Im kniffligsten Qualifying der DTM-Saison 2022 hat sich der der dreifache DTM-Champion Rene Rast (Abt-Audi) die Pole Position für das Sonntags-Rennen (heute um 13:30 Uhr) in Spa-Francorchamps geschnappt. Schwierige Streckenbedingungen bei leicht abtrocknender Strecke führten zu einer wahren Strategie-Schlacht, in der das richtige Timing absolut ausschlaggebend war.

Entscheidend waren die letzten Runden im 20-minütigen Qualifying, in dem die Fahrer am Ende mit ihren Slick-Reifen über den 7,004 Kilometer langen Kurs rutschten und die trockenen Bereiche suchten. Rast startete seinen letzten Run drei Sekunden vor dem Fallen der Flagge und beendete seine Runde als letzter aller Fahrer - Bestzeit in 2:23.424 Minuten!

22. DTM-Pole für Rene Rast

"Perfektes Timing", bedankte sich Rast bei den Strategen von Abt Sportsline. "Meine Jungs haben mich zum perfekten Zeitpunkt bei den besten Bedingungen rausgeschickt. Ich musste es dann nur noch umsetzen." Mit seiner Pole Position kassiert Rast, Viertplatzierter im Samstagsrennen, obendrein drei Extra-Punkte für die Meisterschaft.

Hinter Pole-Setter Rast - seine 22. in der DTM (jetzt ewiger Platz zwei nach Bernd Schneider mit 29 Poles) und die zweite in der laufenden Saison - gelang das auch dem Meisterschaftsführenden Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) mit dem zweiten Startplatz. Sein Rückstand auf den Audi-Fahrer betrug nur 0,044 Sekunden. Mit 0,052 Sekunden Abstand belegte Nick Cassidy (AF-Corse-Ferrari) den dritten Platz.

Mercedes-Trio jagt die Top-3

Auf den Positionen vier bis sechs folgte Mercedes-Power: Mikael Grenier (GruppeM-Mercedes), der am Samstagabend noch zum Nürburgring gereist war, um beim NLS-Rennen an seiner Permit zu arbeiten, Teamkollege Maro Engel ("Es kam auf die letzte Runde an") und der amtierende Meister Maximilian Götz (Winward-Mercedes). Götz hatte am Samstag seinen ersten Podestplatz in der laufenden Saison erzielt.

Ricardo Feller (Abt-Audi), der Samstags-Dritte Thomas Preining (Bernhard-Porsche), Clemens Schmid (GRT-Lamborghini, 3-Platz-Gridstrafe) und Geburtstagskind Lucas Auer (Winward-Mercedes, 28 Jahre alt geworden) komplettierten die Top-10.

Abt-Youngster Feller verlor den siebten Platz nachträglich im Zuge einer wahren Strafen-Flut an diesem Wochenende in Spa: Der Schweizer kassierte eine 10-Platz-Zurückversetzung. Wegen eines technischen Problems an seinem Fahrzeug musste laut Abt-Angaben kurz vor dem Qualifying noch einmal das Fahrwerk vermessen werden. Das Team verwendete hierfür Transportäder. Das ist laut Reglement allerdings nicht zulässig.

Rückschläge für Bortolotti und Samstags-Sieger Olsen

Wie schon am Samstag, erlebte Titelanwärter Mirko Bortolotti (GRT-Lamborghini) einen bitteren Rückschlag im Qualifying: Der Lambo-Werksfahrer musste sich mit dem 22. Platz zufriedengeben. Im Samstagsrennen stürmte Bortolotti vom 20. bis auf den achten Platz nach vorne.

Ein verwachstes Qualifying erlebte auch SSR-Porsche, das am Samstag durch Dennis Olsen den ersten Sieg in der DTM feiern konnte. Der Norweger kam nicht über den 23. Rang hinaus, während sich Teamkollege und Lokalmatador Laurens Vanthoor mit P20 begnügen musste.

Olsen über die verpatzte Reifenwahl: "Wir haben uns kurzfristig für Regenreifen entschieden, weil viele mit Slicks von der Strecke gerutscht sind. Wir sind ein Team und machen gemeinsam Fehler. Das Rennen wird eine Herausforderung, aber bei dem Wetter kann viel passieren. Mirko und Sheldon ist gestern auch eine Aufholjagd gelungen."

Cassidy führt zur Qualifying-Halbzeit auf Regenreifen

Bei abtrocknenden Bedingungen gingen die meisten Fahrer zunächst mit Regenreifen auf die Strecke. Zur Halbzeit des 20-minütigen Qualifyings führte Nick Cassidy die Zeitenliste mit einer 2:28.459 an. Samstags-Sieger Dennis Olsen, Rene Rast, Thomas Preining und Laurens Vanthoor folgten auf den Plätzen zwei bis fünf - damit alle drei Porsche 911 in den Top-5 des Klassements. Wenige Fahrer versuchten erste Runs auf Slick-Reifen. Nach den Boxenstopps setzte schließlich ein Großteil des Feldes auf Slicks bei noch vielen feuchten Stellen auf der Strecke.

Grid-Strafen gibt es nicht nur in der Formel 1...

Im besten Stile der Formel 1, die parallel in Monza gastiert, hagelt es auch in der DTM Grid-Strafen. Clemens Schmid (GRT-Lamborghini), Dev Gore (Rosberg-Audi) und Esteban Muth (Walkenhorst-BMW) kassieren jeweils drei Strafplätze in der Startaufstellung, weil sie im Samstagsrennen viermal die Track-Limits überschritten hatten. David Schumacher muss sogar zwölf Positionen im Grid nach hinten wegen sieben Track-Limit-Vergehen.

Eine neue Regelung, die kurzfristig in der DTM eingeführt worden ist: Sollte ein Fahrer nicht in der Lage sein, die vollständigen Strafplätze abzuleisten, muss er im Rennen eine Stop-And-Go-Strafe antreten und kassiert obendrein noch eine 10-Sekunden-Zeitstrafe. Am Sonntagmorgen gab es hier eine weitere Änderung: Diese Ersatzstrafe wird aus Sicherheitsgründen in eine Durchfahrtstrafe umgewandelt. Rolf Ineichen (GRT-Lamborghini) kassiert obendrein für seinen Unfall am Samstag mit Maro Engel eine Strafversetzung um zehn Positionen.

BoP über Nacht geändert

Nach dem ersten Rennen gab es eine Anpassung der Balance of Performance - die erste Änderung an diesem Wochenende. Fahrer eines Audi R8 LMS GT3 und des Ferrari 488 GT3 durften jeweils 15 Kilogramm Zusatzgewicht ausladen. 5 Kilo weniger wurden zudem für den Lamborghini Huracan GT3 vorgegeben. Beim BMW M4 GT3 und dem Porsche 911 GT3 R gab es keine BoP-Anpassungen.