Die Zukunft der seit Wochen heiß diskutierten 'DTM Endurance', dem Nachfolger des ADAC GT Masters im Rahmen der DTM-Rennwochenenden, bleibt offen. Ob das erstmals 2007 ausgetragene GT Masters tatsächlich, wie zunächst vom ADAC angekündigt, gemeinsame Rennen mit den LMP3-Boliden des Prototype Cup Germany bestreiten wird, ist wenige Tage vor Weihnachten noch nicht final entschieden.

Der ADAC teilte dazu gegenüber Motorsport-Magazin.com mit: "Auf das Anfang Dezember vorgestellte Konzept der DTM Endurance haben wir gemischte Reaktionen erhalten. Wir nehmen das Feedback ernst und prüfen daher, ob wir an dem Konzept der DTM Endurance nochmals Anpassungen vornehmen, um die Bedürfnisse der bisher im ADAC GT Masters und Prototype Cup Germany engagierten Teams stärker zu berücksichtigen."

Nachdem einige wenige Teilnehmer aus dem bisherigen ADAC GT Masters öffentlich Kritik an den Plänen des zweitgrößten Automobilclubs der Welt geäußert hatten, nahm das Thema in den vergangenen Tagen weiter an Fahrt auf. Im Hintergrund soll sich der ACO, Veranstalter der 24 Stunden von Le Mans, bezüglich der Pläne zur DTM Endurance quergestellt haben.

Die LMP3-Kategorie als Einsteigerklasse in den Prototypensport wurde 2015 vom Automobile Club de l'Ouest (ACO) gegründet. Der ADAC hatte sich langfristig die Exklusivrechte an der LMP3-Klasse für Deutschland gesichert und unter dem Namen 'Prototype Cup Germany' in der abgelaufenen Saison 2022 erstmalig ausgeschrieben. Rund ein Dutzend Teams gingen bei den vier Rennwochenenden an den Start.

Warum der ACO vor Kurzem eingeschritten sein soll, war zunächst nicht klar. Laut Gerüchten fürchtet der einflussreiche Automobilclub aus Frankreich um eine Konkurrenzsituation mit dem eigenen Produkt, dem in der Öffentlichkeit kaum bekannten, aber bei Teams beliebten Michelin Le Mans Cup. Hier treten ebenfalls LMP3-Autos und GT3-Fahrzeuge in einem gemischten Feld an, beim diesjährigen Saisonfinale in Portimao trafen 32 LMP3 auf sieben GT3.

Der Prototype Cup Germany war zunächst als europaweite Ergänzung geplant gewesen, erhielte durch die Eingliederung in eine 'DTM Endurance' aber eine ganz neue Qualität und international sicherlich größere Aufmerksamkeit. Nicht umsonst hat sich der ADAC Anfang Dezember die Markenrechte an den berühmten drei Buchstaben der 1984 gegründeten Rennserie gesichert.

Diese offenbar neue Situation könnte sogar dafür sorgen, dass die bisherigen Formate ADAC GT Masters und Prototype Cup Germany ihre Eigenständigkeit bewahren und weiterhin als eigene Rennserien ausgetragen werden. Im Hintergrund soll es nach Informationen von Motorsport-Magazin.com bereits Gespräche über separate Rennkalender gegeben haben. Bislang war geplant, die DTM Endurance bei sechs bis sieben Veranstaltungen im Rahmen der DTM-Events an den Start gehen zu lassen.

Sollte das ADAC GT Masters in seiner bisherigen eigenständigen Form erhalten bleiben, dürfte die Kritik einiger zuletzt eingeschriebener Teams verstummen. Mehrere Teamvertreter hatten sich in den Medien zu den jüngsten ADAC-Plänen im Zuge der DTM-Übernahme geäußert. Sie fühlten sich als neue Rahmenrennserie abgewertet und hinter der DTM, in der ebenfalls GT3-Autos fahren, ins zweite Glied geschoben. Die Stimmen wurden bereits laut, noch bevor der ADAC das Konzept für die DTM Endurance überhaupt im Detail präsentiert hatte.

Wegen der kurzfristigen Übernahme der Markenrechte an der DTM musste eine schnelle Lösung innerhalb von wenigen Tagen her, um einen Weg für die Zukunft von Motorsport-Deutschland aufzuzeigen und einen Rennkalender für die DTM-Saison 2023 präsentieren zu können. Erst im Anschluss hatten Teams und auch der ADAC die Gelegenheit, die Planungen für die kommende Saison im Detail voranzutreiben. Gespräche etwa mit TV-Partnern und Sponsoren sind aktuell im vollen Gange.

Laut erster Planung sollten unter dem Banner der neuen DTM Endurance LMP3- auf GT3-Rennwagen in einem gemischten Starterfeld mit eigenen Wertungen aufeinandertreffen. Zwei Fahrer sollten sich wie bisher im Auto abwechseln. Die je zwei Rennen pro Rennwochenende sollten rund eine Stunde dauern. Diskutiert wurde unter anderem ein Verbot für die Teilnahme von Platin-Fahrern, also Rennfahrern mit der höchsten Fahrereinstufung. Diese waren bislang im ADAC GT Masters startberechtigt.

ADAC-Motorsportchef Thomas Voss hatte schon bei der Präsentation am 08. Dezember angekündigt, das Gespräch mit den Teams suchen zu wollen. Zu den ersten Plänen der DTM Endurance sagte er: "Ich glaube, dass wir die Attraktivität mit den Prototypen klar gesteigert haben. Das ADAC GT Masters hat sich 16 Jahre lang hochgearbeitet. Wie wir den Namen nutzen, müssen wir noch entscheiden. Es wäre schade, so einen Namen verschwinden zu lassen."