Zweiter DTM-Sieg in Folge für Nick Cassidy! Der AF-Corse-Pilot dominierte das Samstagsrennen der DTM in Spielberg und fuhr seinen zweiten Triumph nach dem Debütsieg vor zwei Wochen in Spa-Francorchamps ein. Der Neuseeländer, der wegen Terminüberschneidungen mit der Formel E einige Rennen verpasste, erzielte einen dominanten und stets ungefährdeten Sieg von der Pole Position.

Mit 2,5 Sekunden Rückstand auf den Ferrari überquerte Rene Rast (Abt-Audi) die Ziellinie als Zweiter. Der dreifache-DTM-Champion hatte sich am Vormittag die Pole Position gesichert, musste in Folge einer Spa-Strafe aber vom vierten Platz beginnen.

Nach einem guten Start fuhr Rast den Großteil des Rennens in engem Abstand hinter Cassidy und Mirko Bortolotti (GRT-Lamborghini) - dann die entscheidende Szene: Bei Bortolottis spätem Pflicht-Boxenstopp hakte es etwas beim Radwechsel, sodass Rast locker auf der Strecke überholen und den zweiten Platz einnehmen konnte.

Auf der Jagd nach dem Teamchef zerstörte Nick Cassidy direkt seine Sieges-Trophäe. "Ich habe nichts kaputt gemacht", scherzte der Sieger. "Beim Verfolgen einer wichtigen Person ist ein Missgeschick passiert, ich hoffe der Pokal kann ersetzt werden", klärte Cassidy auf. "Ich kann es noch gar nicht glauben, was für ein perfekter Tag! Ich konnte eine Lücke rausfahren und das Rennen managen. Wenn du im Modus bist, dann ist das ein großartiges Gefühl. Es war nicht einfach den Rhythmus zu finden. Ich habe mich gut gefühlt auf dem Norisring mit Startplatz 7. Der Nürburgring war nicht die perfekte Strecke für uns. Es ist schade, dass ich Portimao verpasst habe. Gesamtwertung könnte also anders aussehen."

"Von Vier auf Zwei - der Plan ist heute definitiv aufgegangen. Das sind wichtige Punkte, 18 Zähler tun gut, jetzt sind wir nur noch 13 hinter Sheldon (van der Linde). Das was wir erreichen wollten haben wir erreicht", so der zweitplatzierte Rast nach dem Rennen. "Wir wissen, dass BMW im Regen nicht so gut performt, von daher hoffe ich morgen auf ein feuchtes Rennen. Das Ziel war es, den Meisterschafts-Kampf offen zu halten, das haben wir geschafft."

"Auf P3 zu fahren, auf einer Strecke, die uns nicht liegt ist ein super Resultat. Das Team hat einen guten Job gemacht, sowohl im Qualifying als auch im Rennen. Schon wieder auf dem Podest zu stehen ist gut", so Bortolotti. "Der Stopp war nicht der Beste, aber die Crew ist dennoch die beste. Am Ende haben wir dadurch nichts verloren, nur der Abstand wurde größer. Am Ende haben wir P3 nach Hause gefahren, jetzt konzentrieren wir uns auf morgen und nehmen ein tolle Ergebnis mit."

"Wir sind alle nur Menschen und manchmal passieren eben Fehler. Ich bin für morgen positiv gestimmt und konzentriere mich nicht zu sehr auf die Gesamtwertung", führte der Italiener aus. "Wir sind extrem stolz hier fahren zu dürfen und genießen jeden Tag. Wir gehen morgen mit derselben Einstellung ins Rennen. in Hockenheim schauen wir am Sonntag, wo wir stehen."

DTM-Tabelle: Rast und Bortolotti machen es wieder spannend

In einem Rennen ohne größere Zwischenfälle waren Rast und Bortolotti die Sieger mit Blick auf den Titelkampf, denn: Der Meisterschaftsführende Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) kam nach dem Start von P16 nicht über den elften Platz hinaus und ging damit leer aus. Bitter für den Autobauer aus München: Van der Linde war damit sogar der bestplatzierte der vier BMW-Piloten im Starterfeld.

Wegen Sheldon van der Lindes Nullnummer erhält der DTM-Titelkampf eine ganz neue Würze! Der BMW-Werksfahrer bleibt zwar Erster mit 130 Punkten, doch Rene Rast und Mirko Bortolotti machten deutlich Boden gut. Rast (117) fehlen bei noch drei ausstehenden Saisonrennen nur noch 13 Zähler zur Spitze. Bortolotti (110) liegt mit 20 Punkten Rückstand an dritter Stelle. Lucas Auer (100 Punkte) und Nico Müller (91 Punkte) folgen auf den Plätzen vier und fünf.

Zeitstrafen gegen Lokalmatadore Auer und Preining

Für reichlich Action sorgte unterdessen Thomas Preining (Bernhard-Porsche): Der Österreicher lieferte sich über Runden enge Duelle mit Nico Müller (Rosberg-Audi), setzte sich mehrfach durch, musste die Position aber ebenso häufig auf Anordnung der Rennleitung zurückgeben. Mit einer letzten Attacke behielt Preining die Oberhand - bis er schließlich wegen einer 10-Sekunden-Zeitstrafe vom fünften bis auf den zehnten Platz zurückfiel.

Ähnlich erging es Titelanwärter Lucas Auer (Winward-Mercedes), der eine 10-Sekunden-Zeitstrafe für Speeding in der Boxengasse kassierte und vom vierten bis auf den neunten Rang zurückfiel.

'Preining-Dauerrivale' Müller im Audi, Kelvin van der Linde (Abt-Audi), Maro Engel (GruppeM-Mercedes), der amtierende DTM-Champion Maximilian Götz (Winward-Mercedes) und Luca Stolz (HRT-Mercedes) fuhren auf die Plätze vier bis acht.

Doppel-Ausfall für SSR-Porsche in Spielberg

Bitter lief es für das Porsche-Kundenteam SSR Performance: Nach einem frühen Ausfall von Nürburgring-Sieger Dennis Olsen in Folge einer Kollision, musste wenig später auch Teamkollege Laurens Vanthoor seinen 911er vorzeitig abstellen.

Unterdessen bleibt Felipe Fraga (AF-Corse-Ferrari) der große Pechvogel der DTM-Saison 2022: achter Ausfall (inkl. eines Nicht-Starts) im 13. Saisonrennen. Außerdem sahen Clemens Schmid (GRT-Lamborghini), Mikael Grenier (GruppeM-Mercedes), Alessio Deledda (GRT-Lamborghini) und Gaststarter Leon Köhler (Walkenhorst-BMW) nicht die Zielflagge.

DTM in Spielberg: So lief das Rennen am Samstag

Startaufstellung: Die Startaufstellung hatte mit unerwartet schnellen Audis ein paar kleine Überraschungen inne. So stehen abgesehen von Pole Setter Nick Cassidy drei Audi-Boliden in den ersten beiden Startreihen. Nico Müller startete von Platz zwei, gefolgt von Ricardo Feller und Rene Rast (+3 Startplätze). Mirko Bortolotti, Felipe Fraga, Maximilian Götz, Lucas Auer, Arjun Maini und Maro Engel komplettierten die Top-10. Der Gesamtführende Sheldon van der Linde im Schubert-BMW kam nicht über Startplatz 15 hinaus. Marco Wittmann musste das Rennen von Platz 21, David Schumacher von Rang 24 in Angriff nehmen.

Das Wetter: Das Wetter gestaltet sich ähnlich wie am Trainingsfreitag. Bei 18 Grad Außentemperatur findet sich zum Beginn des Rennens mit 17 Grad sogar eine geringfügig kühlere Streckentemperatur vor. Das Ganze gestaltet sich allerdings recht windstill. Unter 10 km/h ziehen aus südlicher Richtung über den Red Bull Ring in Spielberg.

Der Start: Rene Rast, der die Pole Position wegen seiner Grid-Strafe verloren hatte, stürmte nach dem Start vom vierten auf den zweiten Platz nach vorne. An der Spitze machte unterdessen der favorisierte Nick Cassidy die ersten Meter gut - ganz anderes Bild bei seinem Teamkollegen Felipe Fraga, der von P5 wegen eines Reifenschadens zurückfiel. Mirko Bortolotti kam dadurch automatisch um eine Position bis auf Platz fünf zurück und beendete die erste Runde sogar auf dem dritten Platz.

Die erste Rennhälfte: Neben Felipe Fraga mussten auch Clemens Schmid und Dennis Olsen (Ausfall) einen ungeplanten Besuch der Boxengasse nach der ersten Runde absolvieren, während sich im hinteren Feld Arjun Maini nach einer Kollision mit Mikael Grenier auf der Strecke drehte. Unterdessen musste sich Sheldon van der Linde auf P12 gegen Gaststarter Leon Köhler verteidigen.

Bei all dem Trubel ging fast unter, dass sich Thomas Preining mit seinem Porsche vom 13. Startplatz bis auf die sechste Position verbessert hatte! Die Top-10 nach zehn Minuten und fünf Runden: 1. Cassidy, 2. Rast, 3. Bortolotti, 4. Müller, 5. Auer, 6. Preining, 7. Engel, 8. Götz, 9. Kelvin van der Linde, 10. Götz.

In Runde 7 absolvierten die ersten Fahrer ihre Pflicht-Boxenstopps: Sheldon van der Linde, Luca Stolz, David Schumacher und Marius Zug. Einen Umlauf später ließen Lucas Auer, Ricardo Feller, Mikael Grenier und Philipp Eng frische Reifen aufziehen. In Runde 9 statteten Marco Wittmann und Maxi Buhk aus dem hinteren Feld der Boxengasse einen Besuch ab. Mit Laurens Vanthoor fiel auch der zweite SSR-Porsche-Pilot vorzeitig aus. An der Spitze setzten sich die Top-3 mit rund drei Sekunden vor Verfolger Müller ab.

In Runde 11 absolvierten Maro Engel und Maximilian Götz mit ihren Mercedes-AMG den verpflichtenden Reifenwechsel. Von P4 steuerte Müller in Runde 13 die Rosberg-Box an. Lucas Auer erhielt eine 10-Sekunden-Zeitstrafe wegen Speeding in der Boxengasse! In Runde 15 griff Preining sehenswert Vordermann Müller an und zog auf der Innenseite vorbei - die Situation nutzte Grenier aus und ließ den Audi-Fahrer ebenfalls hinter sich. Bei noch 30 Minuten auf der Uhr waren nur die Top-7 noch auf ihren Startreifen unterwegs.

Der weitere Rennverlauf: Die Rennleitung ordnete einen Platztausch zwischen Preining und Müller nach dem Duell vier Runden zuvor an. Wenig später revanchierte sich Preining und rang Müller erneut die Position ab - um dann auf Anweisung der Rennleitung zum zweiten Mal die Position zurückzugeben!

Aus dem Spitzen-Trio machte Rene Rast von P2 in Runde 25 (17 Minuten vor dem Rennende) den Anfang und bog in die Box ab. Einen Umlauf später reagierten der Führende Nick Cassidy und Verfolger Mirko Bortolotti und ließen die Reifen wechseln. Bei Bortolotti dauerte der Boxenstopp etwas länger, sodass Rast auf der Strecke vorbeiziehen und den zweiten Platz übernehmen konnte.

Mit Dev Gore, Leon Köhler und Kelvin van der Linde absolvierten auch die letzten Fahrer ihre Pflicht-Reifenwechsel, womit das Feld bei noch 14 verbleibenden Minuten bereinigt war. Viel passierte in der Schlussphase nicht mehr, nur die 10-Sekunden-Strafen gegen Auer und Preining würfelten das Klassement noch einmal durcheinander.