieder ausgeglichen.

Mit der Einführung eines klimafreundlichen Treibstoffes aus dem Labor reagiert die DTM auf aktuelle Notwendigkeiten, die die gesamte Automobilindustrie betreffen. Auch Motorsport-Serien stehen immer mehr unter dem Druck, sinnvolle Konzepte für die Nachhaltigkeit zu präsentieren. Synthetischer Sprit hergestellt aus grüner Energie gilt als willkommene Maßnahme. Auch die Formel 1 will mit dem Beginn des neuen Motoren-Reglements ab 2026 einen zu 100 Prozent synthetischen Kraftstoff einführen.

Neuer DTM-Sprit: Coryton springt kurzfristig ein

Als Lieferanten für den Sprit hat die DTM das britische Unternehmen Coryton gewonnen, das sich in zahlreichen Rennserien wie der WEC oder bei der Rallye Dakar engagiert und große Motorsport-Expertise aufweist. Coryton hat den Job kurzfristig übernommen, nachdem der eigentliche Partner, die deutsche P1 Performance Fuels GmbH aus Berlin, im Februar ein Insolvenzverfahren eingeleitet hat. P1 belieferte zuletzt auch die Rallye-Weltmeisterschaft mit Treibstoff. Inzwischen setzt die WRC auf Aramco.

Der P1-Fall brachte auch die DTM kurzzeitig in die Bredouille. Mit Coryton wurde schnell ein Unternehmen gefunden, das die Verantwortlichen bereits während der Ausschreibung im vergangenen Sommer mit seinen Produkten überzeugen konnte. Nur wegen des Preises soll P1 damals den Zuschlag erhalten haben. Inzwischen hat die DTM mit Coryton offenbar ausgehandelt, dass die Preise pro Liter stabil bleiben und auf dem gleichen Niveau liegen wie das P1-Angebot. Der Preis für einen Liter soll bei etwas über 6 Euro netto liegen. Der ADAC benötigt für die von ihm betreuten Rennserien jährlich rund 250.000 Liter des synthetischen Treibstoffs.

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Das DTM-Starterfeld in der Saison 2025, Foto: DTM

DTM setzt auf umfassendes Nachhaltigkeits-Konzept

Die Sprit-Initiative ordnet sich in das umfangreiche Nachhaltigkeits-Konzept des ADAC für die DTM und weitere Rennserien ein. Dazu zählen zahlreiche weitere Maßnahmen wie nachhaltige Materialien in den neuen Pirelli-Reifen oder langjährige Reduzierung von Plastikmüll an den Rennwochenenden. In der Vergangenheit kam in der DTM bereits ein Kraftstoff zum Einsatz, der aus ca. 50 Prozent erneuerbaren zertifizierten Anteilen bestand und rund 20 Prozent CO2 gegenüber herkömmlichem Tankstellen-Treibstoff einsparte.

"Die DTM ist nicht nur ein Marketing-Produkt, sondern soll auf Dauer ein Technologie-Fenster sein", sagte Voss während einer Pressekonferenz am Rande der Testfahrten in Oschersleben. "Was mal in Serienautos Einzug finden soll, wollen wir vorher schon im Motorsport zeigen. Der Kunde darf von einer Motorsportserie erwarten, dass sie Lösungen für Umweltprobleme und andere Nachhaltigkeits-Themen findet. Und nicht einfach irgendwelche Zertifikate kauft, um zwei Runden mehr in einem Rennen zu fahren. Da wird sicherlich noch mehr kommen."

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